Olaf Scholz ist nicht nur ein rhetorisch perfekt geschulter Conférencier, gewiefter Jurist und rationaler Analytiker, sondern auch ein brillanter Wahlkampfstratege. In diesem Kontext haben wir Herrn Scholz bekanntlich schon mehrfach für seine extrem raffinierte Wahlkampfstrategie gelobt, die vollkommen verzweifelten deutschen Gastronomen mit dem Versprechen, die Mehrwertsteuer endgültig auf ein im europäischen Kontext faires Niveau zu senken, an die Wahlurnen zu locken. In Anbetracht des extrem knappen Wahlsiegs haben wir sogar schon einmal die These postuliert, dass die neu gewonnenen Stimmen der Kellner, Barkeeper, Köche, Sommeliers und Wirte das berühmte Zünglein an der Waage waren, das Olaf Scholz letztendlich zum Kanzler gemacht hat. Nun ist wieder Wahlkampf, und Olaf Scholz ist klug genug zu wissen, dass nach seinem historischen Wortbruch kein halbwegs vernünftiger Gastronom jemals wieder auf die Idee kommen wird, die SPD zu wählen. Deshalb hat Fortschrittskanzler Olaf Scholz nun eine neue Wahlkampfstrategie entwickelt. Er geht jetzt mit dem populistischen Versprechen auf Wählerfang, den Mindestlohn um mehr als 20 Prozent auf 15 Euro zu erhöhen, obwohl er 2022 eigentlich versprochen hatte, dass die politische Unterminierung der Tarifautonomie der Mindestlohnkommission ein einmaliger Vorgang war. Nun ist es so, dass die extrem personalintensive Speisegastronomie als absolut letztes Glied der wirtschaftlichen Nahrungskette naturgemäß die Niedriglohnbranche schlechthin ist. Das bedeutet natürlich, dass ausgerechnet die Wirte, die in der Coronakrise eine besonders bittere emotionale und finanzielle Sonderopferrolle vom Staat aufgebürdet bekommen haben, jetzt auch noch besonders hart von der Mindestlohnerhöhung betroffen sein würden. Man kann sich sicherlich gut ausmalen, was die hinter die Fichte geführten Wirte, die Olaf Scholz bei der letzten Wahl wegen seines gebrochenen Wahlversprechens zum Bundeskanzler gewählt haben, davon halten, dass sie ihm jetzt bei der nächsten Wahl auf ihre Kosten neue Stimmen für seine Wiederwahl kaufen sollen. Was Olaf Scholz übrigens immer bei seinen Reden vergisst zu erwähnen, ist die Tatsache, dass sein großzügiges Geschenk von den deutschen Unternehmern bezahlt werden muss, und ihm darüber hinaus auch noch zusätzlich viele Milliarden Euro Mehreinnahmen in die eigenen Kassen spülen wird. An dieser Stelle möchten wir noch einmal darauf hinweisen, dass wir und die meisten anderen Wirte überhaupt nichts gegen einen fairen Mindestlohn und hohe Gehälter unserer Mitarbeiter einzuwenden haben. Die ethisch arbeitende Individualgastronomie ist meistens klein und maximal mittelständisch. Unsere Mitarbeiter sind dementsprechend auch unsere Freunde und Kollegen. Wir stehen täglich gemeinsam mit ihnen an der Front und zahlen deshalb sogar sehr gerne gute Gehälter. Nur muss der Staat seinen Wirten auch ermöglichen, faire Löhne zahlen zu können. Branchenfremde Zivilisten sollten in diesem Kontext wissen, dass in der gehobenen Gastronomie im Durchschnitt bereits unglaubliche 45 Prozent der Nettoeinnahmen für Löhne und Gehälter aufgewendet werden müssen. Nun wollen wir am Schluss nicht nur kritisieren, sondern auch einen konstruktiven Vorschlag machen. Warum senkt die Fortschrittsampel nicht einfach die Steuern für Geringverdiener? Das würde den Betroffenen nicht nur real mehr Geld in die Tasche spülen, sondern auch die absolute Kaufkraft in Deutschland erhöhen und so dafür sorgen, dass der Staat einen Großteil der durch die Steuersenkung entgangenen Steuereinnahmen direkt wieder kompensieren könnte.