Der umtriebige Shooting-Star Jason Atherton wurde soeben bei den National Restaurant Awards 2014 zum „Restaurateur of the Year“ gewählt. Die Mook Redaktion goutiert die Entscheidung und gratuliert von ganzem Herzen. Der verdiente Sieg ist natürlich auch ein fabelhafter Anlass, um sein neustes Restaurantkonzept etwas genauer unter das Mookular zu nehmen. Über Jason Atherton muss man an dieser Stelle sicherlich nicht mehr viele Worte verlieren. Seine Konzepte Pollen Street Social, Little Social und das Social Eating House sind aktuell in aller Munde und werden von der internationalen Fachpresse geradezu frenetisch bejubelt. Sein kürzlich eröffnetes Restaurant Berners Tavern liegt im super hippen Edition Hotel und gehört zweifellos zu einer der spektakulärsten Restaurant-Locations der Welt. Der imposante Speisesaal der Berners Tavern ist an die acht Meter hoch und erinnert mit seiner pittoresken präraffaelitische Stuckdecke und einer beeindruckenden Petersburger Hängung sofort an die legendären Wandelhallen der Eremitage. Aufmerksame Mook-Magazin-Leser werden sich sicherlich noch lebhaft an unsere ausführliche Reportage über diese wahrlich faszinierende Venue erinnern.
Restaurants in Hochhäusern feiern in London momentan unglaubliche Erfolge. Konzepte wie Hutong, Aqua Shard, Duck & Waffle und Oblix können sich vor Gästen momentan kaum retten. Nun reiht sich noch das neue City Social von Senkrechtstarter Jason Atherton in diese kulinarische Phalanx. Das Restaurant liegt in einem der obersten Stockwerken des Tower 42 und bietet einen fabelhaften Panoramablick auf die umliegenden Wolkenkratzer. Der Tower 42 ist mit 183 Metern das zweithöchste Gebäude in der City of London und das sechsthöchste der gesamten Stadt.
Die Engländer lieben es, ihren Hochhäusern drollige Spitznamen zu verpassen. Die bekanntesten sind die Gherkin von Sir Norman Foster, der Cheesegrater von Roger Stirks und das sich noch in der Bauphase befindliche Walkie-Talkie. Der Tower 42 befindet sich genau im Zentrum dieser phallischen Triangel. Dementsprechend grandios ist auch der Rundumblick durch die bodentief verglasten Panoramascheiben. Im Hintergrund sehen wir übrigens die weltberühmte Gherkin.
In der Spitze der gigantischen „Gurke“ befindet sich übrigens eine mehr als spektakuläre Eventfläche.
Bei dem Hochhaus mit den Baukränen handelt es sich um das so genannte Walkie-Talkie. Der imposante Wolkenkratzer stammt aus der Feder des uruguayischen Star-Architekten Rafael Vinoly und ist eine geradezu groteske Fehlkonstruktion. Seine konvex gekrümmte Fassade bündelt das einfallende Sonnenlicht wie eine gigantische Fourierlinse. Der dadurch entstehende Brennpunkt wandert sanft über die Straße und hat auf seiner Reise schon diverse Autoarmaturenbretter buchstäblich dahin schmelzen lassen. Eine Fußmatte im gegenüberliegenden Restaurant wurde sogar tatsächlich einmal in Brand gesteckt. Der erstaunliche Brennglaseffekt entwickelte sich zu einer echten Touristenattraktion. Immer wieder haben belustigte Passanten versucht, Eier im majestätisch dahin gleitenden Fokus der Sammellinse zu braten. Die hämische englische Presse hat dem Gebäude deshalb auch schon den neuen Nickname Walkie-Scorchie verpasst. Auch werden die Reporter nicht müde, in diesem Zusammenhang immer wieder von einem gleißenden Todesstrahl zu sprechen. Mittlerweile wurden die Fenster des Walkie-Talkies allerdings aufwendig mit einer entspiegelnden Folie laminiert.
Das Interior Design des City Social stammt aus dem Think-Tank der Russell Sage Studios und wurde bewusst eher unprätentiös gestaltet. Durch diesen klugen architektonischen Schachzug soll der Fokus offensichtlich mehr auf die imposante Skyline gelenkt werden. Dass die Russell Sage Studios aber auch ganz anders können, haben sie beispielsweise schon sehr eindrucksvoll bei der Gestaltung des legendären Streetstyle Inders Dishoom bewiesen. Auch haben die Russell Sage Studios das behutsame Art-Deco Redesign des Savoy-Grills zu verantworten. Eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe, die von den Russel Sage Studios wirklich bravourös bewältigt wurde. Weiterhin hat Russel Sage natürlich auch schon diverse „Social-Konzepte“ mit Jason Atherton realisiert.
Der kometenhaft Aufstieg von Jason Atherton führte ihn über das Who is Who der britischen Gourmet-Szene. Koffmanns, Marco Pierre White und Gordon Ramsey sind nur einige seiner beeindruckenden Stationen. Mister Atherton ist aber nicht nur ein Virtuose am Herd, sondern auch ein äußerst gewitzter und erfolgreicher Entrepreneur. Aktuell arbeitet der kulinarische Tausendsassa weiter fleißig an seinem globalen Roll-out. Momentan betreibt der „Restaurateur of the Year“ bereits erfolgreich Dependancen in Singapur und Hong Kong. Gut informierte Insider munkeln aber auch von großen Plänen in Dubai. Wir dürfen also auch weiterhin gespannt sein. Auf dem unteren Bild sehen wir übrigens einen der intimen Private-Dining Räume im City Social.
Wir wissen, was Ihr jetzt wahrscheinlich alle gerade denkt. Der sich in der Decke perfekt spiegelnde Gastraum ist allerdings nicht die neueste Öl-Installation des legendären Bildhauers Richard Wilson. Wer übrigens noch nie leibhaftig den Ölraum von Richard Wilson betreten hat, sollte dies tunlichst zügig einmal nachholen. Die allseits bekannten YouTube-Videos und Fotografien können den realen visuellen Effekt in keiner Weise einfangen. Das Gefühl, durch eine von Öl perfekt gespiegelte Welt zu schreiten, ist einfach unbeschreiblich. Ein Besuch im Wilson`s Oil Room sollte deshalb nach Meinung der Mook Redaktion zum integralen Bestandteil des modernen Bildungskanons gehören.
Das Restaurant hat erst vor ein paar Tagen offiziell eröffnet und kämpft noch mit einigen technischen Unzugänglichkeiten. Beispielsweise wird die spiegelnde Decke aus dünnen Kupferplatten durch eine kleine Unwucht der Lüftungsrotoren in rhythmische Schwingungen versetzt. Das bizarre Schauspiel ist nicht nur optisch ein Leckerbissen, sondern wird auch ganz leicht über einen ständig oszillierenden Ohrendruck wahrgenommen.
Hier sehen wir die Bar des City Social. Zum Zeitpunkt der Aufnahme lief im Hintergrund übrigens gerade „I’m Old Fashioned“ von Chet Baker.
Nun aber genug geplaudert. Wir sind hier ja nicht zum Spaß eingekehrt. Wenden wir uns nun endlich unseren beschwerlichen Recherchen zu. Wie immer beginnen wir für Euch mit dem mühseligen Studium der Speisekarte. Im Hintergrund sehen wir übrigens den sich dezent anpirschenden Sommelier.
Der geräucherte Lachs wird in einer kleinen geschlossen Holzschatulle serviert. Erst am Tisch wird das schlichte Tabernakel vom Kellner geöffnet. Erst bei dieser effektvollen Zeremonie entweicht der mit Hilfe einer Räucherpistole applizierte Buchenrauch. Ein hübscher Effekt, der Lust auf Meer macht. Bewegte Bilder sagen oft mehr als tausend Worte. Der CEO der Mook Group hat deshalb für Euch extra ein kleines Video angefertigt. Just klick it…
Der geräucherte Lachs wir anschließend auf Sellerie-Spaghetti, Fenchel und Meerrettich-Yoghurt angerichtet. Ein erfrischender kleiner Snack.
Hier sehen wir den Thunfisch mit Gurken, Radieschen, Avocado-Creme und Ponzu Dressing. Das Gericht ist ohne Fehl und Tadel.
Wie man unschwer erkennt, kommen speziell Fans von deftigen Fettschwarten bei den Lamb-Chops voll auf ihre Kosten. Wir sind uns allerdings nicht ganz sicher, ob die superdicke weiße Fettschicht jeden Deutschen sofort in einen ekstatischen Taumel der Euphorie stürzen würde. Laut dem kulinarischen Enfant terrible Nuno Trocca konsumieren die Deutschen erfahrungsgemäß ja ihr Fett lieber in versteckter Form von Penne Gorgonzola oder deftiger Schlackwurst. Als Beilage zum sensationell saftigen Lamm entscheidet sich der Meister übrigens für Rote-Bete, Karotten und Spargel. Zusätzlich wird noch eine köstliche BBQ-Paste gereicht, die das Gericht noch um eine sehr schöne Rauchnote bereichert. Das heimische Romney Lamm ist von höchster Güte und stammt aus den saftigen Marschlandschaften der Grafschaft Kent im Südosten Englands. Müßig zu erwähnen, dass es Mister Atherton natürlich auch meisterhaft versteht, mit seinem Julabo zu hantieren.
Der klassische Shepherd’s Pie besteht grundsätzlich aus zwei Schichten. Die unter Lage besteht traditionell aus gehacktem Lammfleisch. Vermutlich stammt daher auch der Name Schäferkuchen. Die obere Schicht besteht aus Kartoffelpüree. Die französische Variante des Shepherd’s Pie nennt man übrigens Hachis Parmentier. Diese Spielart muss allerdings nicht zwingend aus Lammfleisch bestehen und wird gerne noch mit Käse gratiniert. Eine Variation mit gezupftem Entenfleisch und krosser Entenhaut und hat schon des Öfteren den Weg in die „Mon amie Maxi“ Speisekarte gefunden. Das Gericht hat im „Mon amie Maxi“ sofort viele treue Fans gewonnen und wird sich im Winter sicherlich mal wieder auf unsere Karte verirren.
Die Dover Sole serviert der Meister mit gebratenen Gnocchi und Passepierre. Den Geschmack der Seezunge kann man übrigens perfekt anhand der Optik ablesen.
Hier noch einmal zum Vergleich die Seezunge im „Mon amie Maxi“. Wie man unschwer erkennt, verfolgt Jason Atherton bei der Zubereitung des Plattfischs eine völlig andere Philosophie.