Leidenschaftliche Denunzianten aufgepasst! Seit kurzem bietet die Stadt Frankfurt besorgten Bürgern die komfortable Möglichkeit, Parksünder bequem online auf einem digitalen Denunziantenportal anzuzeigen. Eine wirklich geniale Idee, die legendäre deutsche Blockwartmentalität zu nutzen, um noch mehr Gelder in die ohnehin schon prall gefüllte Stadtkasse zu spülen. Leider hat schon Thomas Hobbes, der berühmte englische Mathematiker, Staatstheoretiker und Philosoph, resigniert erkannt, dass der Mensch dem Menschen ein Wolf ist, und in seinem 1651 erschienenen literarischen Schlüsselwerk „Leviathan“ daraus die These extrapoliert, dass, vereinfacht paraphrasiert, ein wertegeleiteter Staat, der den sozialen Frieden anstrebt, nicht wollen kann, dass der Staat auf das Monopol der Strafverfolgung verzichtet. Nun muss man sich nicht zwingend mit den staatsphilosophischen Werken von Thomas Hobbes beschäftigt haben, um zu verstehen, dass der Staat, wenn er Bürger dazu ermuntert, andere Bürger zu denunzieren, zumindest billigend in Kauf nimmt, dass dadurch ein bitterer Keil in das soziale Herz der Gesellschaft getrieben wird. Abgesehen von diesem abstrakten moralphilosophischen Dilemma wird das neue Denunziationsportal auch ganz konkret dafür sorgen, dass noch weniger zahlungskräftige Autofahrer aus dem Umland Lust verspüren, die beschwerliche Reise in die immer autofahrerfeindlicher werdende Stadt auf sich zu nehmen, um dort zu schlemmen und zu shoppen! Eine Katastrophe für die ohnehin schon schwer gebeutelten Gastronomen und Einzelhändler in der City.