Mit dem Wahlversprechen, die deutsche Wirtschaft durch noch mehr bürokratische Vorschriften, Gesetze, Regeln und Verbote anzukurbeln, haben die Grünen ihre Klientel regelrecht euphorisiert und bei der letzten Bundestagswahl sehr erfolgreich an die Wahlurnen gelockt. Abgesehen von dem winzigen Detail, dass die Wirtschaft nicht wie versprochen wächst, sondern schrumpft, müssen deutsche Wirte nach knapp drei Jahren Fortschrittskoalition allerdings konstatieren, dass die Grünen tatsächlich Wort halten. Beispielsweise kämpfen Sie aktuell dafür, dass der in Frankreich entwickelte Nutri-Score endlich auch in Deutschland gesetzlich verpflichtend eingeführt wird.
Der Nutri-Score auf Verpackungen ist ein Ampelsystem, das Lebensmittel von A (grün) für gut bis E (rot) für schlecht klassifiziert und so naiven Verbrauchern helfen soll, gesunde von ungesunden Lebensmitteln zu unterscheiden. Auf den ersten Blick wirkt das System so einfach wie genial. Doch die unterkomplexe Vereinfachung komplexer Nährstoffzusammenhänge führt zwangsläufig zu falschen Schlussfolgerungen und schadet daher mehr als es nützt.
Lebensmittel sind nämlich keine isolierten Nährstoffpakete. Extrem hochverarbeitete Convenience-Produkte mit überproportional viel Zucker können durch eine künstliche, überproportionale Erhöhung von Ballaststoffen oder Vitaminen problemlos in die positive Kategorie „A“ oder „B“ überführt werden. So können sogar maximal ungesunde Frühstücks-Cerealien im Nutri-Score-Ranking fälschlicherweise als gesund zertifiziert werden, indem die extrem schädlichen Auswirkungen des hohen Zuckergehalts gezielt untergewichtet werden.
Auf der anderen Seite erhalten extrem gesunde Lebensmittel wie Avocados, Nüsse, Olivenöl und Omega-3-reiche Fische wie Hering und Makrele aufgrund ihrer kalorischen Dichte einen sehr schlechte Nutri-Score-Bewertung und werden dadurch für den Verbraucher fälschlicherweise als extrem gesundheitsschädlich stigmatisiert.
Darüber hinaus werden auch kleine Erzeuger benachteiligt. Während große Lebensmittelkonzerne die finanziellen Mittel und technologischen Ressourcen haben, um ihre Produkte gezielt nutri-score-freundlich anzupassen, fehlen kleineren Produzenten oft die Kapazitäten, ihre Produkte gemäß den Anforderungen des Systems zu modifizieren oder entsprechende Zertifizierungsprozesse zu durchlaufen. Dies führt zu einer weiteren Wettbewerbsverzerrung zugunsten der großen Konzerne. In diesem Kontext sollte man auch wissen, dass die großen Lebensmittelkonzerne in ihren Laboren schon längst daran arbeiten, ihre hochverarbeiteten Convenience-Produkte nicht gesünder zu designen, sondern lediglich nutri-score-freundlicher.
Die bürokratische und großkonzernfreundliche Forderung von Bündnis 90/Die Grünen, den in Frankreich entwickelten Nutri-Score auch endlich in Deutschland gesetzlich verpflichtend einzuführen, sollte daher dringend im Sinne der allgemeinen Volksgesundheit und zum Schutz kleinerer Erzeuger verworfen werden.