Laut einer brandaktuellen Studie des renommierten IFO-Instituts ist das Gastgewerbe die am stärksten von der Mindestlohnerhöhung betroffene Branche. Darüber hinaus ist das Gastgewerbe als klassische Mindestlohnbranche auch noch weit überproportional auf andere Mindestlohnbranchen angewiesen und damit natürlich doppelt hart getroffen.
Im Zuge der anstehenden Kostenexplosion planen laut IFO fünfzig Prozent der Betriebe, trotz verlorener Preissetzungsmacht ihre Preise zu erhöhen. Zweiundzwanzig Prozent der Unternehmen geben an, Stellen streichen zu wollen, und achtundzwanzig Prozent planen, ihre Investitionen aufgrund kollabierender Margen künftig massiv zurückzufahren. Der ökonomische Trend ist damit extrem toxisch, glasklar und maximal beunruhigend.
Kein Wunder also, dass Sebastian Link vom IFO-Institut ausdrücklich betont, dass die Mindestlohnerhöhung in einer Phase wirtschaftlicher Stagnation als extrem kontraproduktiv bewertet werden muss.
Besonders tragisch an der Sache ist, dass die Mindestlohnempfänger, die die eigentlichen Profiteure einer Mindestlohnerhöhung hätten sein sollen, von der Anhebung unterm Strich nicht einmal viel haben werden, weil sich der Staat einen Löwenanteil der Lohnsteigerung über Steuern und Abgaben sofort zurückholt und der verbleibende finanzielle Zugewinn durch die zwangsläufig explodierenden Lebenshaltungskosten umgehend aufgefressen wird.
Wenn man politisch wirklich das Ziel verfolgen würde, Mindestlohnempfängern mehr Netto im Portemonnaie zu lassen, wäre eine Senkung der Lohnsteuer die sinnvollere Stellschraube. Ökonomisch wäre das für den Staat übrigens weit weniger dramatisch, als es auf den ersten Blick erscheint. Da Geringverdiener über statistisch vernachlässigbare Sparquoten verfügen, fließt ein Großteil ihrer zusätzlichen Mittel unmittelbar in den Konsum und kehrt so über die Mehrwertsteuer wieder als Steuereinnahme zurück. Eine Entlastung unten würde sich also über den Konsumkreislauf zum großen Teil selbst refinanzieren, ohne die gesamte Branche in eine toxische Lohn-Preis-Spirale zu treiben.
Diese Tatsache stützt wiederum unsere These, dass es der SPD bei ihrem erfolgreichem Kampf für einen höheren Mindestlohn nicht darum ging, Mindestlohnempfänger finanziell besserzustellen, sondern lediglich darum, einen Milliardenschatz auf Kosten der Unternehmer von unten nach oben in die Staatskasse umzuverteilen.
