Boris Tomic, der sympathische Chefredakteur des renommierten Fachmagazins FOOD SERVICE, hat bei uns angefragt, ob der CEO der Mook Group nicht Lust und Zeit hätte den FOOD-SERVICE-Lesern seine aktuellen Top-5-Locations in London zu verraten. Als begeisterter Stammleser der FOOD SERVICE konnte der CEO der Mook Group diese Bitte natürlich unmöglich abschlagen. Der dabei entstandene Mini-Gastro-Guide ist ein lesenswerter Streifzug durch die unterschiedlichsten gastronomischen Genres. Kein kulinarisch interessierter London-Fan sollte sich diesen kurzweiligen Lesespaß deshalb entgehen lassen.
SCOTT`S
Bei schönem Wetter sitze ich mit meiner Frau unheimlich gerne auf der bezaubernden Trottoir-Terrasse des Scott`s. Das elegante Seafood-Restaurant liegt genau im Epizentrum der Mount Street – der wohl charmantesten und exklusivsten Shoppingmeile Londons. Die illustre Gästeschar besteht vornehmlich aus extrem erfolgreichen Ultra-high-net-worth-Individuals, eleganten Sloane-Street-Ladys, wohlhabenden UAE-Refugees, distinguierten Mayfair-Flaneuren und dem lokalen Berkeley-Square-Adel. Die meisten männlichen Gäste tragen monochrome Herringbone-Krawatten von Turnbull & Asser und klassisch Pinstripe-Suits von Henry Poole. Die attraktiven Damen hüllen sich dagegen lieber in edles Tuch von Stella McCartney und tragen dazu stolz ihre neuesten Handtaschen-Kreationen von Anya Hindmarch spazieren. Man sieht beim Austern schlürfen oft absolute A-Prominente wie Charles Saatchi, Bernie Ecclestone, Damien Hirst, Nigella Lawson, Richard Caring oder Sir Ridley Scott. Das Essen im Scott`s ist durchaus solide. Es gibt neben Austern und Kaviar auch so fabelhafte Klassiker wie Potted Shrimps, Lobster Thermidor, Dressed Crab, Dover Sole und Monkfish Cheeks with Snails. Ein Lunch im Scott`s ist also insgesamt ein durchaus adäquater Zeitvertreib.
BUNS & BUNS
Das wundervolle neue Guilty-Pleasure-Konzept BUNS & BUNS befindet sich in einem transparenten Glas-Kubus innerhalb der pittoresken Covent Garden Piazza und hat sich hauptsächlich auf High-Carb-Food spezialisiert. Es gibt opulente Lobster-Brioche-Rolls, knusprige Clay-Oven-Pizzas, deftige Steak-Foccacias und fluffige Pork-Belly-Baos. Ich liebe das Konzept allerdings nicht nur wegen seiner hochkalorischen Speisenauswahl. Der Laden ist für ein legeres Fast-Casual-Konzept auch extrem chic. Speziell die Produktpräsentation ist großartig. In der Auslage der offenen Counter-Küche steigen aus einem riesigen Stapel Bambusdämpfern gewaltige Rauchschwaden auf. Die frisch abgekochten Hummer sind liebevoll auf Crushed-Ice drapiert und werden von mehreren Trockeneis-Diffusoren in einen kühl wabernden Nebel gehüllt. Hinter der strahlend weißen Marmortheke rotieren dazu noch goldbraune Broiler appetitlich auf einem typisch französischen Rotisserie-Grill. In Zeiten, in denen alle nur noch von Superfood-Produkten wie Chia-Samen, Quinoa und Goji-Beeren schwärmen, ist das BUNS & BUNS eine wirklich erfrischend anachronistische Alternative.
MARI VANNA
Ein Besuch im russischen Feel-Good-Lokal Mari Vanna ist wie eine entzückende Zeitreise in die bourgeoise Epoche des pre-revolutionären Zarenreichs. Das Restaurant erstreckt sich über mehrere Etagen und ist über und über mit Gzhel-Keramiken, Schostowo-Tellern und Babuschka-Puppen dekoriert. Wohin das Auge auch schweift, überall hängen Orenburg-Schals und andere kitschige Folklore-Devotionalien. Man fühlt sich in der kleinteilig verschachtelten Kubatur des Mari Vanna fast wie Lemuel Gulliver in einem miniaturisierten Dollhouse gone mad. Es gibt in London wohl kaum einen romantischeren Ort für ein intimes Tête-à-Tête. Passend zum Ambiente serviert das Mari Vanna deftige Klassiker der russischen Küche. Es gibt Borschtsch, Piroggen, Bœuf Stroganoff und natürlich Kaviar mit Blinis. In gut informierten Kreisen munkelt man, dass der sagenumwobene Oligarch Roman Abramowitsch hier angeblich öfter einkehren soll. Interessanterweise ist das Lokal ansonsten noch immer ein echter Geheimtipp.
PARK CHINOISE
Ich liebe chinesisches Essen und nirgends auf der Welt wird es stilvoller serviert als im Park Chinois. Der wundervolle Supperclub ist mit seiner perfekt arrangierten Suzy-Wong-meets-Jacques-Garcia-Kulisse eine wundervolle Hommage an das verruchte Shanghai der 30er Jahre. Man fühlt sich in der prunkvollen Szenerie fast wie ein Gast im fiktiven Obi Wan Nightclub aus dem Filmklassiker Temple of Doom. Aber jede Bühne braucht auch ihre entsprechenden Protagonisten. Deshalb tragen die Kellner weiße Dinner-Jackets mit güldenen Epauletten und die lässigen Barkeeper gestärkte Frackwesten und blütenweiße Hemden mit Vatermörderkragen, Button-Studs, Ärmelraffern, Bow-Ties und gewaltige Manschettenknöpfe. Man hat so wirklich die Illusion, dass jeden Moment die entzückende Kate Capshaw in einem hautengen Cheongsam trällernd durch den Raum stolzieren müsste. Und in der Tat spielt jeden Abend eine lässige Jazz-Band coole Tunes von Bunny Berigan und Dizzy Gillespie. Im Park Chinois wurde also wirklich an jedes Detail gedacht. Selbst die Toiletten sind eine Attraktion. Die WC-Brillen sind aus massivem Mahagoni-Holz gefertigt. Die goldenen Spülkästen schimmern wie die metallisch folierten Lamborghinis in Knightsbridge. Die Waschbecken sind modifizierte Schüsseln aus blau-weißem Ming-Porzellan und das Wasser ergießt sich aus prächtigen Schwanenhälsen. Passend zur luxuriösen Ausstattung serviert man als Hauspezialität gerne Peking Ente mit Kaviar. Gleich vier verschiedene Versionen dieser luxuriösen Surf-n-Turf-Variante finden sich auf der Speisekarte. Dabei beginnt der Spaß schon zum Schnäppchenpreis von umgerechnet circa 250 Euro. Der real McCoy ist allerdings eine Version mit echtem Béluga Impériall Caviar für über 500 Euro. Einen wesentlich ausführlicheren Mookular-Bericht finden interessierte Leser übrigens problemlos über die Suchleiste des Mook Blogs
BOMBAY BUSTLE
Erst kürzlich proklamierte der renommierte Restaurantkritiker Richard Vines, dass London weiterhin die besten indischen Restaurants der Welt beheimatet. Und obwohl London ohnehin schon über unzählige exzellente indische Restaurants verfügt, erlebt die Szene momentan einen regelrechten Boom. Unter den zahlreichen spannenden Neueröffnungen hat mir besonderes das Bombay Bustle gefallen. Die liebevoll gestaltete Kulisse des Bombay Bustle ist eine eindeutige Hommage an das erstaunlich kinematografische Œuvre von Wes Anderson. Die komplette Location zitiert mit ihrer pastelligen Farbenwelt geradezu plakativ cineastische Meisterwerke wie Moonrise Kingdom, The Life Aquatic with Steve Zissou oder The Royal Tenenbaums. Allerdings hat speziell der großartige Rail-Movie Darjeeling Limited die Innenarchitekten des Bombay Bustle inspiriert. Die gesamte Einrichtung ist eine perfekte optische Reminiszenz an den namensstiftenden Zug aus Darjeeling Limited. Das Essen im Bombay Bustle ist dagegen von der erstaunlichen Tiffin-Kultur der Dabbawalas inspiriert, den legendäre indischen Fahrradkurieren, die über eine komplexe Lieferkette die berühmten mehrstöckigen Tiffin-Henkelmänner an ihre hungrigen Kunden ausliefern. Das Bombay Bustle transkribiert die eigentlich rustikale indische Hausmannskost der Dabbawalas allerdings in eine etwas modernere und gourmetesquere Form. Um die ursprüngliche Herkunft der Gerichte aber nicht zu verschleiern, werden im Bombay Bustle noch immer viele Gerichte in traditionellen Tiffin-Tornistern serviert. Einen wesentlich ausführlicheren Mookular-Bericht finden interessierte Leser übrigens problemlos über die Suchleiste des Mook Blogs