Wir hatten schon einmal die These postuliert, dass die toxische Verquickung von Mehrwertsteuersenkung auf Speisen und der Erhöhung des Mindestlohns auf 15 Euro die hart gebeutelte Speisegastronomie nicht wie politisch insinuiert finanziell entlastet, sondern massiv belastet und den Mindestlohnempfängern unterm Strich nicht einmal eine signifikante Kaufkrafterhöhung bringt, weil der Staat sich einen Löwenanteil der Lohnerhöhung über Steuern und Abgaben sofort wieder zurückholt und der verbleibende finanzielle Zugewinn durch die zwangsläufig massiv steigenden Lebenshaltungskosten aufgefressen wird.
Nun haben wir uns entschlossen, die Sache einmal für unsere kleine Restaurantgruppe genau durchzurechnen. Eine nicht nur für uns spannende Angelegenheit, sondern auch für alle Fans der handwerklich arbeitenden Gastronomie, denn mit einer Fertigungstiefe von nahezu 100 Prozent, einem hohen Anteil gut bezahlter Mitarbeiter und einem für die gehobene Gastronomie typischen Getränke-Speisen-Verhältnis stehen wir exemplarisch perfekt für die handwerklich seriös arbeitende Speisegastronomie.
Das Ergebnis unserer Berechnung ist leider niederschmetternd. Wie wir schon richtig vermutet haben, wird uns die toxische Verquickung von Mindestlohnerhöhung und Mehrwertsteuersenkung unterm Strich nicht wie politisch insinuiert finanziell entlasten, sondern tatsächlich massiv belasten.
Zum einen wird der finanzielle Vorteil der Steuersenkung durch die Erhöhung des Mindestlohns mehr als aufgezehrt. Zum anderen werden nicht nur die durch die Mindestlohnerhöhung zwangsläufig steigenden Kosten für externe Dienstleister wie Wäschereien oder Reinigungsfirmen massiv erhöht, sondern auch Lebensmittel exorbitant teurer.
Sollte die SPD ihre Drohung, die Tarifautonomie gesetzlich zu unterminieren, tatsächlich wahrmachen, wird die toxische Verquickung von Steuersenkung und Mindestlohnerhöhung die ohnehin schon katastrophale Lage in der seriös arbeitenden Speisegastronomie maximal verschärfen und aus der aktuellen Pleitewelle einen regelrechten Pleitetsunami machen.
Verschlimmernd kommt hinzu, dass handwerklich arbeitende Wirte schon lange keine Preissetzungsmacht mehr haben und ihre explodierenden Kosten daher auch nicht annähernd adäquat an ihre Gäste durchpausen können. Der brutale Kostenschock wird deshalb unweigerlich dazu führen, dass viele bisher standhafte Wirte aus totaler Verzweiflung auf industriell gefertigte Convenience-Produkte und konventionell erzeugte Qualmast-Erzeugnisse umsteigen werden. Damit ist die toxische Verquickung nicht nur eine totale Katastrophe für das sterbende Kulturgut der handwerklich arbeitenden Gastronomie, sondern auch für das Tierwohl, die allgemeine Volksgesundheit und den Wirtschaftsstandort Deutschland.
Zum Schluss wollen wir noch einmal kurz erwähnen, dass Mindestlohnempfänger in der Gastronomie bereits finanziell deutlich besser gestellt sind als Mindestlohnempfänger in anderen Branchen. Servicekräfte erhalten beispielsweise nicht nur steuerfreies Trinkgeld, sondern auch steuerfreie Zuschläge für Sonn-, Feiertags- und Nachtarbeit, übrigens genau wie Küchenhilfen, Spüler und Köche, die in der Regel ohnehin deutlich mehr als den Mindestlohn verdienen.