Die Bockenheimer Landstraße ist keine Einkaufsstraße, sondern eine lebendige Gastronomie- und Ausgehmeile. Restaurants, Cafés und Bistros prägen das Straßenbild und ziehen Gäste aus der gesamten Region an. Dementsprechend schockiert waren die ansässigen Wirte, als sie aus der Presse erfahren mussten, dass die Stadt Frankfurt plant, die bereits bestehenden Fahrradwege entlang der Bockenheimer Landstraße so zu verbreitern, dass die Straße durchgängig nur noch einspurig befahrbar wäre. Dauerstaus, eine schlechtere Erreichbarkeit und eine massiv erhöhte CO₂-Belastung wären damit natürlich vorprogrammiert. Obwohl damit klar ist, dass diese Maßnahme dem Gastronomiestandort erheblichen Schaden zufügen wird, wurden die betroffenen Gastronomen im Vorfeld nicht nach ihrer Meinung gefragt. Dennoch haben sich die leidtragenden Wirte entschlossen, der Stadt Frankfurt auf die nicht gestellte Frage zu antworten – und zwar wie folgt:
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Josef,
sehr geehrte Damen und Herren des Verkehrsdezernats, des Mobilitätsdezernats, der Stadtverordnetenversammlung, der IHK Frankfurt und des DEHOGA Hessen,
die unterzeichnenden Gastronomen der Bockenheimer Landstraße wenden sich mit großer Sorge an Sie. Wie wir aus der Presse erfahren mussten, plant die Stadt Frankfurt, den bereits bestehenden Fahrradweg entlang der Bockenheimer Landstraße so zu verbreitern, dass die Straße durchgängig nur noch einspurig befahrbar wäre. Diese Maßnahme wurde ohne jede Rücksprache mit den betroffenen Anliegern beschlossen und hätte gravierende Konsequenzen für den Verkehrsfluss, die Erreichbarkeit unserer Betriebe und die Attraktivität des Standorts.
Dabei ist dieser Umbau vollkommen überflüssig. Schon heute existieren auf beiden Seiten der Bockenheimer Landstraße eigene Fahrradwege. Zusätzlich wurde der parallel verlaufende Kettenhofweg erst kürzlich zur Fahrradstraße umgebaut. Die Radinfrastruktur in diesem Bereich ist also bereits umfassend ausgebaut – eine weitere Verbreiterung auf Kosten des Autoverkehrs entbehrt deshalb jeder Notwendigkeit.
Die Bockenheimer Landstraße ist keine klassische Einkaufsstraße, sondern eine lebendige Gastronomie- und Ausgehmeile. Restaurants, Cafés und Bistros prägen das Straßenbild und ziehen Kunden aus der ganzen Region an. Eine künstliche Verengung der Straße führt unweigerlich zu endlosen Staus, erschwert den Lieferverkehr und macht es unseren Gästen schwer, uns mit dem Auto zu erreichen. Zudem wird die Aufenthaltsqualität massiv beeinträchtigt – insbesondere für diejenigen, die auf unseren Terrassen speisen wollen und künftig auf eine endlose, CO2-emittierende Blechlawine blicken müssen.
Besonders empörend ist, dass die betroffenen Gastronomiebetriebe im Vorfeld nicht nach ihrer Meinung gefragt wurden. Jetzt zeigt sich deutlich, dass die überwältigende Mehrheit der betroffenen Gastronomen klar gegen diesen teuren und kontraproduktiven Umbau ist. Es kann nicht sein, dass über die Zukunft eines der wichtigsten Gastronomiestandorte Frankfurts entschieden wird, ohne die Menschen einzubeziehen, die hier täglich arbeiten und investieren.
Doch dieser überflüssige Umbau geht nicht nur zulasten des Autoverkehrs und der Gastronomie – er wird auch mit Steuergeldern finanziert. In Zeiten knapper öffentlicher Mittel ist es unverantwortlich, Millionenbeträge in ein Projekt zu stecken, das keinerlei erkennbaren Nutzen bringt, aber nachweislich massive Nachteile für Anwohner, Gewerbetreibende, Behinderte und Besucher verursacht. Statt Steuergelder für eine fragwürdige Fahrbahnverengung zu verschwenden, sollten diese Mittel sinnvoller eingesetzt werden – beispielsweise für die Sanierung bestehender Straßen, mehr Sauberkeit, einen besseren öffentlichen Nahverkehr oder die Schaffung dringend benötigter Parkmöglichkeiten.
Unsere Gäste, Lieferanten und Mitarbeiter sind auf eine funktionierende Infrastruktur angewiesen. Die willkürliche Reduzierung der Fahrspuren und der Wegfall dringend benötigter Parkmöglichkeiten gefährden nicht nur die Erreichbarkeit unserer Betriebe, sondern stellen auch einen direkten Angriff auf die Gastronomie, die Wirtschaftskraft und die Lebensqualität in diesem Viertel dar. Unsere Restaurants und Cafés sind ein zentraler Bestandteil des Frankfurter Stadtlebens und ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Wir beschäftigen zahlreiche Mitarbeiter, zahlen erhebliche Gewerbesteuern und tragen maßgeblich zur Attraktivität der Stadt bei. Eine Einschränkung unserer Geschäftstätigkeit hätte daher nicht nur gravierende Folgen für unsere Unternehmen, den Arbeitsmarkt und die städtischen Finanzen, sondern würde auch das kulturelle Leben Frankfurts spürbar beeinträchtigen. Unsere Betriebe sind nicht nur Orte des Genusses, sondern auch soziale Treffpunkte, die das gesellschaftliche Miteinander und die kulturelle Vielfalt der Stadt prägen. Ihre Existenz zu gefährden, bedeutet, ein Stück urbaner Lebensqualität aufs Spiel zu setzen.
Die Stadt Frankfurt darf die Bedürfnisse der Anwohner, Geschäftsleute und Besucher nicht ignorieren. Statt den Verkehr durch eine durchgängige Fahrbahnverengung zum Erliegen zu bringen, braucht es Lösungen, die die Erreichbarkeit erhalten, den Verkehrsfluss gewährleisten und den Charakter der Bockenheimer Landstraße als gastronomischen Hotspot nicht gefährden.
Wir fordern die Stadt Frankfurt daher auf, von den geplanten Maßnahmen Abstand zu nehmen.
Mit freundlichen Grüßen
Gregor Bernd (GREGOR’S – Boutique Vinothek)
Karsten Boy (Block House)
Igor Cakalic (The Black Bulls)
Myers del Alamo (Sunny Side Up)
Sedat Durmaz (Oceans)
Dimitrios Kalyvas (Café Laumer)
Anik Katyal (Palmenhof)
Gregor Meyer (Meyer Deli Coffee Kitchen)
Christian Mook (Mon Amie Maxi)
Luel Mulugeta (Elaine’s World)
Mickey Rosen & Alex Urseanu (MORIKI)
Dennis Rimonti (Via Monte Napoleone)
Philip Ricken (Le Bistro 66)
Karlheinz Schneider (Schneider´s Café Snackbar)
Giuseppe Talarico (Brixia)
Caroline & Dirk Vater (Chinaski)