Ende 2019 wurde die kulinarische Welt in ihren Grundfesten erschüttert. Pete Wells, der sagenumwobene Restaurantkritiker der NEW YORK TIMES, strafte das legendäre Peter Luger Steakhouse in Brooklyn mit einer vernichtenden Zero-Star-Review ab! Ein Skandal von geradezu epischen Dimensionen. Die als Lugergate berühmt gewordene Causa “Wells VS. Luger“ spaltete nicht nur die globale Steak-Community in zwei völlig antagonistische Lager, sondern stürzte auch uns in eine schwere Sinnkrise. Bekanntlich sind wir große Luger-Fans, auf der anderen Seite konnten wir auch immer der Expertise von Pete Wells vertrauen. Dementsprechend war sofort klar, dass die Mook Redaktion umgehend nach New York aufbrechen musste, um selber in dieser schockierenden Angelegenheit zu recherchieren.
Peter Luger ist eine echte Legende und das einzige Steakhouse der Welt mit einem Michelin-Stern! Auch ist Peter Luger maßgeblich dafür verantwortlich, dass die Mook Group dazu inspiriert wurde, das erste Upscale-Steakhouse nach amerikanischem Vorbild in Europa zu eröffnen. Dementsprechend groß ist unsere emotionale Bindung an das wohl berühmteste Steakhouse der Welt.
Die georgianische Ziegelfassade wirkt nicht nur so, als wäre sie aus einem Gemälde von Edward Hopper entsprungen, sondern sieht tatsächlich fast so aus, wie das berühmte Edward-Hopper-Haus am Washington Square.
Zwischen der Bar und Rezeption bildet sich täglich ein wild pulsierender Mosh-pit. Von dort aus werden die Gäste von den charmanten Empfangsdamen in die einzelnen Räume dirigiert.
Wir haben Glück und dürfen im „neuen“ Driggs Room Platz nehmen. Auch der neu hinzugefügte Raum versprüht wieder einen eher rustikalen Charme einer deutschen Bierhalle. Allerdings geht es bei Peter Luger ja nicht um ein raffiniert arrangiertes Interior-Design, sondern um das legendäre Porterhouse-Steak!
Fälschlicherweise kursiert unter einigen hartnäckigen Banausen noch immer das bizarre Gerücht, dass es in den USA kein anständiges Brot geben würde. Dabei ist genau das Gegenteil der Fall. Speziell in New York gibt es unglaublich gutes Brot. Aufmerksame Mook-Magazin-Leser werden sich in diesem Kontext sicherlich noch an Jim Lahey erinnern, dem wohl berühmtesten Bäcker der Welt. Die Brotselektion bei Peter Luger stammt zwar nicht aus der grandiosen Sullivan Street Bakery von Jim Lahey, schmeckt aber trotzdem exzellent.
Die Shrimps sollen laut Pete Wells schmecken wie eiskalte Latex-Handschuhe. Eine Meinung, die wir überhaupt nicht teilen können. Selten durften wir einen so köstlichen Jumbo Shrimp Cocktail für Euch degustieren. Selbst der grandiose Jumbo Shrimp Cocktail, den wir einen Tag zuvor bei Thomas Keller im TAK Room genießen durften, reichte nicht an die Qualität bei Peter Luger heran. Insgesamt sind die Shrimps natürlich nicht so spektakulär präsentiert, wie bei uns im M-Steakhouse, allerdings können sie sich von Konsistenz, Geschmack und Größe durchaus mit unseren Exemplaren messen.
Die Salatblätter sind kühl, frisch und knackig und das separat gereichte Russian Dressing ist einfach köstlich. Der Salat ist sicherlich keine elaboriert ziselierte Petitesse, allerdings wer will sowas schon bei Peter Luger essen?
Nach einer Myriade von Brushstrokes, Airs und sphärisierten Oliven erscheint uns dieser schlichte Gemüsefächer erfrischend simpel. Auch sind wir uns hundertprozentig sicher, dass hier weder mit Iota-Carrageen noch Xanthan hantiert wurde. Allerdings schmeckt der Dialog aus Zwiebeln und Tomaten speziell in Kombination mit der süffig-pikanten Peter Luger Steaksauce ganz ausgezeichnet.
Die Peter Luger Steaksauce ist eine wahre Flavour-Bombe und gilt unter vielen Saucen-Aficionados als die beste Steaksauce der Welt. Wir sind im Besitz eines ganz exzellenten Copycat-Rezepts, das wir nun erstmalig und exklusiv mit Euch teilen: ½ Tasse Heinz Tomaten-Ketchup, 1 TL Sardellen-Paste, 1 TL Meerrettich, 1 EL Apfelessig, 1 TL Dijon Senf, 1 TL Tabasco, 2 EL Brauner Zucker, 3 EL Worcestershire Sauce, Salz & Pfeffer.
Bei Peter Luger ist das in Butterschmalz moussierende Porterhouse bekanntlich die absolute Hauptattraktion. Für das weltberühmte T-Bone mit dem extra großem Filetanteil pilgern leidenschaftliche Carnivore-Connaisseure um den halben Globus. Bei uns ist es nun schon unglaubliche 3 Jahre her, dass wir das letzte Mal bei Peter Luger eingekehrt sind. Noch nie gab es einen so langen Zeitraum zwischen unseren Besuchen. Dementsprechend aufgeregt sind wir. Kann das Peter Luger Porterhouse uns noch immer in euphorische Ekstase versetzen?
Die Antwort lautet JA! Das Peter Luger Porterhouse, vom klassischen Montague Steakhouse-Broiler, ist noch immer ein sublimes Meisterwerk. Die rösche Kruste ist von geradezu betörender Eleganz und Raffinesse. Die komplexen Röstaromen der Maillard-Reaktion korrespondieren perfekt mit den subtilen Akkorden der karamellisierten Monosaccharide. Der barock anmutende Nukleus ist glasig geliert, fast schon transparent und perfekt durchwoben mit einem opulenten Geflecht aus deftigen Liposom-Vesikeln. Schon beim ersten Bissen emulgieren auf den Papillen adstringierendes Hämoglobin, rustikale Melanoidine, nussiges Butterschmalz und Noten von reifem Zuckermais zu einer wahrhaftigen Ambrosia. Das Steak ist was Aromatik, Duktilität, Textur und Kruste angeht schlichtweg eine Sensation. Wir durften auf unseren unzähligen Steakpeditions schon vergleichbar exzellente Steaks für Euch degustieren, allerdings noch nie ein besseres!
Die First Lady des Mook Culinary Research Teams ist normalerweise eine sehr disziplinierte Genießerin. Bei Peter Luger verliert sie allerdings jegliche Contenance und nagt wie ein ausgehungerter Wiesel an den köstlichen Fleischresten des Knochens. Es ist wirklich unglaublich, dass dieselbe Person sich schon einmal fast ein Jahrzehnt ausschließlich vegetarisch ernährt hat.
Bei Peter Luger bestellt man als Beilage traditionell Cremespinat und German Potatoes. Auch bei diesem Besuch schmecken uns beide Beilagen wieder köstlich. Dementsprechend können wir auch hier Herrn Wells nicht in seinen Gedankenpalast folgen. Pete Wells hat übrigens schon mehrfach mit seinen harschen Kritiken für Furore gesorgt. Beispielsweise hat er das 3-Sterne-Restaurant Per Se am Columbus Circle von 4 auf 2 New-York-Times-Sterne heruntergestuft. Ein echtes Sakrileg, immerhin zählt das teuerste Restaurant New Yorks unter vielen Kennern zu den besten Restaurants der Welt. Besonders große Wogen hat allerdings der epische Verriss von Iron Chef Guy Fieri geschlagen. Die Kritik über sein „American Kitchen & Bar“ am New Yorker Times Square gilt unter Experten als die vernichtendste Restaurantkritik in der Geschichte der Restaurantkritik!
Als kleines Pre-Dessert gönnen wir uns noch den berühmten Peter Luger Burger. Der köstliche Cheesburger ist genauso schlicht wie delikat. Kein Wunder, dass der geradezu spartanisch anmutende Geselle regelmäßig in den einschlägigen New Yorker Hamburger-Besten-Listen aufgeführt wird.
Mittlerweile habe sich schon diverse Spin-Offs in die Phalanx der Peter-Luger-Klone eingereiht. Copycats wie Marc Jospeh`s, Andre`s und Wolfgang`s Steakhouse liefern mittlerweile auch durchaus exzellente Qualitäten. Allerdings wird das Original immer das Original bleiben. Wir lieben Peter Luger und können die Meinung von Pete Wells in keiner Facette teilen. Natürlich wird Peter Luger mittlerweile von Touristen überrannt und selbstverständlich sind die Kellner noch immer dreiste Rabauken, die immer wieder die gleichen Kalauer reißen. Wir können darüber aber gut hinwegsehen. Peter Luger ist einfach die Keimzelle. Hier wurden wir vor über dreißig Jahren kulinarisch mit der amerikanischen Steakhouse-Kultur infiziert. Hier haben wir unzählige wundervolle Abende verbracht und letztendlich wurden wir auch hier dazu inspiriert, das erst Upscale-Steakhouse nach amerikanischem Vorbild in Deutschland zu eröffnen. Peter Luger ist essentieller Teil unseres Lebens und kulinarisch noch immer über jeden Zweifel erhaben.
Der oben im Bericht erwähnte TAK Room musste leider schon kurz nach seiner Eröffnung coronabedingt wieder schließen. Eine wahre Tragödie. Der TAK Room gehörte nämlich zu den spannendsten Neueröffnungen der letzten Jahre und war in vielen Facetten ein ganz besonderes gastronomisches Kleinod. Die vom sagenumwobenem 3-Sterne-Koch Thomas Keller kreierte Speisekarte war ein furioses Best-of-Sammelsurium nostalgischer Continental-Cuisine-Klassiker. Viele Gerichte wurden noch aufwendig im traditionellen Gueridon-Service am Tisch tranchiert, flambiert oder anderweitig zubereitet. Die von den legendären David Collins Studios entworfene Kulisse war eine perfekt exekutierte Hommage an die luxuriöse Ästhetik der glamourösen Mid-Century-Ära. An kaum einem anderen Ort der Welt konnte man gleichzeitig so köstlich und kultiviert speisen. Wer noch einmal in die wundervolle Welt des TAK Room eintauchen möchte, sollte jetzt diesen Link aktivieren.