Wir kamen kürzlich auf die verrückte Idee, mithilfe eines simplifizierten Sharpe-Ratio-Modells, das normalerweise Investoren in seiner komplexen Ursprungsform dabei hilft, die risikoadjustierte Rendite bei Finanzinvestitionen rational zu quantifizieren, die Sharpe Ratio eines handwerklich seriös arbeitenden Restaurants zu extrapolieren. Dabei konnten wir erstaunlich präzise triangulieren, dass die Sharpe Ratio, die typischerweise zwischen plus zwei für extrem attraktiv und minus zwei für absolut katastrophal oszilliert, für ein handwerklich seriös arbeitendes Restaurant in Deutschland derzeit bei komplett desaströsen minus 2,05 liegt.
Nun kam uns auch noch die absolut verrückte Idee, mithilfe des Mookschen Drei-Punkte-Modells die Sharpe Ratio für eine McDonald’s-Filiale zu triangulieren. Im Gegensatz zur handwerklich arbeitenden Speisegastronomie, in der rund achtzig Prozent aller neu eröffneten Restaurants ihren fünften Geburtstag nicht erleben, schließen Filialen großer Fast-Food-Konzerne praktisch nie. Das hat einen simplen Grund. McDonald’s, Burger King, KFC und Co. eröffnen ihre Filialen nicht, wie die meisten naiven Wirte, aus einer romantischen Intuition heraus, sondern nur nach brutal präzisen Marktanalysen. Bevor eine Fast-Food-Filiale gebaut wird, prüfen Heerscharen von smarten Analysten minutiös den lokalen Traffic, die Kaufkraft des Einzugsgebiets, das soziale Umfeld, die Altersstruktur, die Konkurrenzdichte und sogar mikrogeografische Faktoren wie Sichtachsen, Parkmöglichkeiten oder die Nähe zu Schulen und Autobahnausfahrten.
Im Wissen, dass international operierende Fast-Food-Filialen praktisch nie in den ersten fünf Jahren scheitern, setzen wir für unser bewährtes Sharpe-Ratio-Modell die Wahrscheinlichkeit des Scheiterns als ersten Datenpunkt mit heuristisch pessimistisch geschätzten drei Prozent an. Da McDonald’s als börsennotierte Aktiengesellschaft seine Zahlen offenlegen muss, wissen wir aus dem offiziellen Annual Report 2024, dass der Konzern eine operative Gewinnmarge von rund 45 Prozent erzielte. Das entspricht einem unglaublichen Vorsteuergewinn von knapp 40 Prozent. Für den dritten Wert, den risikofreien Zinssatz, nehmen wir wie üblich die Rendite der fünfjährigen Bundesanleihe, die aktuell bei etwa 2,3 Prozent pro Jahr liegt.
Wenn man diese drei Variablen in das bewährte Mook-Bernoulli-Modell einsetzt, ergibt sich trotz maximal pessimistischer Annahmen ein schier unfassbar optimistisches Bild. Im Erfolgsfall beträgt die kumulierte Fünfjahresrendite einer McDonald’s-Filiale rund 536 Prozent. Aus diesen Annahmen resultiert wiederum eine erwartete Gesamtrendite von etwa 517 Prozent bei einer Standardabweichung von rund 107 Prozent. Damit liegt die triangulierte Mooksche Sharpe Ratio aus Konzernsicht bei geradezu surreal sensationellen 4,72.
Doch selbst wenn man die Perspektive wechselt und die Berechnung aus Sicht eines Franchisenehmers vornimmt, der nach Abzug aller Gebühren an McDonald’s nur noch mit einer realistischen Nettomarge von 15 Prozent arbeitet, ergibt sich immer noch eine unglaublich beeindruckende Sharpe Ratio von rund 2,45. Um die Zahlen als Laie besser kontextualisieren zu können, sollte man noch wissen, dass selbst die besten Hedgefonds, Private-Equity-Fonds oder Blue-Chip-Portfolios in der Realität selten über einen Wert von 1,5 bis maximal 2 hinauskommen. Werte über 2 gelten bereits als absurd attraktiv, und alles, was über 3 liegt, ist ökonomisch betrachtet ein absolutes Unicorn.
Zum Schluss sei noch gesagt, dass sich die von uns triangulierten Sharpe Ratios, sowohl die 4,72 aus Konzernsicht als auch die 2,45 aus Franchisenehmersicht, auf die mikroökonomische Rentabilität einer einzelnen Filiale beziehen und nicht auf die börsennotierte Aktie von McDonald’s. Nichtsdestotrotz verdeutlicht unser Artikel, wie perfekt McDonald’s das Verhältnis von Risiko und Rendite industrialisiert hat und wie absolut irrational es ist, in Deutschland ein handwerklich seriöses Restaurant mit hoher Fertigungstiefe und ethisch erzeugten Lebensmitteln zu eröffnen.
