The Old Homestead, Gallaghers, Sparks, Gage & Tollner und allen voran Peter Luger sind wahre Ikonen der US-amerikanischen Steakhouse-Kultur. Die meisten unserer Gäste besuchen regelmäßig New York und haben die eben erwähnten Klassiker schon mehrfach besucht. Doch es gibt noch ein weiteres Steakhouse im Big Apple, das historisch mindestens ebenso bedeutend ist wie Gage & Tollner oder Peter Luger und dennoch erstaunlicherweise selbst unter eingefleischten Beef-Aficionados erstaunlich unbekannt geblieben ist. Das Keen’s Steakhouse in Midtown Manhattan ist dabei weit mehr als nur ein Tempel für Fleischliebhaber; es ist ein lebendiges Museum der Gastronomiegeschichte, ein Ort, an dem die Grenzen zwischen Vergangenheit und Gegenwart verschwimmen. Hier spürt man noch den Geist einer Epoche, in der die Herren im eleganten Smoking nach dem Dinner ihre Pfeife zückten und in dichte Wolken aromatischen Tabakrauchs versanken und die Damen in opulenten Abendkleidern vor knisternden Kaminen genüsslich an einem Glas Bénédictine nippten. Keen’s Steakhouse ist also weit mehr als ein gewöhnliches Restaurant – es ist eine Zeitreise, ein kulinarisches Theater, in dem jeder Gast zum Protagonisten seines eigenen gastronomischen Dramas wird. Es war also höchste Zeit, dass wir dieses bereits 1885 gegründete Kleinod endlich einmal für Euch unter das gestrenge Mookular nehmen…
Beim Betreten des Keen’s Steakhouse fühlt man sich in die Vergangenheit zurückversetzt. Das Interieur verkörpert die Eleganz und Pracht des späten 19. Jahrhunderts, geprägt von dunklen Holzvertäfelungen, kunstvoll geschnitzten Möbeln und historischen Artefakten. Besonders beeindruckend sind die niedrigen Decken, die mit hunderten von handgeschnitzten Meerschaumpfeifen geschmückt sind. Das Ambiente des Restaurants ist gemütlich und opulent zugleich, mit einer Mischung aus antiken Möbeln, rot gepolsterten Ledersesseln und alten Ölgemälden, die von längst vergangenen Zeiten erzählen.
Das Keen`s Steakhouse beherbergt tatsächlich die weltweit größte Sammlung von Churchwarden-Pfeifen und pflegt damit eine Tradition, die ihren Ursprung im England des 17. Jahrhunderts hat. Damals war es üblich, dass Gäste ihre zerbrechlichen Tonpfeifen in ihrem bevorzugten Gasthaus zurückließen, da die langen Pfeifenstiele zu zerbrechlich waren, um sie in Taschen oder Satteltaschen zu transportieren. Seit der elisabethanischen Zeit galt das Rauchen dieser Pfeifen als wirksames Mittel, um die „bösen Dämpfe aus dem Gehirn“ zu vertreiben. Im Keen`s gab es nicht nur einen Pfeifenwart, der für die Registrierung und Lagerung der Pfeifen verantwortlich war, sondern auch die sogenannten Pfeifenjungen, die dafür sorgten, dass die Pfeifen von ihrem Lagerort zu den jeweiligen Gästen gelangten.
Das Mitgliederverzeichnis des berühmten Kenn’s Pfeifenclubs umfasst über 90.000 Namen, darunter so illustre Persönlichkeiten wie Teddy Roosevelt, Babe Ruth, Will Rogers, Billy Rose, Grace Moore, Albert Einstein, George M. Cohan, J.P. Morgan, Stanford White, John Barrymore, David Belasco, Adlai Stevenson, General Douglas MacArthur und Buffalo Bill Cody.
Keen’s wurde ursprünglich von Albert Keen, einem berühmten Theaterdirektor, gegründet und war ein exklusiver Treffpunkt für Gentlemen der New Yorker Upper-Class. Im Laufe der Jahre wechselte das Restaurant mehrmals den Besitzer, aber die Tradition blieb. Heute gehört Keen’s zur Landmark Hospitality Group, die das historische Erbe des Hauses mit großem Respekt pflegt. Gott sei Dank!
Durch die zahlreichen Räume könnte man meinen, dass das Keen’s Steakhouse relativ klein ist. Doch der Schein trügt. Das legendäre Steakhouse erstreckt sich über viele Räume und mehrere Stockwerke. Dementsprechend ist das Keen’s Steakhouse mit knapp über 200 Sitzplätzen sogar recht groß. Überall kann man skurrile Kunstwerke und spannende historische Artefakte entdecken. Es lohnt sich also wirklich, einmal durch die verschachtelten Katakomben des Keen’s zu flanieren und Ausschau zu halten.
Auf der Speisekarte des Keen’s finden Liebhaber der amerikanischen Steakhouse-Kultur alle Klassiker, die ihr Herz höher schlagen lassen. Neben allen gängigen Steakhouse-Cuts gibt es auch dick geschnittenen Bacon, einen klassischen Iceberg Wedge, Oysters Rockefeller, Lump Crab Cake, einen traditionellen Shrimp Cocktail und natürlich den obligatorischen Caesar Salad. Wusstet Ihr eigentlich, dass wir vor über 25 Jahren mit dem M-Steakhouse nicht nur das allererste echte Steakhouse nach US-amerikanischem Vorbild in Europa eröffnet haben, sondern auch die Ersten waren, die einen authentischen Caesar Salad auf die Karte gesetzt haben?
Als kulinarische Trailblazer sind wir schon lange dafür berühmt, unsere Gäste regelmäßig mit neuen und bis dato in Deutschland noch völlig unbekannten Delikatessen zu überraschen. Beispielsweise servierten wir hierzulande erstmalig Spam Musubis, Miyazaki Sandos, Pani Puri-Sphären, Kakigōri-Snow, Kushikatsus, echtes japanisches Wagyu-Beef, einen authentischen Wedge Salad und Colossal Lump Crab Meat. Momentan haben wir kein sündhaft teures Lump Crab Meat im Angebot. Allerdings arbeiten wir aktuell daran, das extrem schwer zu beschaffende Krabbenfleisch wieder aus den USA zu importieren. Hier sehet Ihr übrigens den Lump Crab Cocktail im Keen’s.
Wir lieben Stilton, Gorgonzola und Roquefort geradezu abgöttisch! Dementsprechend freuen wir uns sehr, dass das Keen’s Steakhouse auch einen Blue-Cheese-Dip als Vorspeise anbietet. Der intensive Blauschimmel-Dip wird flankiert von Karotten- und Selleriestangen, deren knackige Frische perfekt mit der cremigen Konsistenz des Dips harmoniert. Der Blue-Cheese-Dip von Keen’s Steakhouse ist so einfach wie köstlich und macht sofort Lust auf mehr. Blue-Cheese-Liebhaber sollten sich diesen intensiven Genuss beim nächsten Besuch bei Keen’s auf keinen Fall entgehen lassen.
Shrimp-Cocktail, der festliche Steakhouse-Klassiker, gehört definitiv zu unseren absoluten All-Time-Favourites! Die Shrimps im Keens überzeugen durch ihre perfekte Größe und einen perfekt getimten Garpunkt. Die Jumbo-Garnelen werden in einer eleganten Silberschale serviert und mit der typisch pikanten Meerrettichsoße verfeinert, die den kleinen Meeresbewohnern einen faszinierenden Schärfe-Kick verleiht. Das Keens erfindet das klassische Sujet „Shrimp Cocktail“ nicht neu, serviert es aber in geradezu elysischer Perfektion.
Im Delmonico Steakhouse isst man ein Delmonico-Steak, bei Peter Luger ein Porterhouse, bei Ruth’s Chris ein Filet Mignon, bei Sparks ein NY Strip und bei Lawry’s ein Prime Rib. Die Spezialität im Keen’s sind jedoch die legendären Mutton Chops! Diese saftig gegrillten Hammelkoteletts kosten ohne Steuern und einem Mindesttrinkgeld von 20 Prozent nur erstaunliche 73 Dollar – angesichts der aktuellen Preisentwicklung in den USA ein wahres Schnäppchen. Die Mutton Chops bei Keen’s überzeugen aber nicht nur durch ihren extrem fairen Preis, sondern auch durch eine perfekte Garstufe und ein wirklich prominentes Hammelfleischaroma. Wer jedoch die legendären Lammkoteletts vom Robata-Grill im Zenzakan wegen ihres dezenten Lammaromas und der butterzarten Konsistenz vergöttert, muss nicht zwangsläufig auch die eher robusten Hammelkoteletts im Keen’s Steakhouse lieben.
Das Keen’s Steakhouse verwendet, genau wie wir im M-Steakhouse oder bei Peter Luger in Brooklyn, hocheffiziente Gas-Infrarot-Grills, die Temperaturen von nahezu 1000 °C erreichen. Kein Wunder, dass das US-Prime Porterhouse im Keen’s hervorragend schmeckt. Allerdings müssen wir feststellen, dass das Porterhouse bei Peter Luger doch noch eine Nuance besser ist. Wir sind allerdings der Meinung, dass nicht einmal die direkten Peter-Luger-Copy-Cats wie Wolfgang’s Steakhouse, Mark Joseph Steakhouse oder André’s Steakhouse es schaffen, die Steakqualität von Peter Luger 1:1 zu replizieren. Der Klassiker bei Peter Luger ist unserer bescheidenen Meinung nach immer noch das Referenzprodukt in Sachen Porterhouse, egal, was Pete Wells, der kürzlich aus dem Amt geschiedene Restaurantkritiker der New York Times, auch sagt. Pete Wells strafte das legendäre Peter-Luger-Steakhouse in Brooklyn nämlich vor einiger Zeit mit einer vernichtenden Zero-Star-Review ab! Ein Skandal von geradezu epischen Dimensionen. Die als Lugergate berühmt gewordene Causa „Wells vs. Luger“ spaltete damals nicht nur die globale Steak-Community in zwei völlig antagonistische Lager, sondern stürzte auch uns in eine schwere Sinnkrise. Bekanntlich sind wir leidenschaftliche Luger-Fans; auf der anderen Seite konnten wir auch immer der Expertise von Pete Wells vertrauen. Dementsprechend war sofort klar, dass wir umgehend nach New York aufbrechen mussten, um selbst in dieser schockierenden Angelegenheit zu recherchieren. Wir haben danach eine kleine Post-Skandal-Review veröffentlicht. Interessierte Leser finden den Artikel hier.