Spätestens seit den unsäglichen Zombieland-Artikeln in der renommierten „New York Times“, der „Daily Mail“, dem „Telegraph“ und der „Sun“ weiß die gesamte Welt, dass das Frankfurter Bahnhofsviertel mittlerweile komplett einem apokalyptischen Diorama der legendären Chapman Brothers ähnelt. Glücklicherweise hat die Stadt Frankfurt nach der katastrophalen Berichterstattung sofort reagiert und kein hart verdientes Steuergeld gescheut, um unzählige Parkplätze auf der berüchtigten Niddastraße zu vernichten, die Kaiserstraße in bunten Regenbogenfarben anzumalen und ein als XL-Toilettenhäuschen getarntes Minibordell mit integriertem Spritzenentsorgungsautomaten aufzustellen.
Erstaunlicherweise haben die kostspieligen Maßnahmen die Situation nicht verbessert, sondern verschlimmert. Mittlerweile streifen die Junkies auch gern durch das nahegelegene Westend, um dort ihrer einträglichen Arbeit vollkommen unbehelligt nachzugehen. Eine Tatsache, die inzwischen so sehr eskaliert ist, dass bei uns im M-Steakhouse innerhalb einer Woche gleich fünfmal eingebrochen wurde.
Da die Stadt Frankfurt nicht nur das Bahnhofsviertel zu einem komplett rechtsfreien Raum hat verkommen lassen, sondern mittlerweile auch das angrenzende Westend, wurde uns schnell klar, dass wir als kleine Mittelständler vom Staat endgültig im Stich gelassen wurden und fortan selbst für unsere Sicherheit sorgen müssen. Wir sahen uns daher gezwungen, nicht nur teure Sicherheitstechnik wie Alarmsirenen und Vernebelungsanlagen zu installieren, sondern darüber hinaus auch noch einen kostspieligen Vertrag mit einem privaten Sicherheitsdienst abzuschließen.
Nun haben aufmerksame Fans der Mook Group bereits gelernt, dass uns nach Abzug von Gehältern und Wareneinsatz gerade einmal 22 Prozent unserer Einnahmen bleiben, um Kleinigkeiten zu bezahlen wie beispielsweise Miete, Gas, Strom, Wasser, Raumpflege, Schwund, Zechprellerei, Klimatisierung, Kassensystemgebühren, Fettabscheiderentleerung, Anwaltskosten, Glas- und Tellerbruch, Ökotrophologie, GEMA-Gebühren, Schwerbehindertenausgleichsabgabe, GEZ-Gebühren, Telefon- und Internetkosten, KFZ-Kosten, Notfallreparaturen, Gärtner, Wäscherei, Berufsbekleidung, Hygieneartikel, Schulungen, Geräteleasing, Verwaltung, Wartungsverträge, saisonale Dekoration, Steuerberatung, Lagerkosten, Werbung und Marketing, externe Sicherheitsbeauftragte, IHK-Beiträge, externe Küchenlüftungsreinigung, Instandhaltung, Versicherungen, DEHOGA-Beiträge, Zeiterfassungssystemgebühren, Berufsgenossenschaftsbeiträge, Müllentsorgung, notwendige Neuanschaffungen und natürlich die Amortisation unserer Investitionen. Ach ja, fast vergessen: Da fast alle unsere Gäste mit Kreditkarte bezahlen, werden uns auch noch bis zu zwei Prozent des Umsatzes als Disagio abgezogen.
Dementsprechend dürfte klar sein, dass die Kosten für Alarmanlagen und die redundanten Ausgaben für den Sicherheitsdienst für uns eine weitere massive finanzielle Herausforderung darstellen. Besonders perfide daran ist, dass sämtliche Alarmgeräte und externen Dienstleistungen nicht nur teuer sind, sondern auch steuerpflichtig. Das gilt natürlich auch für die regelmäßig gestohlenen iPads, Kassen, Weine, Spirituosen, Musikanlagen und die zerschlagenen Fenster, die wir immer wieder kostspielig ersetzen müssen. Der Staat verdient also auch noch munter mit daran, dass er sich aus seiner originären Staatspflicht verabschiedet hat, die öffentliche Sicherheit zu gewährleisten. Was wir davon halten, dass der Staat das Im-Stich-Lassen auch noch für sich monetarisiert, kann man sich wohl denken.