Das Gastgewerbe leidet unter gigantischen Umsatzeinbrüchen. Laut einer Umfrage der DEHOGA-Hessen lag der Umsatzverlust allein im November 2021 bei 40 Prozent im Vergleich zum Pre-Corona-Jahr 2019. Zahlen, die wirklich schockieren. Speziell wenn man bedenkt, dass die Gastromie schon vor der Krise das letzte Glied in der wirtschaftlichen Nahrungskette war. Fast alle Wirte sind mittlerweile finanziell und emotional am Ende. Ihr letzter Strohhalm war die Hoffnung auf die endgültige Entfristung der Mehrwertsteuersenkung auf Speisen. Insgeheim haben die meisten Wirte sogar darauf gehofft, dass die Politiker in dieser prekären Ausnahmesituation einmal Gnade walten lassen und die Senkung der Mehrwertsteuer auch auf Getränke ausweiten. Nun hat die neue Ampelkoalition ihren Koalitionsvertrag veröffentlicht. Leider steht dort nicht einmal etwas über die versprochene Mehrwertsteuersenkung auf Speisen. Nun muss dies noch nicht zwingend bedeuten, dass Olaf Scholz seinen Schwur auch brechen wird. Allerdings erinnern sich nun viele besorgte Wirte wieder an die legendäre SPD-Wahlkampagne von 2005 und die damit verbundene Mutter aller gebrochenen Wahlversprechen. Damals kämpfte die SPD bekanntlich mit dem markigen Slogan “Merkelsteuer, das wird teuer“ gegen die von der CDU geforderte Mehrwertsteuererhöhung von 16 auf 18 Prozent, nur um im Nachgang die Mehrwertsteuer gemeinsam mit der CDU auf unglaubliche 19 Prozent anzuheben. Die verwegene Idee einfach eine 0 mit einer 2 zu einer 3 zu addieren, um damit die größte Steuererhöhung in der Geschichte der Bundesrepublik zu ermöglichen, war schon ein tollkühner Husarenstreich. Allerdings macht dieser historische Alpha-Move den Wirten nun große Sorge. Sie befürchten, dass die SPD schon wieder ein gegebenes Wahlversprechen brechen könnte. Olaf Scholz hat mit seinem Schwur, die Mehrwertsteuer in der Gastronomie dauerhaft auf ein im europäischen Kontext faires Niveau zu senken, viele Gastronomen dazu motiviert, erstmalig die SPD zu wählen. Bei dem äußerst knappen Wahlergebnis ist sogar davon auszugehen, dass die neugewonnenen Stimmen der Kellner, Barkeeper, Köche und Wirte das berühmte Zünglein an der Waage waren. Wirte können jetzt nur hoffen, dass Herr Scholz diese Tatsache nicht vergessen wird.