Man muss sicherlich kein studierter Aerosol-Physiker sein, um zu verstehen, dass miserabel belüftete und vollgestopfte Busse und Bahnen aktuell die riskantesten Corona-Hot-Spots überhaupt sind. Trotzdem denkt die Regierung noch nicht einmal über einen Shutdown der Hochrisikozone ÖPNV nach! Jetzt dürfen auch noch Friseure ihre Pforten wieder öffnen, obwohl beim Friseur im Gegensatz zur Gastromie wesentlich intimer und länger am Kunden gearbeitet wird. Kein Wunder, dass Wirte sich nun ernsthaft fragen, warum das wohl so ist. Menschen essen und trinken auch im Lockdown. Wenn man also Wirten ein Berufsverbot erteilt, verschiebt der Staat damit lediglich Umsätze praktisch steuerneutral in den Lebensmitteleinzelhandel. Wenn man dagegen Friseure schließt entgehen dem Staat durch private Eigenleistung und florierende Schwarzarbeit sämtliche Steuereinahmen. Das gleiche gilt natürlich auch für den ÖPNV. Auch hier würden bei einer Schließung dem Staat sämtliche Einnahmen wegbrechen. Viele Gastronomen vermuten deshalb, dass die Regierung Friseure wieder eröffnet und den ÖPNV nicht schließt, nur um sich selber die fette Butter nicht vom Brot zu nehmen. Eine These, die zumindest sehr plausibel erscheint.
Paralipomenon I
Nichtsdestotrotz ist es absolut richtig, dass Friseure wieder öffnen dürfen. Es kann ja nicht sein, dass die verzweifelten Friseure vom Staat in die illegale Schwarzarbeit gezwungen werden und dabei fleißig riskante Sozialkontakte pflegen müssen, während die wesentlich sicheren Salons gleichzeitig komplett ruiniert werden.
Paralipomenon II
Heute ist der 18.Februar 2021. Noch immer haben wir keinerlei relevanten Kompensationszahlungen vom Staat erhalten! Auch sind bis zum heutigen Tage die Portale zur Beantragung der Novemberhilfen-Extra nicht on-Air! Damit können unsere Wirtschaftsprüfer, Anwälte und Steuerberater uns noch nicht einmal sagen, welche perfiden Fallstricke, Ausnahmen und Hürden wieder in die neuen Anträge implementiert wurden. Langsam nimmt die Sache wirklich groteske Züge an.
Paralipomenon III
Obwohl wir bisher vom Staat komplett im Stich gelassen wurden, brüstet sich die Regierung ständig vollmundig für ihre schnelle und unbürokratische “Hilfe“. Was die Regierung dabei immer geflissentlich verschweigt, ist die Tatsache, dass die Corona-Krise auch ein ganz exzellentes Geschäft für den Staat ist. Wir mussten beispielsweise im letzten Jahr noch nie so viel Geld für externe Beratung ausgeben. Auch haben wir gigantische Summen in Hochleistungsvirenfilter, Plexiglaswände, Lüftungsumstellung und diverse andere Hygienemaßnahmen investieren müssen. Selbstverständlich sind all diese kostspieligen Leistungen und Anschaffung voll steuerpflichtig. Der Staat konnte somit trotz Corona und unserem Berufsverbot noch einen fetten Reibach an unserem Leid generieren. Eine wirklich tolle Sache, jedenfalls für den Staat.