Laut dem renommierten Tatler, dem Architectural Digest und diverser anderer Lifestyle- und Design-Magazine gilt gemeinhin das Clos Maggiore als das romantischste Lokal der Welt. Und tatsächlich ist das französische Restaurant im Londoner Covent Garden, dank seiner hübschen Blumenarrangements und dem behaglich flackernden Kamin, ein wahrlich adäquates Refugium für ein intimes Tête-à-tête. Bei unserer jährlichen Côte d’Azur-Recherchen sind wir nun allerdings im pittoresken Küstenstädtchen Eze auf ein noch wesentlich romantischeres Restaurant gestoßen. Das geradezu unfassbar opulent dekorierte Mas Provençal sprengt mit seiner üppigen Blumenpracht und den unzähligen liebevollen Details geradezu jegliche Vorstellungskraft. Dass dieses faszinierende Kleinod noch immer ein echter Geheimtipp ist, erscheint der Mook Redaktion als eines der letzten großen gastronomischen Rätsel.
Der staunende Gast betritt das Mas Provençal durch einen langen dschungelartigen Korridor. Man fühlt sich dabei fast ein wenig wie Dr. Jones in Raiders of the lost Ark. Allerdings wartet am Ende des grünen Tunnel kein goldenes Chachapoyan-Artefakt auf den Eindringling, sondern das wohl bezaubernste Lokal der Welt.
Beim Betreten des floralen Refektoriums verschlägt es selbst dem stoischsten Prosaiker unwillkürlich den Atem. Wohin das Auge auch schweift, überall hängen und stehen Blüten, Kristallketten, Lampions und Früchte. Leider müssen wir an dieser Stelle zugeben, dass es uns mit unseren I-Phone-Kameras nicht gelingt, den Zauber der Location in voller Gänze einzufangen. Die Fotos werden der Location diesmal leider nur bedingt gerecht.
Das Mas Provençal ist ein Work-in-progress! In einem kontinuierlichen Prozess hat es über dreißig Jahre gedauert, bis das Lokal seine heutige Form angenommen hat. Wie uns der Maître stolz erzählt, sind alle Blumen und Pflanzen echt. Täglich verbringt der engagierte Eigentümer persönlich mehrere Stunden damit, das Restaurant für das Abendgeschäft herzurichten. Der leidenschaftliche Herzblutgastronom liebt allerdings seine aufwendige Sisyphusarbeit und strahlt dabei die zufriedene Gelassenheit eines routinierten Kyūdō-Schützen aus. Ein wahrlich sehr sympathischer Gastgeber, der uns mit vielen faszinierenden Anekdoten den Abend versüßt hat.
Es gibt im Mas Provençal nur ein modulares Menü zum Einheitspreis von 98,- Euro. In Anbetracht der rekurrent kostspieligen Kulisse erscheint der Preis fast lächerlich billig. Allerdings wird für das Filet Steak und für die Seezunge ein kleiner Upgrade-Aufschlag fällig. Aber selbst damit ist der Preis noch immer sehr fair kalkuliert, auch wenn Wirte in Frankreich bekanntlich nur unter der halben Steuerlast leiden müssen.
Als in jeder Facette vorbildliche Investigativ-Journalisten, mussten wir für eine seriöse Tiefenrecherche natürlich wieder einmal alles für Euch bestellen. Wir wissen schließlich was die Community von der Mook Redaktion erwartet.
Der auf der Tafel annoncierte Vegetables Basket entpuppt sich als eine nicht nur vegetarische Kaskade kleiner mediterraner Petitessen. Der fulminante Amuse-Gueule-Reigen besteht selbstverständlich aus einem appetitlichen Korb Crudités…
…Tapenade, Rosmarinbutter, Baguette, Pickels, Aioli und einer Etagere mit Hering, Muschelsalat, hartgekochten Wachteleiern und einer Art mediterranem Kimchi.
Als erstes Horsd’œuvre werden uns ein paar ausgebackene Coquille Saint-Jacques serviert.
Hier sehen wir einen leckeren Schinken nicht näher beschriebener Provenance. Wir tippen allerdings geschmacklich auf die Region um Parma.
Das Risotto wird uns vom Garçon als absolute Hausspezialität angepriesen.
Der hochkalorische Reisbrei wird von der Crew in einem riesigen Parmesan-Laib tabelside cremig gerührt. Laut Aussage des Maître wiegt das imposante „Wagenrad“ knapp an die hundert Kilo und hält im Durchschnitt nur zwei bis drei Monate.
Als Highlight werden die verschiedenen Hauptgerichte auf einem auf Stelzen stehenden Holzbrett serviert. Das archaisch anmutende Fleisch-Potpourri besteht dabei auf Spanferkel, Lammkoteletts und Kalbshaxe. Ein wahrlich imposanter Fleischberg.
Zum Schluss führt uns der Maître noch in eine kleine Kemenate, um uns stolz seine illustren Gästebücher zu präsentieren. Neben den üblichen Jet-Set-Celebritys waren im Mas Provençal auch schon viele wahre Prominente, wie beispielsweise der wohl kontroverseste anglo-asiatische Vertreter der zeitgenössischen britischen Literatur, Booker-Prize-Winner Salman Rushdie.
Auch entdecken wir Dita von Teese, die wohl prominenteste Ikone der New-Burlesque-Renaissance. Insgesamt sind die Gästebücher ein wahrlich beindruckendes Archiv ungewöhnlicher und faszinierender Persönlichkeiten. Der Maître liebt es übrigens, seine Gästebücher zu präsentieren und hat dazu natürlich auch viele korrespondierende Anekdoten parat. Ihr solltet also bei Eurem Besuch nicht zögern, danach zu fragen. Ihr macht Euch und ihm damit eine große Freude.
Ein letzter Blick auf die malerisch verwucherte Aussenfassade des Mas Provençal.
FIN