Wie wir aus langjähriger Erfahrung als deutsche Wirte lernen durften, geben Franzosen im Ausland grundsätzlich kaum Trinkgeld, weil in Frankreich das Trinkgeld über die sogenannte Service-Compris-Charge von 15 Prozent automatisch auf die Restaurantrechnung aufgeschlagen wird.
Dementsprechend war es bis vor Kurzem noch üblich, in Frankreich lediglich bei besonders gutem Service ein paar Münzen in bar auf dem Tisch zu hinterlassen.
Bei unserer diesjährigen Côte-d’Azur-Recherche durften wir allerdings nicht nur feststellen, dass die Preise für Essen und Getränke regelrecht explodiert sind, sondern auch, dass die Restaurants an der französischen Riviera diese Trinkgeldpraxis mittlerweile grundlegend verändert haben.
Seit Neuestem ist es in den Restaurants an der pittoresken Küste Frankreichs vollkommen üblich, dass dem Gast nach dem Essen ein elektronisches Kreditkartenterminal präsentiert wird, bei dem man unter den aufmerksamen Argusaugen des Servicepersonals die komfortable Möglichkeit hat, zwischen einem Trinkgeld von 10, 20 oder 30 Prozent zu wählen.
Wenn man nicht als geiziger Pfennigfuchser gelten will und sich für die klug genudgte Mitte von 20 Prozent entscheidet, springt der Preis für die Languste allerdings plötzlich von 420 Euro auf locker über 500 Euro, und die kleine 0,2-l-Coca-Cola schlägt nicht mehr mit 8 Euro zu Buche, sondern gleich mit 10 Euro.
Wer übrigens einen romantischen Strandtag mit seinem Partner in einem Beach Club in Ramatuelle verbringen möchte, zahlt beispielsweise für ein Bett in den vorderen Reihen des Club Les Palmiers 230 Euro. Einen Schirm und ein Handtuch gibt es dann allerdings schon für jeweils nur 10 Euro.