Der spektakuläre Colony Room ist die neue Supervenue der beiden umtriebigen Society-Lieblinge Jeremy King und Chris Corbin. Wir hatten bereits im Rahmen unserer Beaumont Preview angekündigt, den authentischen Grill Room für Euch etwas ausführlicher unter das gestrenge Mookular zu nehmen. Nun lösen wir endlich unser Versprechen ein. Jeremy King und Chris Corbin sind für aufmerksame Mook-Magazin-Leser ja ohnehin längst so etwas wie gute alte Bekannte. Ihre legendären Konzepte wie das Delaunay, das Wolseley und die Zedel-Brasserie sind nicht nur das grandiose architektonische Vermächtnis von David Collins, sondern auch die beliebtesten Hangouts der gesamten intellektuellen Londoner Upperclass. Der kometenhafte Aufstieg des dynamischen Duos ist aber noch längst nicht vorbei. Jeremy King und Chris Corbin haben sich entschieden, ihr gastronomisches Imperium noch um ein Konzept in der Tradition der klassischen amerikanischen Grill Rooms zu erweitern. Ob das ambitionierte Vorhaben auch gelungen ist, könnt Ihr nun hier erfahren…
Der Colony Grill Room erinnert mit seinen burgunderfarbenen Ledersitzecken, den Schwarz-Weiß-Portraits und den lempickaesken Art-Deco-Murals sofort an den historischen Celebrity-Haunt „Brown Derby“ auf dem Wilshire Boulevard in Los Angeles. Das ganze wirkt fast ein wenig wie eine perfekt komponierte Hollywood-Kulisse. Man hat förmlich das Gefühl, dass Howard Hughes und Katharine Hepburn jeden Moment eng umschlungen um die Ecke stolzieren müssten.
Wer übrigens gerade denkt, dass die originären Art-Deco-Murals im Colony Grill Room vom Duktus und Sujet durchaus aus der Feder des begnadeten John Mattos stammen könnten, liegt mit dieser Vermutung völlig richtig. John Mattos hat unter anderem schon das grandiose Kinoplakat von „The Rocketeer“ gestaltet. Auch stammen die wunderbaren Auto-Skribbles aus dem Francis Ford Coppola Filmklassiker „Tucker – The Man and His Dream“ aus dem Atelier des virtuosen Art-Deco-Künstlers. Übrigen sollte man John Mattos auf keinen Fall mit dem renommierten Graffiti- und Street-Art-Künstler John Matos verwechseln. Hierbei handelt es sich nämlich nur um eine geradezu groteske Duplizität der Namen.
Die ausführenden Innerarchitekten haben es wirklich virtuos verstanden, den eigentlich kargen Raum in ein echtes Art-Deco-Juwel zu verwandeln. Eine wahrhaft anspruchsvolle Herausforderung. Der Colony Grill Room wurde nämlich genau in das Herz der Kubatur implantiert und verfügt über kein einziges Fenster. Verantwortlich für diese äusserst gelungene Metamorphose sind übrigens die in London ansässigen Richmond Design Studios.
Der Colony Grill Room arbeitet mit echter Korpusware. Das edle Tafelsilber verbreitet dabei eine zauberhaft gediegene Grand-Hotel-Atmosphäre. Jeremy King und Chris Corbin sind wirklich zu beneiden. Es muss wundervoll sein, wenn man bei der Ausstattung seiner Restaurants aus dem Vollen schöpfen kann. Leider ist es in Deutschland für die gehobene Speisegastronomie schon lange fast unmöglich geworden, große Investitionen in einem kaufmännisch vernünftigen Zeitrahmen zu recoupen. Die dramatisch steigenden Kosten, das preissensitive Publikum und die erstaunliche Steuerphilosophie des Deutschen Fiskus machen es ethisch arbeitenden Gastronomen immer schwerer.
Hier sehen wir die First Lady des Mook Culinary Research Teams beim intensiven Studium der faszinierenden Speisekarte. Wie sich sehr schnell herausstellt, ist das Menü ein wahrer Quell der Freude. Wo findet man heute noch so zauberhaft nostalgische Gerichte wie Baked Alaska, Oyster Rockefeller oder einen Bluecheese-Wedge auf einer Speisekarte? Ach ja, bei uns!
Bei der Speisekarte plündern Corbin and King auch teilweise ihr eigenes Repertoire. Wahre Kenner werden sich beispielsweise noch an die fabelhaften Eggs Arlington aus dem „Le Caprice“ erinnern. Auch die hier gezeigte Präsentation der Eggs Benedict dürfte eingefleischten King-und-Corbin-Fans durchaus bekannt vorkommen.
Auch ein traditioneller Shrimps-Cocktail darf natürlich nicht fehlen. Wir waren übrigens die Ersten, die 1997 im M-Steakhouse einen authentischen amerikanischen Shrimps-Cocktail mit dem original Meerrettich-Ketchup-Dip in Deutschland serviert haben. Eine Tatsache, die vielen von Euch sicherlich noch nicht bekannt war.
Auch ein grilled Cheese Sandwich findet sich auf der Karte des Colony Grill. Wir sind ernsthaft begeistert und von seiner wundervollen Schlichtheit fast ein wenig übertölpelt. Man beachte bitte an dieser Stelle auch, dass die Pommes Frites im klassischen Julep-Cup serviert werden. Nach unserer Rückkehr aus London haben wir uns entschlossen, diese wunderschöne Präsentation auch im Mon amie Maxi einzuführen. Gehalten wird die Kreation übrigens von der geschmeidigen Hand des kulinarischen Trendsetter des Jahres.
Was wurden wir damals belächelt, als wir das erste Mal eine ganze gekochte Artischocke angeboten haben. Viele deutsche Gäste vermuteten dahinter sogar eine Art Aprilscherz oder gar eine versteckte Kamera.
Auch einen dressed Weymouth-Crab-Salad kann man bei einem Besuch im Colony Grill Room probieren.
Der Shepherd’s Pie im Colony Grill erinnert geschmacklich sehr an das köstliche Hachis Parmentier im Mon amie Maxi.
Der weltberühmte Philosoph Roland Barthes galt als einer der federführenden Wissenschaftler im Bereich der strukturalistischen Semotik. Er sagte einmal folgende poetische Worte über den Steaktatar: „In dieser Art der Zubereitung sind alle Keimzustände der Materie enthalten: Der blutige Brei, das Schleimige des Eies, der ganze Zusammenklang weicher lebender Substanzen, ein bedeutungsvolles Kompendium der Bilder des Vorgeburtlichen“. Ob jemand es je hätte sinnlicher beschreiben können? Uns jedenfalls schmeckt der schleimige Blutbrei trotzdem recht gut.
Yes, Ihr seht vollkommen richtig! Auch ein Hot Dog findet sich auf der Karte des Colony Grill.
Und noch ein absoluter Klassiker. Wir fragen uns ernsthaft, wie viel Reuben Sandwich wir wohl schon in unserem Leben gegessen haben.
Natürlich gibt es in einem Grill Room auch etwas vom Grill. Hier sehen wir exemplarisch ein 14 Oz. New York Strip Bone-in. Man beachte bitte an dieser Stelle auch die Grilltomate. Etwas so wunderbar Antiquiertes ist dem Mook Culinary Research Team schon lange nicht mehr unter das Mookular gekommen.
Sicherlich werdet Ihr Euch alle noch lebhaft erinnern. Kürzlich verlieh der legendäre Klaus Vogt vom „Goldenen Stern“ in Steinbach unserer Sole Meunière das Prädikat „Beste Seezunge seines Lebens“. Klaus Vogt ist ein wahrer Virtuose am Herd und zählt schon seit vielen Jahren zu unseren ganz großen kulinarischen Vorbildern. Sein kompetentes Urteil bedeutet uns deshalb auch mehr als jeder Stern. Die Seezunge im Colony Grill ist allerdings auch von exzellenter Qualität und erreicht fast das Niveau im Mon amie Maxi. Während wir aber unsere Seezunge traditionell in schaumiger Butter goldbraun schwenken, entscheidet sich der Grill Room offensichtlich dafür, seinen Plattfisch auf einem Gitterrost zu grillen.
Bespoke Sundaes sind natürlich eine famose Idee. Wir sind Professionals und bestellen spontan 3 Scoops fully loaded. Im Eifer des Gefechts vergessen wir allerdings, den notwendigen Fotobeweis für Euch auf virtuelles Zelluloid zu bannen. Wir bitten Euch diesen unglaublichen Fauxpas zu verzeihen. Selbst die Mitglieder des MCRT sind nicht immer vor Fehlern gefeit.
Zum Schluss noch ein Blick auf die imposante Fassade des Beaumont Hotels. Der legendäre Hotel-Tycoon Conrad Hilton sagte übrigens einmal, dass der Erfolg eines Hotels vornehmlich von drei Faktoren abhängt: Lage, Lage und Lage. Das wunderschöne Art Deco Hotel liegt auf der Audley Street in Mayfair, genau zwischen Marble Arch und dem Oxford Circus. Der legendäre Department Store Selfridges ist nur einen Katzensprung entfernt. Eine bessere Lage wird man in London wohl nur schwerlich finden. Ein ganz besonderes Highlight im Beaumont Hotel ist die bewohnbare Skulptur des weltberühmten Bildhauers Antony Gormley. Der geometrische Golem wird einfach nur „The Room“ genannt und kann schon für £ 2.500 pro Nacht gemietet werden. Antony Gormley ist spätestens seit der Enthüllung seiner gigantischen Angel-of-the-North-Skulptur wirklich in aller Munde. Der Golem wird deshalb sicherlich schon für viele Jahre im Voraus vermietet sein.