Der Ivory Club in Frankfurt wurde aus der Vision geboren, die faszinierende Kulinarik Indiens mit der gediegenen britischen Clubatmosphäre der legendären Gymkhana Clubs in das Mainhattan des 21. Jahrhunderts zu transkribieren.
Die traditionsreichen Gymkhana Clubs waren ursprünglich ausschließlich britischen Offizieren, Mitgliedern des Indian Civil Service und Aristokraten vorbehalten. Erst ab dem Jahr 1947 öffneten sie sich auch für gebildete und wohlhabende Zivilisten, Einheimische sowie Expats und wandelten sich rasch zu exklusiven Orten kultureller Vielfalt und lebendigen sozialen Austauschs.
Seitdem gelten die exklusiven Gymkhana Clubs als Sinnbild gelebter Vielfalt und als elitäre Treffpunkte einer intellektuellen Gesellschaft, in der sich Menschen unterschiedlichster Herkunft und Kulturen auf Augenhöhe begegnen, austauschen, sozialisieren, Sport treiben und natürlich feiern und schlemmen.
Darüber hinaus waren die legendären Gymkhana Clubs auch von Anfang an eine Art kulinarischer Inkubator der anglo-indischen Hybridküche, die so ikonische Gerichte hervorgebracht hat wie beispielsweise Chicken Tikka Masala, Keema Matar oder die allseits beliebte Mulligatawny Soup.
Als gastronomisch interessierte Trailblazer beschäftigen wir uns natürlich auch gerne mit diesem faszinierenden Thema und sind deshalb auch immer auf der Suche nach Gerichten, die thematisch zum Ivory Club passen. Beispielsweise haben wir kürzlich beschlossen, ein weiteres und sehr spezielles Gericht aus der Abteilung der anglo-indischen Fusion-Cuisine auf die Karte zu nehmen. Ein Gericht, das bis heute in Deutschland nahezu unbekannt ist.
Beim sogenannten Coronation Chicken handelt es sich um einen exotisch anmutenden Geflügelsalat, der eigens zur Krönung von Königin Elizabeth II. im Jahr 1953 kreiert wurde. Entwickelt wurde das Gericht von der Köchin Rosemary Hume und ihrer Freundin Constance Spry, die beide eng mit der Londoner High Society vernetzt waren. Hume leitete die angesehene Kochschule Le Cordon Bleu London, an der aristokratische Damen die Kunst des kultivierten Gastgebens erlernten. Spry hingegen war als gefeierte Blumenkünstlerin für die florale Gestaltung royaler Feste verantwortlich und zählte die britische Königsfamilie zu ihren Auftraggebern. Gemeinsam prägten sie maßgeblich das ästhetische und kulinarische Selbstverständnis einer ganzen gesellschaftlichen Epoche.
Die Aufgabenstellung für das Coronation Chicken war damals klar definiert und durchaus komplex. Gesucht wurde ein Gericht, das nicht nur köstlich schmeckt, sondern auch über eine starke Symbolkraft verfügt. Es sollte würdig genug sein, um im Rahmen eines royalen Banketts serviert zu werden, zugleich aber nicht zu abgehoben oder elitär wirken. Und vor allem sollte es geschmacklich eine kulinarische Brücke schlagen zwischen dem Vereinigten Königreich und der ehemaligen Kronkolonie Indien.
Das Ergebnis war eine wunderbar ausbalancierte Komposition aus zart pochiertem Hähnchenfleisch, cremiger Mayonnaise, Mango Chutney, süßen Trockenfrüchten und einem subtil abgestimmten Currypulver, das dem Gericht nicht nur eine exotische Note und komplexe Aromatik verleiht, sondern auch seine unverwechselbare goldgelbe Farbe.
Heute ist Coronation Chicken in Großbritannien vor allem als Füllung von Sandwiches beliebt, insbesondere beim Afternoon Tea, bei Gartenpartys oder in Picknickkörben. In gewisser Weise hat sich das ursprünglich repräsentative Staatsbankettgericht im Laufe der Jahrzehnte demokratisiert, ohne dabei seinen charakteristischen Charme einzubüßen.
Auch haben sich im Laufe der Zeit zahlreiche prominente britische Köche mit ganz eigenen Interpretationen dieses Klassikers beschäftigt. Yotam Ottolenghi setzt eher auf orientalische Akzente, Nigella Lawson betont lieber die opulent-nostalgische Seite des Gerichts und Heston Blumenthal dekonstruiert es mit der für ihn typischen experimentellen Neugier. Wir hingegen orientieren uns mit unserer Version eng am Originalrezept und heben lediglich etwas saure Sahne unter, um dem Gericht eine etwas leichtere Note zu verleihen.
Neugierig geworden? Falls ja, dann reserviert doch gleich einen Tisch im Ivory Club und probiert ein Coronation Chicken Sandwich.