The Grill, das grandiose Park-Avenue-Steakhouse im legendären Seagream Building von Mies van der Rohe, hat sich durch seine spektakuläre Mid-Century-Kulisse, die gravitätische Tischkultur und das authentische Mad-Man-Feeling schnell in die Herzen der gesamten New Yorker Upper-Class geschmeichelt. Nun hat die faszinierende Venue allerdings Konkurrenz bekommen und zwar eine sehr spektakuläre. Der TAK Room im nagelneuen Hudson Yard wird nämlich von niemand geringerem als Thomas Keller betrieben. Der sympathische 3-Sterne-Koch ist nicht nur ein charmanter und eloquenter Celebrity-Chef, sondern gilt in gewissen Kreisen auch als der beste Koch der Welt. Sein Restaurant French Laundry in Yountville wurde beispielsweise schon 2003 von der kontrovers diskutierten Jury des World’s 50 Best Restaurants-Awards auf Platz 1 gewählt. Aber nicht nur kulinarisch ist der TAK Room äusserst spannend. Das gesamte Interior-Design stammt nämlich aus dem Think Tank der sagenumwobenen David Collins Studios.
Aufmerksame Mook-Magazin-Leser sind mit dem furiosen architektonischen Œuvre von David Collins natürlich schon lange vertraut. Beispielsweise stammen aus seiner virtuosen Feder so unfassbare State-of-the-art-Locations wie die atemberaubende Zedel Brasserie, das faszinierende Art-Deco-Juwel Bob Bob Ricard und die wunderbar skurrile Blue Bar im Berkeley Hotel. David Collins hatte mit seinem gewaltigen Opus Magnum einen wahrlich unfassbaren Impact auf die globale Hospitality-Industrie. Nicht umsonst schrieb das renommierte WALLPAPER Magazin schon folgende Zeilen über Mastermind David Collins: „It is no exaggeration to say that the restaurant and hotel revolution of the last two decades would not have been the same without him.“.
Nach dem tragischen Tod von David Collins ist es etwas ruhiger um die legendäre Designerschmiede geworden. Nun haben sich die Collins Studios allerdings mit dem TAK Room und dem grandios geglücktem Revamping der neuen alten HARRODS Dining Hall gleich mit zwei bombastischen Paukenschlägen zurück in den architektonischen Olymp katapultiert. Hier ein sehr schöner Blick in den stringent komponierten Main-Dining-Room.
Die David Collins Studios haben die luxuriöse Bygone-era-Ästhetik nicht nur verstanden, sondern auch brillant in das Manhattan des 21. Jahrhunderts transkribiert. Wohin das Auge auch schweift, überall finden sich edle Walnussholzpaneelen, smart eingesetzte Marmorakzente, geometrisch angeordnete Kassettendecken, Mohair-Samt-Stühle, extravagante Blumenarrangements und runde mit Leder überzogene Sitznischen. Die weiß gedeckten Tische sind dazu großzügig mit dickem Molton unterfüttert und werden standesgemäß von kleinen Varieté-Lampen in ein warmes Licht getaucht. Ein wahrlich stilvoller Hort der kulinarischen Kontemplation.
Auch in der Lounge verfolgen die David Collins Studios ihre Designsprache konsequent weiter. Man hat förmlich das Gefühl, dass Don Draper jeden Moment um die Ecke stolzieren müsste, um an der Bar seinen geliebten Old Fashioned zu schlürfen.
Wie nicht anders zu erwarten verfügt der TAK Room natürlich auch über eine sehr klug kuratierte Kunstsammlung. Im Foyer des TAK Rooms entdecken wir beispielsweise eine sehr faszinierende Clair-Obscur-Kohlezeichnung von Rinus Van de Velde. Wer mit offenen Augen durch den TAK Room flaniert findet aber noch viele andere spannende Werke von renommierten Künstlern wie Robert Mapplethorp, Slim Arrons und Gianna Commito. Man sollte sich also durchaus etwas Zeit nehmen, um die vielen erstaunlichen Kunstwerke einmal genauer in Augenschein zu nehmen.
Auf der Herrentoilette entdecken wir beispielsweise eine limitierte Fotoarbeit von Nobuyoshi Araki. Der begnadete Kultfotograf ist in Japan ein umjubelter Superstar und sonst eher für seine explizit pornografischen Shibari-Bondage-Bilder bekannt. Aber nicht nur das Sujet ist für Nobuyoshi Araki sehr ungewöhnlich. Normalerweise bevorzugt der Meister bei seinen Arbeiten einen mehr naturalistischen Low-Glossy-Duktus. Bei diesem erstaunlichen Stillleben wird die wundervolle Calla-Blüte aber geradezu sphärisch ästhetisiert. Damit wirkt das Sujet fast wie eine plakative Hommage an Georgia O’Keeffe.
Ein weiteres Highlight im TAK Room ist die unglaubliche Aussicht. Durch die bodentiefen Panoramafenster hat man von vielen Plätzen einen wunderbaren Blick auf Thomas Heatherwicks begehbares Treppen-Labyrinth „The Vessel“. Die von M.C. Escher inspirierte Skulptur ist das Wahrzeichen des neuen Hudson Yards und nicht ohne Grund ein wahrer Publikumsmagnet. Um den Ausblick geniessen zu können muss man allerdings darauf achten, im „Wintergarten“ des TAK-Room zu reservieren.
Die Speisekarte liest sich wie ein grandioses Best-of-Sammelsurium nostalgischer Continental-Cuisine-Klassiker. Es gibt beispielsweise Deviled Eggs, Clam Chowder, Consommé Celestine, Shrimp Cocktails, Lobster Roll und Beef Wellington. Alles Gerichte, die man in Deutschland praktisch auf keiner Karte findet, außer natürlich in den Etablissements der Mook Group.
In den USA ist es für vorbildliche Gäste relativ leicht, eine respektvolle Zeche zu generieren. Wenn man beispielsweise auf die TAK-Room-Preise noch die Steuern und die obligatorischen 20 Prozent Trinkgeld Minimum dazu addiert, ergeben sich folgende Summen: Filet Mignon $110, Snake River Strip Steak $206, Lamb Chops $97, Prime Rib $140, Seezunge $110, Ribeye $106 und Lobster Thermidor $110. Wie wir aus eigenen empirischen Erfahrungen lernen durften, Preise, die von den eher kostensensitiven deutschen Gästen nicht immer zwingend euphorisch goutiert würden. Im The Grill und im TAK Room sind solche Preise dagegen spielend leicht zu realisieren. Beide Locations platzen dementsprechend täglich aus allen Nähten. Die amerikanischen Wirte sind wahrlich zu beneiden. Speziell wenn man bedenkt, dass sie selbst in New York nur unter der Hälfe der hier in Deutschland anfallenden Steuerlast leiden müssen.
Als kleines Amuse-Gueule wird uns eine absolut grandiose Parker Roll gereicht. Wir vermuten bei dieser unfassbaren Qualität, dass es sich dabei um ein Produkt aus dem Haus Jim Lahey handelt. Der begnadete Kultbäcker beliefert viele der besten Restaurants in New York mit seinen grandiosen Backwaren. Auch galt seine Pizzeria Pizza Co. unter erfahrenen Kennern lange als die beste Pizzeria der Welt. Leider mussten wir nun erfahren, dass Jim nach nur 10 glorreichen Jahren das Pizza Co. für immer geschlossen hat.
Zur Parker Roll reicht Herr Keller eine köstliche Salzbutter aus einer erstaunlichen Apparatur.
Durch Pressen wird die zimmerwarme Butter, unter den Augen der stauenden Gäste, zu kleinen Nocken geformt. Nur eine kleine Spielerei, allerdings registriert und goutiert die Mook Redaktion solche wundervollen kleinen Details.
Die Crudités sind eine gesunde und durchaus erfrischende kleine Ouvertüre.
Als kleinen Konter-Snack bestellen wir noch ein paar in-house produzierte Kennebec Kartoffelchips.
Die Clam Chowder im TAK Room ist von ihrem sublimen Geschmacksbild praktisch identisch mit unserer Version im KRAZY KRAKEN. Allerdings ist die Version im TAK-Room wesentlich feiner passiert. Der üblicherweise sehr rustikale Muscheleintopf wirkt so dramatisch gourmetesquer. Interessanterweise können wir nicht spontan entscheiden, welche der beiden Varianten uns hier letztendlich besser schmeckt. Insgesamt ein enges Kopf-an-Kopf-Rennen.
Die russischen Eier im FRANZISKA genießen in Frankfurt mittlerweile echten Kultstatus. Das ist allerdings auch nicht verwunderlich. Schon bei unserer ersten internen Mitarbeiterverkostung wurde die Kreation einhellig mit der Höchstnote Mookstyle prämiert. Interessanterweise befassen sich auch in den USA immer mehr Restaurants wieder mit diesem nostalgischen Comfort-Food-Sujet. Der TAK Room serviert beispielsweise klassische Deviled Eggs mit ein paar knusprig frittierten Kapern. Eine recht gute Idee, da die Kapern die Kreation noch um einen angenehm pikanten Knusper-Akkord komplementieren.
Der Shrimps Cocktail ist ein weiterer Klassiker der Feel-Good-Nostalgie-Cuisine. Die Präsentation im TAK Room ist natürlich nicht so spektakulär wie im KRAZY KRAKEN, die Garnelen sind aber exzellent und von der Qualität und Größe durchaus mit unseren Jumbo Shrimps zu vergleichen. Der eigentliche Cocktail-Dip ist im TAK Room dagegen dramatisch schärfer angelegt. Es finden sich im Dip sogar ein paar höllisch scharfe Chili-Schoten. Hier sollten zartbesaitete Genießer unbedingt etwas Vorsicht walten lassen.
Im TAK Room werden noch viele Gerichte im traditionellen Gueridon-Service am Tisch tranchiert, flambiert oder anderweitig zubereitet. Eine wundervolle Tradition, die leider in Deutschland durch die regide Steuerphilosophie des Staates, die geringen Margen und die extrem hohen Lohnnebenkosten praktisch ausgestorben ist. Hier sehen wir übrigens die klassischen Zutaten für einen Caesar Salad.
Der charmante Kellner rührt die Zutaten routiniert in der klassischen Holzschale zusammen und erklärt uns dabei liebevoll jeden einzelnen Schritt. Eine wahrlich wundervolle Zeremonie.
Der handwerklich perfekt exekutierte Caesar Salad wir vom Kellner mit Hilfe einer Microplane zum Schluss noch mit einem feinen Parmesanschnee beschneit. Eine wesentlich effektivere und kulinarisch klügere Variante als die leider inflationär gewordenen Späne-Variante. Der grandiose Microplane-Grater kommt übrigens auch bei uns häufig zum Einsatz und wird von unserem Küchendirektor Herrn Frank Möbes nicht selten als Fingerfucker verunglimpft.
Die Hass Avocado wird vom Meister kunstvoll mit frischem Gartengemüse drapiert und auf einem köstlichen Spiegel Russian Dressing serviert. Die Kreation ist so entzückend, dass wir einige Minuten zögern, bevor wir beginnen, das pittoreske Stillleben zu dekonstruieren. Ansonsten lässt sich der Geschmack perfekt am Bild ablesen.
Unsere unzähligen Steakpeditions haben uns schon in die besten und erstaunlichsten Steakhäuser der Welt geführt. Allerdings ist uns dabei noch nie die Bezeichnung True Rib Eye unter das Mookular geraten. Dementsprechend mussten wir natürlich sofort ein True Rib Eye für Euch degustieren. Schon beim Servieren wurde klar, worum es sich dabei handelt: Ein True Rib Eye ist ein Rib Eye, bei dem die deutlich höher marmorierte „Fettsichel“ komplett abpariert wurde. Das Steak ist dadurch natürlich viel kleiner und magerer, allerdings fehlt leidenschaftlichen Steak-Aficionados genau der Teil, weshalb man sich eigentlich für ein Rib Eye Steak entscheidet. Wir können dem Meister bei diesem speziellem Gericht deshalb ausnahmsweise nicht in seinen Gedankenpalast folgen. Nichtsdestotrotz ist das Steak exzellent und kann sich durchaus mit den Qualitäten im M-Steakhouse messen.
Das köstliche Beef Wellington ist dagegen eine wesentlich hochkalorischere Kreation. Thomas Keller substituiert nämlich das klassische Rinderfilet durch ein paar geradezu foie-gras-artig marmorierte Short Ribs. Wie sich schnell herausstellt eine fabelhafte Idee. Wie man am Foto aber auch unschwer ablesen kann, sollte man für diese spezielle Variante über einen hochfunktionalen Metabolismus verfügen.
Lobster Thermidor wurde bereits 1891 in Paris von Leopold Mourier kreiert und gilt seitdem unter Seafood-Connaisseurs als absolute Delikatesse. Thomas Keller serviert die typische Thermidor-Melange aus Eigelb, Senf und Brandy als luftigen Espuma-Schaum. Diese Variante verleiht dem ansonsten eher deftigem Gericht eine sehr angenehme Leichtigkeit.
Auch die zahlreichen Throwback-Desserts erinnern vom Sujet und der Präsentation stark an die Kreationen im Krazy Kraken.
Als finales Crescendo serviert uns der Meister noch ein großen Bucket Salted-Caramel-Popcorn.