Thomas Sowell, der legendäre US-amerikanische Ökonom, Bürgerrechtler und Sozialtheoretiker, hat sich immer wieder vehement gegen aufoktroyierte Mindestlöhne ausgesprochen. In seinen Büchern, Interviews und Kolumnen bezeichnet er Mindestlöhne regelmäßig als „politisch populär, wirtschaftlich katastrophal“. Seine Kernaussage lautet dabei, vereinfacht paraphrasiert, dass sich Mindestlöhne zwar sozial anhören, in Wahrheit aber maximal unsozial sind. In diesem Kontext bezeichnet er den Mindestlohn auch immer wieder als klassisches Beispiel für „good intentions, bad results“.
Darüber hinaus ist der mittlerweile 95-jährige afroamerikanische Ökonom und Moralphilosoph der festen Überzeugung, dass Politiker den Mindestlohn vor allem deshalb so leidenschaftlich propagieren, weil ihr vermeintliches „Geschenk“ an die Bürger nicht von ihnen bezahlt werden muss, sondern von den Unternehmern, und ihnen darüber hinaus auch noch über Abgaben und Steuern massiv Gelder in die eigenen Kassen spült. Nüchtern betrachtet ist es also mehr als perfide, dass die Politiker ihren engagiert inszenierten Kampf für „faire“ Löhne auch noch für ihre populistische Propaganda missbrauchen.
Nun wissen wir ja, dass die vollkommen unabhängige Mindestlohnkommission unter dem massiven politischen Druck der SPD de facto kollabiert ist und beschlossen hat, den Mindestlohn in zwei Stufen auf 14,60 Euro anzuheben und damit fast das von der SPD geforderte Niveau zu erreichen. Das bedeutet, dass der Mindestlohn innerhalb von nur fünf Jahren um atemberaubende 48,68 Prozent steigen wird. Der doppelte Kostenschock aus exogener Inflation und politisch induzierter Lohnkostenexplosion wird die handwerkliche Speisegastronomie als klassische Mindestlohnbranche derart in finanzielle Bedrängnis bringen, dass Wirte sich wie bei einem Kobayashi-Maru-Test nur noch zwischen falsch oder falsch entscheiden können.
Speziell Wirte, die sich entschieden haben, sich nicht dem politischen Druck zu beugen und sich weiterhin weigern, hochverarbeitete Fertigprodukte oder Fleisch aus Qualmast zu verwenden, haben ihre Preissetzungsmacht längst verloren und stehen nun vor der toxischen Wahl, ihre Preise trotzdem zu erhöhen und damit zu riskieren, noch mehr Gäste zu verlieren, oder aber die Preise stabil zu halten und die steigenden Kosten aus der eigenen Marge zu decken, was unweigerlich in totale Selbstausbeutung oder in die Insolvenz führt.
Besonders traurig daran ist, dass die Mindestlohnempfänger, die ihren Job nicht verlieren, auch nicht viel von der Erhöhung haben werden, weil der Staat sich sofort wieder einen Löwenanteil der Lohnerhöhung über Steuern und Abgaben zurückholt und der verbleibende finanzielle Zugewinn durch die zwangsläufig explodierenden Lebenshaltungskosten schnell wieder aufgefressen wird.
Für den unwahrscheinlichen Fall, dass einige Leser nicht wissen, was es mit dem oben erwähnten Kobayashi-Maru-Test auf sich hat, hier noch eine kurze Erklärung: Der Kobayashi-Maru-Test stammt aus dem kinematografischen Star-Trek-Universum und ist ein fiktives Trainingsszenario der Sternenflottenakademie. Er konfrontiert Kadetten mit einer ausweglosen Situation, bei der jede auch nur erdenkliche Entscheidung falsch ist und unweigerlich in die Katastrophe führt. Beim Test geht es also nicht darum, ihn zu bestehen, sondern lediglich darum zu sehen, wie die Kadetten mit einer komplett ausweglosen Situation umgehen.