Gordon Ramsay, das energische Enfant-terrible der internationalen Hospitality-Szene, ist sicherlich der umstrittenste Drei-Sterne-Koch der Welt. Seine teils außerordentlich vulgären Wutausbrüche in seinen diversen TV-Formaten sind legendär und sicherlich nicht jedermanns Sache. Auch gibt es sehr ambivalente Meinungen zu seinen Restaurants und Skills. Dementsprechend wurde auch sein neu eröffnetes Pan-Asian-Restaurant „Lucky Cat“ in der englischen Presse extrem kontrovers diskutiert. Allerdings machen wir uns immer gerne ein eigenes Bild und haben deshalb beschlossen, kurz vor dem Lockdown noch einen kurzen Pitstop im neuen Lucky Cat für Euch einzulegen.
Für das eklektische Interior ist die legendäre Designschmiede von Afroditi Krassa verantwortlich. Der multidisziplinäre Think-Tank konnte in seiner erstaunlichen Geschichte schon diverse spektakuläre Hospitality-Venues realisieren. Zu denn prominentesten Werken gehört dabei sicherlich die lässige Dabbawala-Hybrid-Formel Dishoom, das beliebte Neo-Tel-Aviv-Konzept Bala Baya und das erstaunliche Perfectionist Cafe von Evil-Mastermind Heston Blumenthal. Das sagenumwobene Fast-Casual-Outlet von Herrn Blumenthal haben wir übrigens schon einmal sehr intensiv unter das gestrenge Mookular genommen. Wer also mehr über seine geniale Airport-Location erfahren möchte, findet den entsprechenden Artikel problemlos über die Suchleiste des Mook-Magazin-Blogs. Übrigens eine sehr faszinierende und lehrreiche Lektüre.
Laut Afroditi Krassa ist das Interior-Design im Lucky Cat von den legendären japanischen Kissa-Nightclubs der 30er Jahre inspiriert. Damals traf sich die hedonistische Jeunesse dorée von Tokyo in den lässigen Jazz-Clubs, um zu trinken, zu essen und ausgelassen zu feiern. Da wir selbst nie in den 30er Jahre im Nachleben von Tokyo unterwegs waren, müssen wir hier also auf das Wort von Madame Krassa vertrauen.
Maneki-neko, die gutgelaunte japanische Winkekatze, ist die possierliche Namenstifterin des Lucky Cat. Dementsprechend finden sich praktisch überall kleine Maneki-neko-Figurinen, Katzenreliefkacheln und Lucky-Cat-Logos.
Sogar auf der Toilette ist man vor den kleinen Winkekatzen nicht sicher.
Viele Cocktails werden von den charmanten Barkeepern noch mit netten asiatischen Motivbildchen versehen. Eine eigentlich völlig überflüssige Finesse, die uns als detailverliebten Hospitality-Geeks aber viel Freude bereitet.
Auch die Eiswürfel sind mit dem Lucky-Cat-Logo gebrandet. Offensichtlich ist Mister Ramsey tatsächlich genauso detailbesessen wie die Mitglieder der Mook Redaktion.
Frittieren gilt in Deutschland bekanntlich als ein eher profanes Handwerk. In Japan hingegen gilt das Garen in siedendem Fett als eine hohe Kunst. Eine Meinung, die auch von der Redaktion des renommierten Guide MICHELIN geteilt wird. Alleine in Tokyo gibt es mittlerweile elf monothematische Tempura-Restaurants mit einem Michelin-Stern. Die Tempura-Restaurants Shunsaiten Tsuchiya, Tempura Kondo und Shunkeian Arakaki wurde vom MICHELIN sogar mit unglaublichen 2 Sternen ausgezeichnet. Wir möchten an dieser Stelle nicht behaupten, dass Gordon Ramsay sich im Frittieren mit diesen grandiosen Großmeistern messen kann, allerdings sind alle Tempura-Kreationen im Lucky Cat durchaus solide exekutiert.
Krosser Schweinbauch vom Robata-Grill. Was kann daran verkehrt sein?
Die kleine Sashimi-Selektion im Lucky Cat ist wahrlich exzellent und kann sich durchaus mit der Qualität im ZENZAKAN messen. Allerdings ist die spektakuläre Hangiri-Präsentation im ZENZAKAN natürlich optisch wesentlich beeindruckender.
Alle Sushi-Kreationen im Lucky Cat sind handwerklich tadellos und durchaus schmackhaft.
Der getrüffelte Robata-Cod ist köstlich und besticht durch eine perfekte Kolorierung und einen präzise getroffenen Garpunkt. Offensichtlich beherrschen die Robata-Meister im Lucky Cat ihr feuriges Handwerk.
Das absolute kulinarische Highlight im Lucky Cat ist aber das Bonito fried Duck Leg-Confit. Die butterzarten und ultrakrossen Katsuobushi-Entenkeulen werden am Tisch zerpflückt und anschließend in einem luftig gedämpften Bao Bun mit Gurke und Hoi-Sin-Sauce verstaut. Der geniale kulinarische „Lucky-Punch“ bespielt so geschickt die verschiedensten Texturen, Temperaturen und Aromen. Speziell Liebhaber einer traditionellen Peking Duck werden von diesem kulinarischen Umami-Crowdpleaser begeistert sein.
Einigen aufmerksamen Mook-Group-Fans wird an dieser Stelle sicherlich aufgefallen sein, dass wir kurz vor dem ersten Lockdown ein fast identisches Gericht auf die ZENZAKAN Speisekarte aufgenommen haben. Und in der Tat ist unsere Version eine ehrfürchtige Reminiszenz an die geniale Kreation von Gordon Ramsay!
Das Lucky Cat serviert im kultivierten Ambiente exzellente asiatische Fusion-Küche. Die neueste Location von Gordon Ramsey ist damit in jeder Facette exzellent. Allerdings hat das Lucky Cat ein gewaltiges Problem. In London gibt es auch echte Over-the-Top-Locations wie das Ivy Asia, Sexy Fish, Park Chinoise und das MNKY-HSE. Warum sollte man deshalb ausgerechnet das Lucky Cat besuchen. Ein ähnliches Problem hatte übrigens auch schon Jason Atherton mit dem wirklich genialen Shosahru. Die entsprechenden Mookular-Berichte über das Ivy Asia, Sexy Fish, Park Chinoise und MNKY-HSE, finden interessierte Leser ebenfalls problemlos über die Suchleist des Mook-Magazin-Blogs…