Taylor Sheridan, der begnadete Drehbuchautor, Regisseur, Schauspieler und Schöpfer von so ikonischen Filmen und Serien wie Sicario, Hell or High Water, Landman, Wind River, Tulsa King und natürlich des gesamten Yellowstone-Universums, ist im Herzen ein romantischer Cowboy. Bei den Dreharbeiten zu Yellowstone hat er sich dermaßen in die tatsächlich existierende 6666 Ranch in Texas verliebt, dass er kurzerhand beschlossen hat, die legendäre Rinderfarm zum kolportierten Preis von 320 Millionen Dollar zu kaufen.
Die Four Sixes Ranch, wie sie offiziell heißt, wurde bereits 1870 gegründet und erstreckt sich über eine Fläche von mehr als 350.000 Acres, also rund 1.400 Quadratkilometern. Sie gilt als eine der bedeutendsten und traditionsreichsten Rinderfarmen der Vereinigten Staaten und steht seit jeher für höchste Zuchtqualität, unbändigen Pioniergeist und texanische Authentizität. Sheridan verfolgt mit dem Erwerb offensichtlich weit mehr als einen sentimentalen Plan. Er will die Ranch nicht nur erhalten, sondern zur kulturellen Ikone ausbauen und sie als Drehort, Marke und Lebensgefühl in sein filmisches Universum integrieren.
In diesem Kontext hatten wir Euch bereits berichtet, dass Taylor Sheridan ein 6666 Pop-up-Steakhouse im sagenumwobenen Wynn Casino in Las Vegas eröffnet hat. Nun sind wir im Rahmen einer unserer Steakpeditionen nach Las Vegas geflogen, um für Euch das temporäre High-End-Steakhouse persönlich unter das gestrenge Mookular zu nehmen.
Die Four Sixes Ranch ist nicht nur eine legendäre Rinderfarm, sondern auch eine der renommiertesten Pferdezuchtbetriebe der Vereinigten Staaten. Insbesondere ihre American Quarter Horses genießen in der Szene einen beinahe mythischen Ruf. Seit Jahrzehnten liefert die Ranch genetisch exzellente Tiere, die in puncto Kraft, Schnelligkeit, Nervenstärke und Intelligenz Maßstäbe setzen.
Viele der auf der 6666 Ranch gezüchteten Pferde haben nationale Rodeo-Titel gewonnen, sind in Cutting-, Reining- oder Working-Cowhorse-Disziplinen erfolgreich im Einsatz oder dienen als unentbehrliche Arbeitspartner auf den Ranches des Westens. Ihre Leistungsfähigkeit ist ebenso legendär wie ihre elegante Erscheinung – eine perfekte Symbiose aus Funktionalität und Präsenz.
Wer auf der Four Sixes Ranch ein Pferd erwirbt, investiert nicht einfach in ein Tier, sondern in ein Stück lebendiger Westernkultur. Die Tiere tragen nicht nur ein berühmtes Brandzeichen auf der Hüfte, sondern auch das Erbe texanischer Zuchtkunst in ihrer DNA.
Während auf der 6666 Ranch eher rustikale Speisen wie Smoked Brisket, Cornbread und Beans ’n’ Bacon serviert werden, konzentriert sich das 6666 Steakhouse neben den obligatorischen Premium Steaks auf ausgesprochen exklusive Gerichte. Serviert werden unter anderem opulente Meeresfrüchteplatten, Kaviar und feinstes Lump-Crab Meat.
Darüber hinaus betreibt der gewiefte Businessman Taylor Sheridan in seinem Pop-up-Steakhouse auch eine ausgesprochen smarte Upselling-Strategie. Man kann sein Steak beispielsweise mit sogenannten Enhancements wie einem halben Hummer oder ein paar Alaskan King Crab Legs kostspielig aufpimpen.
Wie wir an den Nachbartischen beobachten konnten, handelt es sich dabei um ein Angebot, das von der zahlungskräftigen High-Roller-Klientel sehr gerne angenommen wird.
Die vier prächtigen Cocktail Shrimps sind perfekt kalibriert, angenehm temperiert und herrlich knackig. Sie stehen damit unseren Shrimps im M-Steakhouse in wirklich nichts nach. Die vier Shrimps kosten dabei mit Steuern nur umgerechnet 39 Euro und sind damit nicht einmal doppelt so teuer wie bei uns. In den USA kommt allerdings noch das obligatorische Trinkgeld von mindestens 20 Prozent on top.
Der Caesar Salad im 6666 Steakhouse verzichtet natürlich auf den beliebten Convenience-Kompromiss aus labbrigen Croutons und unterkomplexer Fertigsauce und setzt stattdessen auf kompromisslose Produktqualität sowie eine wohltuend puristische Präsentation. Die knackfrischen, in großzügigen Blättern angerichteten Römersalatherzen bilden eine stabile Basis für das cremig-würzige Sardellen-Parmesan-Dressing, das sich wie ein perfekt dosierter Schleier über das knackige Blattwerk legt.
Besonders erfreulich ist, dass hier nicht mit den absurden und leider in Deutschland sehr beliebten Parmesan-Blättern gearbeitet wird, sondern der Käse stilecht mit einer Microplane-Reibe ultrafein gerieben wird. So entsteht eine extrem filigrane und gleichmäßige „Beschneiung“, die den Salat aromatisch trägt, ohne ihn zu dominieren.
Die knusprigen Brösel aus geröstetem Brot erinnern dezent an klassische Croutons, jedoch ohne deren oft störende Aufdringlichkeit. Insgesamt ist der Caesar Salad im 6666 Steakhouse genau so, wie er sein sollte: schlicht, hochwertig, frisch und handwerklich perfekt exekutiert. Wir vergeben hier deshalb mit gutem Gewissen die absolute Höchstnote Mookstyle.
Hier noch ein kleiner Fun-Fact am Rande: Die gerade eben erwähnte Microplane trägt im professionellen Küchenjargon nicht ganz zu Unrecht den wenig schmeichelhaften Spitznamen Fingerfucker.
Die Zwiebelsuppe im 6666 Steakhouse ist ein echter Soulpleaser. Schon der erste Löffel offenbart eine tiefgründige Aromatik, die von perfekt karamellisierten Zwiebeln, einem kraftvoll reduzierten Fond und einer subtil eingebundenen Süße getragen wird.
Die Textur ist dicht, fast schon barock, das Zusammenspiel von Umami, Röstaromen und herzhafter Würze ist geradezu perfekt ausbalanciert. Die darüber gratinierte Gruyère-Käsehaube komplementiert die herzhaft-süße Kreation noch um einen wohligen Käse-Akkord.
Allerdings fällt der Cheese-Pull im Gegensatz zu unserer Soupe à l’Oignon Gratinée im Mon Amie Maxi wesentlich dezenter aus, weil das 6666 Steakhouse den teuren Edelkäse deutlich spartanischer dosiert als wir.
Trotzdem steht die Zwiebelsuppe im 6666 Steakhouse unserer Soupe à l’Oignon Gratinée im Mon Amie Maxi in fast nichts nach – abgesehen vom Preis: Die Suppe im 6666 Steakhouse ist umgerechnet rund 60 Prozent teurer als in unserer kleinen, bescheidenen Brasserie und Austernbar.
Die Steaks werden von den sympathischen Kellnern im Gueridon-Service vor den Augen der staunenden Gäste fachgerecht tranchiert. Wie man unschwer erkennen kann, tragen die Kellner dabei derbe Lederschürzen sowie stilechte Jeanshemden und Hosen der legendären Westernmarke Wrangler.
Eine Brand, die seit den späten 1940er-Jahren zum bevorzugten Outfit von Rodeoreitern, Ranch-Arbeitern und Country-Sängern gehört und bis heute als Inbegriff authentischer Cowboy-Wear gilt.
Wie das geübte Kennerauge an der nur sehr dezent gebräunten Kruste und der gleichmäßigen rosa Farbe des Fleisches sofort erkennt, setzt Taylor Sheridan auf eine für US-amerikanische Top-Notch-Steakhäuser eher ungewöhnliche Zubereitungstechnik. Anstatt Dry-Aged-Steaks in einem High-Performance-Steakbroiler von Montague oder Southbend mithilfe brachialer Hitze mit einer robusten Kruste zu versehen, werden die Steaks im 6666 Steakhouse im Sous-vide-Verfahren gegart und anschließend kurz in einer gusseisernen Pfanne arrosiert. Eine Technik, die sonst eher bei Fleisch von mediterraner Qualität zum Einsatz kommt.
Warum das 6666 Steakhouse auf das Umami und die rustikalen Röst- und Malzaromen der Maillard-Reaktion praktisch komplett verzichtet und sich stattdessen auf die eher konturlose Duktilität von sous-vide-gegartem Fleisch fokussiert, wissen wir nicht. Vielleicht ist Taylor Sheridan ein Mein-Körper-ist-ein-Tempel-Typ, der Angst vor Acrylamiden hat.
Eine Angst, die auch uns immer wieder von gesundheitsbewussten Gästen vorgetragen wird, obwohl das schwedische Karolinska-Institut längst nachgewiesen hat, dass ausschließlich stärkehaltige Lebensmittel unter dem Verdacht stehen, unter Hitzeeinfluss signifikante Mengen Acrylamid zu bilden.
Wenn ein Pork Belly auf der Karte steht, muss man ihn als engagierter Carnivor Connaisseur selbstverständlich auch bestellen. Geschmack und Konsistenz lassen sich in diesem Fall bereits anhand der Optik erstaunlich präzise antizipieren.
Die Beilagen im 6666 Steakhouse sind durchweg solide, bedürfen aber keiner besonderen Erwähnung oder Tiefenanalyse. Eine Beilage, die uns allerdings extrem positiv aufgefallen ist, sind die Mac ’n Cheese.
Die Pipe Rigate sind perfekt al dente gekocht, die Sauce ist wohltuend samtig, voluminös und von sublimer Tiefe. Die buttrigen Breadcrumbs komplementieren das Guilty-Pleasure-Sujet noch um einen knusprig-aromatischen Akzent und bilden so einen wundervollen Kontrast zur opulenten Käsecreme. Die feinen Brösel knistern beim Kauen leise zwischen den Zähnen und entfalten dabei ein herrlich nussiges Aroma, das den ohnehin schon exzellenten Gesamteindruck auf ein komplett neues Level hebt. Für das Mac ’n Cheese im 6666 Steakhouse können wir deshalb auch wieder ohne schlechtes Gewissen die absolute Höchstnote Mookstyle vergeben.
Ein wirklich großes Kompliment, weil wir echte Mac-’n’-Cheese-Experten sind, die nicht nur Mac ’n Cheese im COQODAQ in New York und im Publick House in Boston gegessen haben, sondern auch in Murray’s Cheese Bar in New York und im Yardbird in Miami. Allesamt Referenzlokale, wenn es um den perfekten Mac-’n’-Cheese-Moment geht. Wir wissen also, wovon wir reden.
Wusstet Ihr eigentlich, dass wir im M-Steakhouse bereits 1997 erstmalig in Deutschland Mac ’n Cheese angeboten haben? Leider war der legendäre Klassiker der amerikanischen Comfort-Cuisine damals noch völlig unbekannt und wurde praktisch von all unseren Gästen ignoriert.
Glücklicherweise haben sich die Zeiten geändert. Immer mehr Gäste haben inzwischen erkannt, dass Mac ’n Cheese ein ultimatives Guilty Pleasure sein kann.
Habt Ihr eigentlich schon einmal Mac ’n Cheese im M-Steakhouse probiert? Falls nicht, solltet Ihr das unbedingt zügig nachholen. Unser hochkalorische Crowdpleaser ist nämlich absolut köstlich und spielt ganz oben mit in unserem internationalen Mac-’n’-Cheese-Ranking.
Wie man an unserer Rechnung unschwer erkennen kann, ist es durchaus möglich, im 6666 Steakhouse selbst inklusive Tip und Steuern für unter tausend Dollar ein romantisches Tête-à-Tête zu verbringen – zumindest, wenn man wie wir konsequent auf teure Weine, Desserts und Luxusprodukte wie Kaviar, Lobster und Alaskan King Crabs verzichtet.
In Las Vegas (Clark County) liegt der kombinierte Steuersatz aus 6,85 Prozent Staats- und 1,525 Prozent Landkreissteuer übrigens bei exakt 8,375 Prozent. Würde man wie in Deutschland 19 Prozent zahlen und zusätzlich den mittlerweile vollkommen üblichen Tip von 25 Prozent entrichten, würde man es selbst bei unserem bescheidenen Verzehrverhalten nicht schaffen, unter der magischen Grenze von 1.000 Dollar zu bleiben.