Das legendäre Hotel Cap-Eden-Roc in Cap d’Antibes ist während des Festival de Cannes und dem Monaco Grand Prix das mit Abstand beliebteste Retreat der High Society. Während dieser turbulenten Zeit tummeln sich hier sämtliche Hollywoodstars und der internationale Jetset. Man genießt es, unter sich zu sein und räkelt seinen Körper am imposanten Felsen-Pool. Die großen Events sind nun allerdings vorüber. Die meisten Stars haben mit ihrer Entourage die French Riveria wieder in Richtung ihrer angestammten Reviere verlassen. Damit haben auch die lästigen Parvenüs und Paparazzi das Interesse am lauschigen Cap wieder verloren. Langsam kehrt das gewohnt lässige Laissez-faire an die pittoresk zerklüftete Steilküste zurück. Die Zeit ist also geradezu perfekt, um für Euch dieses ganz besondere Juwel auf seine kulinarischen Fähigkeiten hin zu untersuchen. Folgt uns nun auf die spektakuläre Restaurant-Terrasse des legendären Hotel Cap-Eden-Roc…
Das Hotel Cap-Eden-Roc versprüht einen ganz besonderen Charme. Schon allein der Name zaubert sofort nostalgische Bilder vor das innere Auge. Man sieht förmlich, wie Cary Grant seinen hellblau chanchierenden Sunbeam Alpine Mark III Cabriolet souverän die Auffahrt des Hotel herauf dirigiert, um sich anschließend einen kühlen Lillet Rouge an der Bar des Hotels zu gönnen. Und tatsächlich wurde das Hotel jahrzehntelang vom internationalen Jetset geradezu heimgesucht. Bei unseren Recherchen fallen sofort illustre Namen wie John F. Kennedy, Pablo Picasso, Ernest Hemingway und Marlene Dietrich. Nicht umsonst hat F. Scott Fitzgerald das legendäre Hotel als spektakuläre Kulisse für seinen autobiographisch geprägten Roman „Zärtlich ist die Nacht“ gewählt. Auch hat F. Scott Fitzgerald angeblich das imaginäre Anwesen von Jay Gatsby auf West Egg nach dem Vorbild des Hotel Cap-Eden-Roc literarisch modelliert. Leserbriefe sind an dieser Stelle übrigens völlig überflüssig. Der Mook Redaktion ist selbstverständlich auch die anders lautende Beacon-Tower-Theorie hinlänglich bekannt.
Das imposante Haupthaus des Hotels wurde bereits 1870 eröffnet und sollte ursprünglich nur Dichtern, Autoren und Literaten als spirituelle Oase dienen. Ein abgeschiedener Hort des intellektuellen Austausches und der kreativen Kontemplation. Federführender Initiator war damals übrigens niemand Geringerer als Hippolyte de Villemessant, dem legendären Gründer der Tageszeitung Le Figaro.
Soziales Epizentrum des Hotels bildet allerdings der auf den schroffen Klippen erbaute Pavillon. Das imposante Gebäude wurde 1914 aufwendig in den massiven Basaltfels gesprengt und beherbergt neben einigen Zimmer und dem Deck-Restaurant auch den weltberühmten Meerwasserpool. Seit 1969 befindet sich das bezaubernde Kleinod übrigens im Eigentum der Oetker Hotel Collection.
Aus diesem Winkel hat man auch einen perfekten Blick auf das Deck-Restaurant und die legendären Klippen-Sprungbretter des Hotels. Kein Wunder, dass Karl Lagerfeld das Eden Roc regelmäßig als Kulisse nutzt, um dort seine spektakulären Kampagnen zu shooten.
Selbst renitenten Kunstbanausen stockt bei diesem Anblick sofort der Atem. Direkt vor dem Eingang des legendären Beach-Pavillons wurde eine riesige Coloring-Book-Skulptur von Jeff Koons platziert. Das bunt reflektierende Objekt aus der plakativen Celebration-Serie ist nicht nur optisch ein furioser Paukenschlag, sondern auch ein wenig subtil positioniertes Statement. Wäre der Chefredakteur des Mook Magazins beauftragt worden, die Sammlung der Oetker Collection zu kuratieren, hätte er sich an dieser Stelle sicherlich eher für eine esquilinische Venus aus der Gazing-Ball-Serie entschieden. Dezent war hier aber offensichtlich nicht die primäre Aufgabenstellung. Auf jeden Fall liefert die beeindruckende Skulptur wunderbar kontroversen Gesprächsstoff. Die First Lady des Mook Culinary Research Teams ist beispielsweise der festen Überzeugung, dass nur ein barberinischer Satyr mit seiner blau spiegelnden Sphäre den exponierten Platz vor dem Beach-Pavillon adäquat ausfüllen könne. Glücklicherweise ist das Restaurant des Eden Roc ein geradezu ideales Refugium, um bei einem gepflegten Déjeuner dieses brisante Thema leidenschaftlich zu debattieren. In der Spiegelung des „Malbuchs“ erkennen aufmerksame Leser übrigens recht gut die Silhouette des kulinarischen Trendsetters des Jahres.
Wir sind die ersten Gäste und noch herrscht die viel beschworene Ruhe vor dem Sturm.
Diese Kreation wird auf der Speisekarte als Thunfisch Ceviche mit Tiger-Milk und Cashew-Nüssen angepriesen. Wir sind etwas verblüfft. Durch unsere zahlreichen Nikkei-Recherchen ist uns dieses Gericht etwas anders in Erinnerung. Offensichtlich versteht man an der Côte d’Azur etwas komplett anderes unter der Bezeichnung Ceviche. Man beachte an dieser Stelle bitte auch den liebevoll gestalteten Teller. Das Logo bildet ein historischer Rettungsring und der umlaufende Fries zeigt die blau gekräuselten Wellen des Ozeans. Die Gestaltung greift damit aber nicht nur das maritime Thema des Deck-Restaurants auf, sondern zitiert damit natürlich auch geschickt das Farbspiel der französischen Tricolore. Besonders amüsant findet die Mook Redaktion übrigens auch, dass die Karte die köstliche Cashew-Nuss im Plural ausweist.
Hier sehen wir das obligatorische Club Sandwich. Der köstliche Klassiker wurde handwerklich perfekt vom Küchenteam des Eden Roc umgesetzt. Auch die hausgemachten Kartoffelchips schmecken köstlich und werden appetitlich in einem miniaturisierten Frittierkörbchen gereicht. Die Idee ist sicherlich nicht mehr brandneu, aber immer noch recht hübsch anzuschauen.
Das Deck-Restaurant des Hotels Cap-Eden-Roc serviert seinen Salade Niçoise komplett „plaine“. Das Dressing wird einfach zum selber Dosieren separat gereicht. Die Salatsauce überrascht im ersten Moment durch eine erstaunlich zähflüssige Viskosität. Die braune Emulsion erinnert in ihrer Fliessgeschwindigkeit fast an einen extrem eingedickten Ahornsirup. Man hat beim Nappieren fast das Gefühl, ein Gel aufzutragen. Auch wurde uns bisher noch nie ein Nizza Salat mit einer geschmacklich vergleichbaren Vinaigrette kredenzt. Dominiert wird die erstaunliche Kreation nämlich durch eine prägnante Aceto-Balsamico-Note. Im angelsächsischen Sprachraum verbindet man ein solches Geschmacksbild eher mit dem Ausdruck Italian-Style. Auch bei den Zutaten legt das Restaurant offensichtlich keinen Wert auf sklavische Werkstreue. Im vitaminreichen Potpourri finden sich beispielsweise auch Radieschen, Paprikastücke und griechische Kalamata-Oliven. Lecker ist die knackfrische Kreation jedenfalls und mit nur 38,- Euro auch noch extrem fair ausgepreist.
Auf der Suche nach dem perfekten Salade Niçoise haben wir für Euch schon die komplette Côte d’Azur bereist. Unsere Versuche, die gemachten Erfahrungen im „Mon amie Maxi“ umzusetzen, sind allerdings bisher kläglich gescheitert. Fast jeder hatte eine andere Meinung zum Klassiker und nie konnten wir einen massenkompatiblen Konsens finden. Auch legten unsere Recherchen schnell nahe, dass es nie ein verbindliches Standardrezept für diesen Salat gegeben hat. Eine Sache ist uns mittlerweile klar geworden: Es gibt nicht den „Einen“ Salade Niçoise. Jedes Restaurant interpretiert den Klassiker anders. Es gibt sogar Zweifel daran, dass der Salat aus der Region um Nizza stammt. Belegte Rezepte tauchten beispielweise erstmalig 1893 in Paris auf. Eines der ältesten bekannten Rezepte stammt übrigens vom legendären Küchenchef Auguste Escoffier. In seiner 1903 erschienen Küchenbibel „Guide Culinaire“ listet der Meisterkoch folgende unstrittige Zutaten auf: Grüne Bohnen, Kartoffeln, Tomaten, Kapern, Oliven und Sardellenfilets. Der kontroverse Nizza Salat wird uns sicherlich noch eine Weile beschäftigen. Das Mon-amie-Maxi-Küchenteam wird aber auch weiterhin unermüdlich experimentieren, um Euch eines Tages vielleicht doch einen massentauglichen Salade Niçoise präsentieren zu können. Eine wahrlich komplexe Aufgabenstellung. Zumal man nicht einfach alle authentischen Zutaten nach Deutschland adaptieren kann. Durch unzählige empirische Untersuchungen haben wir beispielsweise herausgefunden, dass Anchovis und Kapern in Deutschland selten eine gute Idee sind. Bis wir nun einen für den Deutschen Gaumen kompatiblen Salade Niçoise entwickelt haben, können wir Euch aber guten Gewissens unseren Salade à la Maxi empfehlen. Der Salat ist unser Versuch, sich dem Nizza-Salat-Sujet auf eine völlig neue und couragierte Weise anzunähern. Wir verzichten beim Salade à la Maxi beispielweise bewusst auf klassische Zutaten wie Sardellen und Kapern – fügen dafür aber krosse Croutons und Avocado dazu. Durch diese und andere Modifikationen ist der Salat in den Augen Vieler sicherlich nicht mehr authentisch, aber das war auch nie unser Anspruch. Zumal wir ja eben gelernt haben, dass es nicht den „Einen“ gibt. Übrigens haben schon einige Kunden behauptet, dass der Salade à la Maxi der eigentlich bessere Salade Niçoise sei. Am besten Ihr testet einfach mal selber unsere Interpretation des mediterranen Klassikers.
Auch ein neckischer kleiner Lachs-Burger findet sich auf dem Menü des Deck-Restaurants. Die maritime Kreation kostet übrigens nicht einmal 45,- Euro. Man muss bei diesem unglaublichen Schnäppchenpreis allerdings bedenken, dass ein Gastronomiebetrieb in Frankreich auch nur unter der Hälfte der in Deutschland anfallenden Steuerlast zu leiden hat. Die Deutsche Regierung ist ja weiterhin der faszinierenden Ansicht, dass nur Lebensmittel-Discounter und Fast-Food-Konzerne in den Genuss eines reduzierten Mehrwertsteuersatzes kommen sollten. In Frankreich ist man dagegen offensichtlich der Meinung, dass das Essen von handwerklich produzierten Speisen in gepflegter Atmosphäre ein schützenwertes Kulturgut ist. Diese Meinung teilen übrigens auch alle anderen Deutschen Nachbarstaaten. Hier eine kleine Liste der in den Anrainerstaaten geltenden Steuersätze für den Jobmotor Fullservice-Gastronomie: Niederlande 6%, Schweiz 8%, Belgien 12%, Luxenburg 3%, Frankreich 10% und Österreich 10%. Lediglich in Deutschland werden Speisegastronomien auch weiterhin mit dem vollen Mehrwertsteuersatz von 19% abgestraft. Das Ganze ist natürlich nicht nur aus ernährungsphysiologischer Sicht eine totale Katastrophe, sondern im europäischen Kontext auch ein eklatanter Wettbewerbsnachteil. Das alles gilt natürlich nicht für die lobbygestützte Lebensmittel-Industrie. Der Deutsche Fiskus hat es immerhin mit seiner erstaunlichen Steuerphilosophie für sie geschafft, dass die Deutschen auch noch unangefochten Weltmeister im Verzehr von Tiefkühlpizzas geworden sind. Das ganze passiert ausgerechnet noch in einer Zeit, in der ein Sternerestaurant nach dem anderen seine Pforten schließen muss. Aber nicht nur die gehobene Gastronomie ist betroffen. Ständig liest man auch vom massiven Restaurant- und Gasthaussterben. Längst hätten selbst die weltfremden Berufspolitiker etwas von den Sorgen der inhabergeführten Individualgastronomie hören müssen. Leider werden alle Versuche, etwas zu verbessern, aus dem Elfenbeinturm einfach arrogant abgeschmettert. Angesichts berstend voller Staatskassen ist die Ignoranz der Politik wahrlich skandalös. Glücklicherweise vergisst man solche banalen Probleme sehr schnell auf der lauschigen Terrasse des Hotel Cap-Eden-Roc.
Wie man unschwer erkennt, wurde der Lachs punktgenau durchgebraten. Spätesten hier merkt man, dass das Hotel unter Deutscher Leitung stehen muss. Mit Ausnahme von Thunfisch genießen die meisten christlich sozialisierten Teutonen ihre Fische ja bekanntlich am liebsten schön durch. Noch heute sind perfekt gebratene Fische der häufigste Reklamationsgrund in den Filialen der Mook Group. Über dieses erstaunliche Thema haben wir ja schon häufiger ausführlich referiert.
Aber auch den Gelüsten der internationalen Haute-Volée nach gesäuertem Reis und rohem Fisch wird im Eden Roc Rechnung getragen. Hier sehen wir beispielsweise die große Eden-Roc-Sushi-Platter.
Als Dessert degustieren wir noch ein leckeres Eis für Euch. Dekoriert ist die braune Kugel übrigens mit Mandelsplittern und einem luftigen Baiser.
Was für eine grandiose Aussicht.
Zum Schluss noch ein letzter Blick auf den legendären Pool.
FIN