Lars Klingbeil, der eloquente SPD-Parteichef und amtierende Bundesminister der Finanzen, hat erst kürzlich die neuen Steuerschätzungen bis 2029 vorgestellt. Demnach sollen trotz der aktuell katastrophalen wirtschaftlichen Lage 33,6 Milliarden Euro mehr in die Kassen von Ländern und Kommunen fließen als ursprünglich gedacht.
Trotzdem schockierte Lars Klingbeil nun sämtliche deutschen Wirte mit der Aussage, dass die eindeutig versprochene Mehrwertsteuersenkung der rot dominierten Marienkäfer-Koalition jetzt doch auf der Kippe steht, weil die Bundesländer auf einer vollständigen Kompensation ihrer angeblichen Steuerausfälle in Höhe von 3,6 Milliarden Euro beharren, da sie ja dadurch nicht in den vollen Genuss der vollkommen unerwarteten Mehreinnahmen von 33,6 Milliarden kommen, sondern nur auf vollkommen unerwartete Mehreinnahmen von 30 Milliarden.
In diesem komplett absurden Kontext erinnern sich nun wieder viele verzweifelte Wirte in totaler Panik an den brutalen politischen Suckerpunch von Anfang 2024. Damals wurden sie trotz des eindeutigen Versprechens des Fortschrittskanzlers Olaf Scholz, die Mehrwertsteuer auf einen im europäischen Vergleich fairen Satz von sieben Prozent zu belassen, einfach unter den fiskalischen Steuerzug geworfen.
Nun haben wir ja bereits plausibel extrapoliert, dass die toxische Verquickung aus Mindestlohnerhöhung und der avisierten Mehrwertsteuersenkung die handwerklich seriös arbeitende Speisegastronomie als klassische Mindestlohnbranche nicht, wie politisch insinuiert, finanziell entlastet, sondern massiv belastet und dem Mindestlohnempfänger unterm Strich nicht einmal viel bringen wird, weil der Staat sich sofort wieder einen Löwenanteil über Steuern und Abgaben zurückholt und der verbleibende Rest durch die zwangsläufig explodierenden Lebenshaltungskosten praktisch aufgefressen wird.
Kommt die versprochene Mehrwertsteuersenkung auf sieben Prozent nicht, steigt der Mindestlohn trotzdem in zwei Schritten auf 14,60 Euro und damit um atemberaubende 48,68 Prozent innerhalb von nur fünf Jahren.
Man muss also wirklich kein Daniel Stelter sein, um zu verstehen, dass eine Lohnkostenexplosion von rund fünfzig Prozent ohne entsprechende Kompensation für eine klassische Mindestlohnbranche wie die handwerklich seriös arbeitende Speisegastronomie, die nicht nur längst jegliche Preissetzungsmacht verloren hat, sondern darüber hinaus auch noch weit überproportional stark auf andere Mindestlohnbranchen angewiesen ist, den absoluten Super-GAU bedeuten würde.
Zum Schluss wollen wir noch darauf hinweisen, dass Mindestlohnempfänger in der Gastronomie finanziell meist deutlich besser gestellt sind als Mindestlohnempfänger in anderen Mindestlohnbranchen, da sie im Gegensatz zu anderen Mindestlohnempfängern meist zusätzlich steuerfreie Nacht-, Sonn- und Feiertagszuschläge erhalten, die ihr Nettoeinkommen deutlich steigern.
Auch möchten wir noch einmal darauf hinweisen, dass wir und die meisten anderen Wirte überhaupt nichts gegen einen fairen Mindestlohn und hohe Gehälter unserer Mitarbeiter einzuwenden haben. Die ethisch arbeitende Individualgastronomie ist meistens klein und maximal mittelständisch. Unsere Mitarbeiter sind dementsprechend auch unsere Freunde und Kollegen. Wir stehen täglich gemeinsam mit ihnen an der Front und zahlen deshalb sehr gerne gute Gehälter.
Das Problem ist allerdings, dass man diese Löhne auch erwirtschaften können muss. Keine leichte Sache, wenn die Personalkostenquote schon bei über 40 Prozent liegt und der Wareneinsatz zusätzlich noch über 30 Prozent.
