Kürzlich sind wir im Rahmen unserer Recherchen wieder einmal in die USA gereist. Unsere erste Station war Las Vegas. Schon dort fiel uns sofort auf, dass sich die Zeiten geändert haben. Beispielsweise setzt man in Sin City nicht mehr auf billige Zimmer und riesige All-you-can-eat-Buffets, sondern fokussiert sich in den Restaurants und Casinos mittlerweile viel stärker auf ausgeklügelte Upselling-Strategien.
Beispielsweise berechnet das Giada-Restaurant am Las-Vegas-Boulevard seinen Gästen, die mit Blick auf den Strip speisen möchten, eine sogenannte Strip-View-Dining-Fee von 125 Dollar pro Person. Im Prime Steakhouse im Bellagio-Casino muss der Gast, der mit Blick auf die imposanten Wasserspiele dinieren will, dem Restaurant einen Mindestverzehr von 175 Dollar pro Person garantieren, selbstverständlich ohne Steuern, Fees und das mittlerweile übliche Trinkgeld von 25 Prozent. Der Mindestverzehr stellt allerdings kein Problem dar, da man diesen bereits mit einem Salat, einem Rib-Eye und einer Beilage mühelos überschreitet. Auch kommen einem die Preise angesichts der Tatsache, dass das Aria Hotel & Casino für eine kleine Plastikflasche Wasser aus der Minibar bereits 26 Dollar ohne Steuern und Gebühren verlangt, fast schon absurd preiswert vor.
Hotels in Vegas berechnen zu ihren längst schon nicht mehr günstigen Preisen neuerdings auch noch sogenannte Resort Fees für Internetnutzung, Pool und Fitnessräume, selbstverständlich auch dann, wenn man keines dieser Angebote nutzt. Darüber hinaus verlangen viele Hotelcasinos von Gästen, die vor 16 Uhr einchecken möchten, eine Early-Check-in-Fee von bis zu 100 Dollar. Auch das Valet-Parking ist natürlich kostenpflichtig. In unserem Hotel haben wir täglich ohne Trinkgeld 50 Dollar gezahlt. Wer selbst parkt, zahlt zwar etwas weniger, muss aber dennoch tief in die Tasche greifen. Laut Vegas Insider kostet das Self-Parking am Strip inzwischen durchschnittlich 23 Dollar. Dafür erspart man sich allerdings die zehn Dollar Trinkgeld für den Valet-Boy.
Besonders kreativ zeigen sich die Hoteliers und Gastronomen auch bei den versteckten Zuschlägen. Viele Bars und Restaurants schlagen ihren Gästen klammheimlich eine sogenannte Energy Fee von zwei bis drei Prozent auf die Rechnung auf, offiziell zur Abdeckung gestiegener Strompreise. Gleichzeitig wird in zahlreichen Etablissements ein Aufpreis von bis zu zehn Dollar pro Cocktail verlangt, wenn man seinen Drink mit Aussicht auf den Strip oder in einer Rooftop-Bar genießen möchte, etwa in der Chandelier-Bar im Cosmopolitan oder im Foundation Room im Mandalay Bay. Selbst die Eiswürfel werden in Vegas clever monetarisiert. Wer sich am Pool oder in der Suite eine gekühlte Flasche Champagner servieren lässt, zahlt in vielen Hotels mittlerweile zusätzlich zum teuren Champagner, dem Trinkgeld von 25 Prozent und den diversen Gebühren auch noch eine Ice-Bucket-Fee von bis zu 20 Dollar.
Darüber hinaus wird in vielen Bars, Shops und Restaurants ein pauschaler Kreditkartenzuschlag von bis zu vier Prozent verlangt. Es hilft allerdings auch nicht viel, wenn man sich daraufhin entscheidet, doch besser in bar zu zahlen, denn beim Abheben am Geldautomaten fallen oft horrende Kosten an. Vor allem in den großen Casinos wie dem Cosmopolitan, Mandalay Bay oder Caesars Palace verlangen die Automatenbetreiber teilweise absurd hohe Gebühren. Dazu kommen oft noch Auslandsgebühren der Hausbank. Besonders perfide ist, dass viele Automaten anbieten, den Betrag direkt in Euro abzurechnen. Wer hier nicht aufpasst, zahlt am Ende deutlich mehr, weil der Wechselkurs bewusst zu Ungunsten des Kunden gestaltet ist.
Wirklich bemerkenswert ist auch die sogenannte CNF-Fee, die mittlerweile in immer mehr Restaurants erhoben wird. CNF steht für Concession and Franchise Fee und wird mit der Begründung eingezogen, dass das Restaurant innerhalb eines Hotelcasinos betrieben wird und deshalb einen prozentualen Anteil der Umsätze an den Eigentümer abführen muss. Dabei handelt es sich nicht etwa um eine klassische Servicepauschale, sondern schlicht um eine interne Lizenzgebühr, die direkt an den Vermieter fließt und auf den Gast abgewälzt wird. In manchen Fällen taucht die CNF-Fee nicht einmal transparent auf der Karte auf, sondern wird diskret am Ende der Rechnung addiert. Dass es sich hierbei nicht um eine freiwillige Gebühr handelt, sondern um einen verpflichtenden Aufschlag, verstehen viele Gäste oft erst nach genauerem Studium des Kleingedruckten.
Las Vegas war schon immer erfinderisch, wenn es darum ging, dem Besucher möglichst charmant möglichst viel Geld aus der Tasche zu ziehen. Aber das aktuelle Gebührensystem hat mittlerweile eine Höhe und Komplexität erreicht, die dem absurden Steuerdschungel der Bundesrepublik Deutschland in fast nichts mehr nachsteht. Ein Unterschied bleibt aber weiterhin bestehen, in Las Vegas hat man wenigstens Spaß, wenn das Geld von unten nach oben umverteilt wird.