Der eher medienscheue Arjun Waney ist derzeit unbestritten der Heavyweight-Champion der globalen Hospitality-Industrie. Der visionäre Entrepreneur vereint wie kein Zweiter Anspruch und Coolness mit kommerziellem Erfolg. Seine französische Brasserie-Formel Petite Maison eilt mittlerweile weltweit von Triumph zu Triumph. Seine legendären Neo-Izakaya-Formeln Zuma und Roka, die er gemeinsam mit dem Deutschen Koch Rainer Becker entwickelt hat, gelten unter Insidern allgemein als die finanziell erfolgreichsten Upscale-Multiples der Welt. Auch sein Rotisserie-Konzept Oblix im Shard Tower wird mittlerweile von der Londoner It-Crowd gut angenommen. Auch ist es aufmerksamen Mook-Magazin-Lesern sicherlich nicht entgangen, dass sein phantastisches Nikkei-Hybrid-Outlet Coya aktuell das absolute Lieblingslokal der gesamten Mook Redaktion ist. Über praktisch jedes Restaurant von Arjun Waney haben wir hier auf dem Mook Blog schon ausführlich referiert. Nun haben wir endlich auch noch seinen legendären Arts Club in London für Euch genauer unter das gestrenge Mookular genommen.
Der Arts Club gilt auch als das persönliche Steckenpferd von Arjun Waney und wird als reiner Members-only-Club betrieben. Wie der aufmerksame Beobachter unschwer erkennt, sind die Fenster im Erdgeschoss mit blickdichten Samtvorhängen abghängt. Der Club schützt damit seine illustren Mitglieder vor den gierigen Teleobjektiven der penetranten englischen Yellow-Press. Ein Service, den prominente Mitglieder wie Gwyneth Paltrow, Jude Law, Mark Ronson und Emma Thomson sicherlich sehr zu schätzen wissen.
Der Arts Club in der Dover Street wurde bereits im Jahr 1863 gegründet und sollte ein Refugium für Menschen mit einer Affinität zu den bildenden Künsten werden. Ein Hort der intellektuellen Kontemplation und kulinarischen Ertüchtigung. Das klassische Stadthaus stammt aus dem 18. Jahrhundert und wurde im Jahr 2011 aufwendig saniert. Verantwortlich für den behutsamen Relaunch ist der renommierte Designer David D’Almada. Hier sehen wir übrigens die wunderbare Aussenterrasse im lauschigen Hinterhof.
Wie der Name schon sagt, dreht es sich beim Arts Club vor allem um die Kunst. Neben ständig wechselnden Ausstellungen verfügt der Arts Club deshalb auch über eine eigene exzellent kuratierte Kunstsammlung. Das breit gefächerte Spektrum reicht dabei von monochromen Rorschach-Graphit-Zeichnungen eines Allan Mccollum bis zu einer transparenten Polyeder-Skulptur des Installationskünstlers Tomas Saraceno.
Spätestens seit seiner großen Retrospektive in der Schirn ist George Condo selbst bei eingefleischten Kunstbanausen kein Unbekannter mehr. Wirklich jeder erinnert sicher noch an das Bildnis des kardinalroten Antipodulars oder an Skinny Jim, den rauchenden Clown. George Condos Porträt-Reminiszenzen wirken im ersten Moment oft fröhlich, sind aber auch häufig recht verstörend. Jedenfalls lässt sein künstlicheres Œuvre niemanden unberührt. Wohl aus dieses Grund ließ der renommierte Rap-Star Kayne West das Cover seines fünften Studioalbums „My Beautiful Dark Twisted Fantasy“ von George Condo gestalten. Weihnachten 2013 schenkte West seiner Gemahlin Kim Kardashian übrigens eine von George Condo bemalte Birkin Bag. Das fröhliche Taschengemälde zeigt, nebenbei bemerkt, einen recht frivolen Fetisch-Gang-Bang. Bei ihrem letzten Besuch in Frankfurt labten sich Kim Kardashian und Kayne West übrigens an der asiatischen Aromen- und Vitalküche des Zenzakans. Man munkelt, dass die beiden speziell von unseren spektakulären Sushi-Kreationen mehr als angetan waren.
Wie das geschulte Auge sofort erkennt, befinden sich auf der hinteren Wand weitere schöne Arbeiten von George Condo. Verantwortlich für die hochkarätig zusammengestellte Sammlung sind übrigens die beiden bezaubernden Kuratorinnen Amelie von Wedel und Pernilla Holmes vom Wedel Art Advisory-Service.
Auch ein Gemälde des Minimal-Art-Vordenkers Stephen Prina befindet sich in der Sammlung des Arts Club. Stephan Prina ist dem kunstbeflissenen Publikum natürlich ein Begriff. Was viele aber über Prina noch nicht wissen ist, dass er neben seiner künstlerischen Laufbahn auch eine klassische Ausbildung zum Musiker genossen hat. Schon seit den Neunziger Jahren ist Stephen Prina auch der Lead-Vocalist der psychedelischen Avantgarde-Rockband “The Red Krayola”.
Im ersten Stock des Arts Club befinden sich einige sehr geschmackvoll ausgestattete Chambre-Séparées. Die intimen Räumlichkeiten sind das ideale Refugium, um an einem kleinen Pimms zu nippen und über die neuesten Arbeiten von Marc Quinn oder Jenny Saville zu parlieren. Bei dem Objekt über dem Kamin handelt es sich übrigens um eine Fotografie aus dem Objektiv des Künstlers und Filmmachers Alex Prager. Die großformatigen Fotografien des in LA lebenden Prager erinnern vom Sujet oft an das sublime Gursky-Œuvre. Beim teilweise sehr aufwendig komponierten Set-Design und der Auswahl seiner schrillen Protagonisten orientiert sich Prager aber eher an den Werken eines David LaChapelle. Auf seiner Webseite finden sich übrigens viele erstaunliche Abbildungen seiner aktuellen Serie „Face in the Crowd“. Ein Besuch auf seinem Webauftritt wird deshalb hiermit offiziell von der Mook Redaktion empfohlen. Von Alex Prager werden wir zukünftig sicherlich noch viel hören.
Die Küche im Arts Club orientiert sich stark am mediterranen Brasserie-Stil der gefeierten Petite-Maison-Formel. Wer also im Arts Club eine fein ziselierte Gourmetküche erwartet hat wird schnell eines Besseren belehrt. Der Küchenstil im exklusiven Member-Club erinnert viel eher an die schnörkellose Produktküche im Mon Amie Maxi. Hier sehen wir übrigens die Chefin des Mook Culinary Research Teams beim Inspizieren der üppig bestückten Bar.
Das hier gezeigte Seabass Ceviche mit Avocado und Koriander ist perfekt ausbalanciert und überzeugt durch sein geradezu virtuoses Säurespiel. Hier versteht wirklich einer sein Ceviche-Handwerk. Die Mook Redaktion ist tief beeindruckt und verleiht der Kreation spontan und einstimmig die absolute Höchstnote Mookstyle.
Der Tentakel ist innen butterzart und außen extrem knusprig. Hier trifft exzellente Handwerklichkeit auf perfekte Produktqualität. Diese Molluske hat definitiv ihr Leben für eine noble Sache gegeben.
Auch der pikante Shrimp-Cocktail kann die Mook Redaktion durch exzellente Produktwahl überzeugen.
Die Schnecken sind köstlich und wurden couragiert mit Knoblauch verfeinert.
Manchmal sind die einfachsten Dinge die schwersten. Ein gutes Beispiel dafür ist der Salad Niçoise. Kaum ein Gericht hat bei uns im Mon amie Maxi die Gemüter mehr erregt. Die Version im Arts Club überzeugt nicht unbedingt mit sklavischer Werkstreue, dafür umso mehr mit absoluter Frische und grandiosem Geschmack.
Hier sehen wir ein paar ganz fabelhafte Courgette-Fritters.
Die Seezunge im Mon amie Maxi genießt unter Kennern schon lange einen legendären Ruf. Sogar der gnadenlos ehrliche Klaus Vogt vom „Golden Stern“ in Steinbach verlieh unlängst unserer Sole Meunière das Prädikat „Beste Seezunge seines Lebens“. Klaus Vogt ist ein wahrer Küchenvirtuose und einer unserer ganz großen kulinarischen Vorbilder. Seine Gänse gehören zum Besten was ein Vogel nur werden kann, und sein fabelhafte Seeteufel ist weltweit noch immer unerreicht. Sein fachkundiges Urteil bedeutet uns deshalb auch mehr als jeder Stern. Die Messlatte für Seezunge liegt also extrem hoch. Allerdings kann auch der qualitativ sehr hochwertige und akkurat zubereitete Plattfisch im Arts Club das Mook Culinary Research Team voll und ganz überzeugen. Viel besser können selbst wir eine Seezunge nicht zubereiten! An dieser Stelle müssen wir ein großes Kompliment an den Poissonnier des Arts Club aussprechen.
Neuerdings ist es im Arts Club auch möglich, nach einem gepflegten Dinner den Abend standesgemäß im hauseigenen Nachtclub ausklingen zu lassen. Der wundervoll gestaltete Club Leo soll eine architektonische Reminiszenz an das dekadente Nightlife der französischen Riviera in den 1950er-Jahren darstellen. Um das ambitionierte Ziel zu realisieren, wurden offensichtlich weder Kosten noch Mühen gescheut. Hier sehen wir übrigens den Eingang zum exklusiven Night-Retreat.
Verantwortlich für das hinreißend schlüssig komponierte Retrodesign sind Emiliano Salci und Britt Moran vom Architekturbüro Dimore Studio. Die beiden emsigen Allroundgenies konnten in ihrer Karriere schon diverse spektakuläre Aufträge an Land ziehen. Beispielsweise durften die beiden Kreativköpfe schon für Ian Schrager die Pump-Room-Bar im Public Hotel Chicago in Szene setzten. Für den genialen Hotel-Impresario Ian Schrager zu arbeiten gilt in der Branche bekanntermaßen als der Ritterschlag überhaupt.
Die effektvoll illuminierten Harlekin-Rauten an der Stirnseite der Marmor-Bar korrespondieren perfekt mit der geradezu ätherischen Leichtigkeit der filigran ziselierten Struktur der Barhocker. Im aufwendig verlegten Stäbchenparkett wurden zusätzlich noch diverse Messingapplikationen eingewebt. Die Liste der liebevoll gestalteten Details könnte man an dieser Stelle beliebig fortführen. Das gesamte Bar-Arrangement strotzt geradezu vor sublimen architektonischen Zitaten und raffinierten Designideen. Die beiden Kreativköpfe der Dimore Studios sind offensichtlich genauso detailverliebt wie die Mitglieder der Mook Redaktion.
An der Stirnseite des glamourösen Night-Retreats schlängelt sich eine wellenförmige Sitzbank und separiert so die Wand in diverse semi-intime Séparées. Ein kluger architektonischer Schachzug, der für eine sehr behagliche Atmosphäre sorgt. Ein weiteres optisches Highlight sind die wunderschönen Deckenlampen im Chinoiserie-Chic-Stil. Die aus dem Hause Mazzoleni stammenden Seidenchinoiserie-Pendelleuchten setzen mit ihrem orientalischen Look einen mächtigen Kontrapunkt zu der ansonsten eher stringent inszenierten Kulisse.
Aber nicht nur im Detail funktioniert der extravagante Club Leo. Auch in der Gesamtschau ist das Designkonzept sehr schlüssig.
Auch auf der Bühne des Leo findet sich wieder ein asiatisches Zitat in Form eines mit Lotusblüten bemalten Bambusvorhangs. Lotus gilt in weiten Teilen Asiens durch seine Fähigkeit, Schmutz von sich zu weisen, als das Sinnbild für Reinheit. Im Buddhismus gilt die Lotusblüte darüber hinaus noch als Zeichen der Erleuchtung. Siddhartha Gautama aka Buddha wird deshalb auch gerne mit einer geöffneten Lotusblüte portraitiert. In China ist Lotus aufgrund der Lautgleichheit mit dem Worte Liebe auch das Symbol für harmonische Verbundenheit. Pikanterweise haben sich Emiliano Salci und Britt Moran für rote Lotusblüten entschieden, das explizite chinesische Zeichen für Vagina. Der geschmackvolle Vorhang bietet also reichlich kontroverse Interpretationsmöglichkeiten und sorgt so natürlich dafür, dass der illustren Gästeschar des Leo nie der Gesprächsstoff ausgeht. Die beiden Masterminds der Dimore Studios haben wirklich an alles gedacht.