Spektakuläre Skyline-Restaurants wie das Sirrocco in Bangkok, das Kozue in Tokyo oder das 360° in Istanbul sind aktuell in aller Munde. Aufmerksame Mook-Magazin-Leser haben diese spannende Entwicklung bereits hautnah mitverfolgen können. Speziell London hat sich zwischenzeitlich zu einem wahren Eldorado für aufsehenerregende Rooftop-Locations entwickelt. Konzepte wie das Oblix, das Sushisamba und das Hutong wurden ja bereits mehrfach von uns in epischer Breite besprochen. In diesem Kontext haben wir auch immer wieder das Duck & Waffle im Heron Tower als absolute Referenz-Venue erwähnt. Kaum ein anderes Restaurant vereint so beindruckend lässige Food-Porn-Kulinarik mit atemberaubenden Ausblicken. Erstaunlicherweise haben wir gerade dieses spezielle Kleinod noch nicht für Euch unter das gestrenge Mookular genommen. Ein Fauxpas, den wir nun im Rahmen unserer aktuellen Henninger-Turm-Recherche endlich korrigiert haben.
Das wahrlich spezielle Duck & Waffle befindet sich in einem transparenten Glas-Kubus auf der Spitze des imposanten Heron Tower. Damit ist das Duck & Waffle aktuell das höchste Restaurant der City. Ein ebenfalls komplett verglaster Aussenaufzug katapultiert die staunenden Gäste in atemberaubender Geschwindigkeit auf die schwindelregende Höhe von über 240 Metern. Eine grandiose optische Ouvertüre, die einen perfekt auf das bevorstehende Dinner im Duck & Waffle einstimmt. Im Netz kursieren übrigens zahlreiche faszinierende Videos über den erstaunlichen Panoramaaufzug des Heron Tower. Einfach in der YouTube-Suchleiste den Begriff „Duck and Waffle Lift“ eingeben und staunen.
Eine weitere Attraktion im Duck & Waffle ist das erstaunliche Layout der Lounge. Die agilen Barkeeper hantieren dort um eine mittig im Raum platzierte Inside-Out-Bar und werden somit praktisch selber ein Teil der illustren Gästeschar. Das unkonventionell konzipierte Bar-Konzept irritiert zwar im ersten Augenblick die gängigen Sehgewohnheiten, ist aber letztendlich ein äusserst geschickter architektonischer Schachzug. Durch die zentrierte Platzierung der Workstation bleiben die bodentief verglasten Panoramascheiben nämlich komplett unverbaut. Die Gäste können so die atemberaubende Aussicht auf London in vollen Zügen geniessen.
Die Bar gilt mit Ihren wagemutigen Experimental-Cocktails übrigens als eine der kontrovers diskutierten Watering-Holes der City. Man sollte unbedingt einmal einen Roasted Cosmo probieren, einen mit Hilfe einer Smoke Gun geräucherten Cosmopolitan mit Rosmarin und Knochenmark.
Die Engländer lieben ihre Hochhäuser und geben ihnen gerne putzige Spitznamen. Sicherlich habt Ihr als emsige Mook-Magazin-Leser schon öfter etwas vom Razor, dem Shard oder dem Walkie Talkie gehört. Wie man unschwer erkennt, hat man von der Lounge des Duck & Waffle einen ganz wunderbaren Blick auf den berühmten Gherkin-Tower von Sir Norman Foster und den pittoresk zerklüfteten Cheesegrater von Rogers Stirks.
Das Duck & Waffle setzt auch Massstäbe in Sachen skurrilem Restaurant-Design. Die metallische Funktionsdecke der Show-Küche wurde knallrot lackiert. Über den Köpfen der Gäste wogen quietschgelbe Akustik-Elemente in Wellenform. Der Boden wurde mit einem quiltartigen Mosaik aus blauen Delfter-Kacheln überzogen. Die Wände sind mit kunterbunten Graffiti-Murals im Subway-Tag-Style besprüht. Die weiß getünchten Vintage-Stühle sehen aus als stammten sie direkt aus einem Yard-Sale auf Martha’s Vineyard. Selten durfte die Mook Redaktion in einem wilderem Design-Mash-up für Euch recherchieren. Verantwortlich für diesen kuriosen architektonischen Husarenstreich ist das in New York ansässige Design-Studio CetraRuddy. Das 1987 von John Cetra and Nancy Ruddy gegründete Architekturbüro durfte in seiner Geschichte schon diverse erstaunliche Hospitality-Venues realisieren. Zu ihren prominentesten Werken gehört dabei sicherlich das Sugarcane in Miami, der Sheffield Sky Club in New York und das Sushisamba in London. Wie aufmerksame Mook-Magazin-Leser ja bereits wissen, befindet sich das farbenfrohe Nikkei-Konzept Sushisamba ebenfalls im Heron Tower, nur eine Etage unter dem Duck & Waffle. Den entsprechenden Artikel finden interessierte Mook-Magazin-Novizen übrigens problemlos über die Suchleiste des Mook Blogs.
Das Duck & Waffle galt unter den Concierge der Luxushotels lange als eines der Hardest-to-get-Tables der City. Ob sich das mit dem bevorstehenden Brexit ändern wird bleibt abzuwarten. Bisher war es jedenfalls immer ein Geheimtipp, zu ungewöhnlichen Zeiten zu reservieren. Beim Duck & Waffle handelt es sich nämlich um ein sogenanntes 24-7-Restaurant. Somit es es möglich, an 365 Tagen im Jahr zu jeder beliebigen Uhrzeit im Duck & Waffle zu tafeln.
Aber nicht nur die ungewöhnlichen Öffnungszeiten verblüffen, auch Chefkoch Daniel Doherty versteht es, seine Gäste mit außergewöhnlichen Kreationen in Erstaunen zu versetzen. Beispielsweise paniert er riesige Maiskolben mit Jerk-Mayonaisse und getoasteten Kokosnussflocken. Eine erstaunliche kulinarische Schöpfung, die der Mook Redaktion so vorher noch nie kredenzt wurde.
Natürlich wird im Duck & Waffle auch auf eine entsprechend außergewöhnliche Präsentation der Gerichte geachtet. So werden kross frittierte BBQ-Schweineohren gerne auch einmal in einer klassischen braunen Papiertüte gereicht, die liebevoll mit einem knallroten Wachsstempel in Form eines Entenkopfes versiegelt wurde.
Hier sehen wir den appetitlichen Inhalt der Tüte. Die in Julienne geschnittenen Lauscher sind wahrlich ein leckerer kleiner Happen. Kein Wunder, dass die kulinarische Wundertüte praktisch auf jedem Tisch im Duck & Waffle zu finden ist. Wir haben krosse Schweineohren übrigens wieder von der Mon-Amie-Maxi-Speisekarte entfernt. Leider war die Nachfrage nach diesem köstlichen Ear-2-Tail Gericht nur sehr verhalten. Hierzulande ticken die Uhren in Sachen moralischer Whole-Beast-Verwertung leider noch etwas anders. Allerdings gehörte es noch nie zu den großen Stärken der Mook Group, sich Widerständen zu beugen. Wir werden deshalb auch weiterhin couragiert versuchen, die ethische Nose-2-Tail-Philosophie in Deutschland zu forcieren. Aktuell findet sich beispielsweise auf der Mon-Amie-Maxi Speisekarte gratiniertes Knochenmark, Kalbsbries, Ochsenbacken und Nieren.
Das hier gezeigte Thunfisch-Sashimi ist pikant mit Tapenade, Chili, Basilikumschaum und Wassermelone belegt. Der köstliche Snack wird appetitlich auf einem polierten Himalaja-Salz-Quader arrangiert. Eine hübsche Präsentation, die uns so erstmalig im David Burke Steakhouse in Chicago unter das gestrenge Mookular gekommen ist.
Hier sehen wir einen köstlichen Devil-on-a-Horseback-Solitär. Ein Hors d’oeuvre wie aus einem verstaubten Partykochbuch der 70er Jahre. Schön, dass sich das Duck & Waffle wieder solch nostalgischen Klassikern widmet. Ein Thema, das wir übrigens auch in der Mook Group immer wieder gerne aufgreifen. Beispielsweise finden sich auf unseren Speisekarten häufig so wunderbar antiquierte Preziosen wie Baked Alaska, Oyster Rockefeller, Oeuf Mimosa oder ein Blue-Cheese-Wedge. Fast vergessene Köstlichkeiten, die man so in Deutschland praktisch nie auf einer Speisekarte findet.
Highlight und namenstiftendes Signature-Dish im Duck & Waffle ist natürlich eine Ente mit Waffel. Das Duck & Waffle hält sich mit dieser Kombination zwar nicht sklavisch an das traditionelle Pennsylvania-Dutch-Cuisine-Sujet, allerdings ist die Kreation eine wahrlich raffinierte Interpretation des berühmten Mennoniten-Klassikers. Anstatt des sonst üblichen Gravy-Chicken verwendet Daniel Doherty ein wesentlich eleganteres Enten-Confit, das er appetitlich auf einer frisch gebackenen Waffel arrangiert. Dazu serviert er einen mit Dijonsenf aromatisierten Ahorn-Sirup. Und als wäre diese Kreation so noch nicht extravagant genug, kredenzt der Meister dazu noch ein gebratenes Entenspiegelei on top! Laut David Chang, dem legendären Evil-Mastermind der Momofuku-Multiples, schmeckt schließlich alles mit einem Ei besser. Ein Statement von jemandem, der derbe gekuttertes Schweinebrät subkutan unter krosse Entenhaut appliziert, kann natürlich unmöglich falsch sein. Und in der Tat, das fabelhafte Ergebnis würde sicherlich auch ein konservatives Mitglied der reformatorischen Täuferbewegung restlos begeistern.
Hier sehen wir die First Lady des Mook Culinary Research Teams bei der olfaktorischen Begutachtung des legendären XL-Doughnuts.
Wie man unschwer erkennt, handelt es sich beim Duck-&-Waffle-Doughnut nicht um den archetypischen Lochkrapfen. Anstatt den traditionellen Hefeteig mit Hilfe eines Dissolvers in seine typische Torusform zu bringen, entscheidet sich Daniel Doherty lieber, das mächtige Schmalzgebäck zu einer ansehnlichen Kugel zu formen. Nach der Obduktion der hochkalorischen Sphere stellt sich heraus, dass der Nukleus auch noch vom Meister liebevoll mit gezupftem Ochsenbackenfleisch befüllt wurde. Eine wahrlich fulminante Wunderkugel.
Der gegrillte Oktopus überzeugt durch Frische und tadellose Handwerklichkeit. Selten durfte die Mook Redaktion eine ähnlich köstliche Molluske für Euch degustieren.
Als Dessert entscheidet sich die Mook Redaktion für ein miniaturisiertes Baked Alaska. Wie sich schnell herausstellt eine vortreffliche Entscheidung.
FIN