Vor 20 Jahren mussten Steaks vor allem mager und billig sein. Zu den damals sehr beliebten Hüftsteaks reichte man noch gerne eine sättigende Ofenkartoffel mit einer hochkalorischen Sour-Cream. Südamerikanische Gaucho-Qualitäten galten damals als das Nonplusultra in Sachen Rindfleisch. US-amerikanische Prime-Steaks oder gar Wagyu-Beef waren dagegen noch praktisch unbekannt. Erst als 1996 die Mook Group mit dem M-Steakhouse das erste europäische Upscale-Steakhouse nach amerikanischem Vorbild in Frankfurt eröffnete, sollte sich das radikal ändern. Das M-Steakhouse verblüffte seine Gäste aber nicht nur mit damals noch völlig exotischen Rindfleischsorten, sondern auch mit noch unbekannten Zuschnitten, wie beispielsweise dem Tomahawk-Steak. Darüber hinaus wurden die Gäste aber nicht nur kulinarisch verwöhnt, sondern auch mit Hilfe der Mook Beefologys – einer regelmäßig erscheinend Faltzeitschrift – über alle Facetten der Steakhouse-Kultur unterrichtet. Erstmalig erfuhren interessierte Gäste etwas über die faszinierende Chemie der Rigor Mortis, die Maillard-Reaktion und die verschiedenen Methoden der Fleisch-Affinage. Schnell setzte ein Umdenken ein und immer mehr Menschen begannen, sich für ethisch produziertes Hochqualitätsfleisch aus den USA zu interessieren. Das M-Steakhouse entwickelte sich trotz der zahlreichen Unkenrufe rasant zu einem echten Geheimtipp und schon bald platzte das Restaurant täglich aus allen Nähten. Erstaunlicherweise dauerte es trotz des gigantischen Erfolges noch fast 10 Jahre, bis die ersten Trittbrettfahrer begannen, sich auch ernsthaft mit dem Thema Upscale-Steakhouse zu beschäftigen. Mittlerweile hat die Mook Group aber durch ihr unermüdliches Engagement einen echten Trend entfesselt und fast im Wochentakt eröffnen europaweit neue Steakhäuser ihre Pforten. Leider sind dabei auch viele Kollegen kläglich gescheitert, weil sie sich nur dilettantisch und aus reiner Profitgier dem Thema gewidmet haben. Allerdings gibt es auch ein paar sehr engagierte und durchaus spannende Follow-ups. Ein besonders gelungenes Exemplar dieser Gattung ist uns nun im nagelneuen W Hotel in Amsterdam unter das gestrenge Mookular gekommen. Folgt der Mook Redaktion nun in die lässige Welt des Mr. Porter.
Das Mr. Porter Steakhouse befindet sich in einem transparenten Glas-Kubus auf dem Dach des W Hotels. Das coole Rooftop-Steakhouse orientiert sich vom Look nicht an den traditionellen Old-School-Steakhäusern New Yorks, sondern eher am zeitgenössischen Not-your-Daddy-Steakhouse-Style der STK Steakhouse-Kette. Auch das komplette Layout erinnert mit seinen im Zentrum angeordneten Sitznischen sehr an die coolen STK Steakhouse-Formel. Bei der Farbwahl setzte das Design-Team dagegen eher auf die sehr trendige Farbkombination aus Gold und blassem Viridian. Das gelungene Interieur-Design stammt übrigens aus dem Think-Tank der in Tel Aviv ansässigen Innenarchitekten Baranowitz & Kronenberg. Die beiden Kreativköpfe sind nebenbei bemerkt auch für das farbenprächtige Design der legendären Nikkei-Formel Sushisamba in Tel Aviv verantwortlich.
Der Name Mr. Porter bezieht sich erstaunlicherweise nicht – wie man als naiver Laie vielleicht vermuten könnte – auf das legendäre Porterhouse-Steak, sondern vielmehr auf eine fiktive Person in der Gestalt eines Fuchses. Mr. Porter ist allerdings nicht nur ein schlauer Fuchs, der als scherenschnittartiges Logo die Speisekarten ziert, sondern auch ein lokaler Jetsetter. Ein treuer Begleiter am Tag und ein ruchloser Jäger in der Nacht. Ein galanter Gentleman und ein gnadenloser Liebhaber. Er ist die Dualität und ständig im Kampf der Extreme. So jedenfalls erzählt es die erstaunliche Fabel auf der Webseite des Restaurants.
Eine imposante Skybridge führt die verblüfften Besucher direkt von den Aufzügen ins Lokal. Was ein spektakuläres Entree.
Direkt am Eingang wird der staunende Besucher von einem gläsernen Reifeschrank begrüßt. Ein wahrlich imposanter Anblick.
Betrieben wird das Mr. Porter von Yossi Eliyahoo und seiner extrem erfolgreichen Entourage Group. Das Portofolio der Entourage Group gleicht übrigens auf eine geradezu verblüffende Art immer mehr dem der Mook Group. Neben dem nagelneuen Mr. Porter Steakhouse betreibt Yossi Eliyahoo nämlich mittlerweile auch noch ein französisch-belgisches Brasserie-Konzept, ein indisches und zwei asiatische Restaurants. Speziell das beeindruckende Brasserie-Konzept „The Duchesse“ hat die Mook Redaktion tief beeindruckt. Sicherlich werden wir auch dieses Konzept demnächst einmal ausführlich unter das gestrenge Mookular nehmen. Hier sehen wir übrigens die coole Lounge des Mr. Porter. Optisches und soziales Epizentrum bildet dabei ein gemütlich lodernder Firepit!
Von der Lounge hat der staunende Besucher auch einen grandiosen Blick auf den schmalen Rooftop-Pool des W Hotels.
Grandiose Rooftop-Location, Feuer, Wasser, Dry-Age-Cabinet und jetzt auch noch eine komplett offene Show-Küche mit integriertem Kitchen-Counter! Yossi Eliyahoo zieht wirklich alle Register, um seine Gäste zu beeindrucken. Bei der Mook Redaktion ist sein perfider Plan jedenfalls perfekt geglückt. An dieser Stelle ein großes Kompliment nach Amsterdam.
Neben dem prominent platzierten Pizza-Ofen entdeckt das kundige Auge auch noch einem Robata-Grill. Auch küchenseitig wurde also alles implantiert, was aktuell hip und angesagt ist. Wusstet Ihr eigentlich, dass wir im Zenzakan die absoluten Pioniere in Sachen Neo-Robata-Grillen waren? Eine kulinarische Disziplin, die bis dato in Deutschland noch praktisch unbekannt war. Erst durch unsere zahlreichen Robata-Events hat sich das archaische Grillvergnügen in Deutschland langsam etabliert.
Als ersten Gang serviert uns das Mr Porter ein wunderbar luftiges Focaccia. Schnell stellen wir fest, dass sich die Investition in einen Pizza-Ofen gelohnt hat. Der ligurische Brotfladen aus Hefeteig und Olivenöl schmeckt einfach köstlich.
Als feuriges Focaccia Add-on gönnt sich das Mook Culinary Research Team noch ein kleines Potpourri aus diversen scharfen Petitessen. Die 6,50 € extra erweisen sich schnell als gut angelegtes Geld. Das wunderbare Supplement mundet hervorragend und trägt seinen Namen „Spicy Plate“ durchaus mit einer gewissen Berechtigung.
Der furiose Siegeszug der Nikkei Cuisine ist wirklich nicht mehr aufzuhalten. Speziell seit das grandiose Coya in London die kulinarische Weltbühne betreten hat, ist die japanisch inspirierte Anden-Küche wirklich in aller Munde. Noch vor wenigen Jahren konnten nur einige wenige eingeweihte Insider etwas mit Begriffen wie Anticuchos, Tiraditos oder Tiger Milk anfangen. Mittlerweile gibt es in den Metropolen dieser Welt kaum noch ein Hipster-Place, das seine Gäste nicht mit ein paar Kreationen aus der köstlichen Hybrid-Küche verwöhnt. Speziell Ceviche darf heutzutage wirklich in keinem coolen Hot-Spot mehr fehlen. Wie man unschwer erkennt, serviert natürlich auch der gnadenlose Mr Porter seinen Opfern ein köstliches Ceviche.
Eure Augen trügen nicht. Auch ein pikanter Squid findet sich auf der Speisekarte des Mr Porter.
Als nächsten Gang serviert uns der kesse Fuchs eine Stange gerillten Lauch. Ein wahrlich köstlicher kleiner Solitär. Allerdings ist die Mook Redaktion etwas unschlüssig, ob der schlichte Strunk in Deutschland von jedem Gast sofort in seiner simplen Präsentation verstanden werden würde. Die Mook Redaktion ist jedenfalls vom sublimen Stillleben begeistert. Schön, dass es noch Gastronomen gibt, die es noch wagen couragiert ihrer Intuition zu folgen.
Die köstliche Robata-Aubergine wird mit geriebenem Ei, Sesam-Sauce und einem feurigen Chili serviert. Einfach und lecker.
Die Herkunft der Steaks wird auf der Speisekarte des Mr Porter nicht explizit ausgewiesen. Auf Nachfragen erfahren wir aber von unserer charmanten Servicedame, dass sie zwar nicht genau wisse, woher das Fleisch stamme, sie aber ziemlich sicher sei, dass die meisten Steaks wohl aus Irland kommen. Auch wir sind ziemlich sicher, dass es sich bei den von uns degustierten Steaks nicht um US-amerikanische Ware handelte. In Anbetracht der Tatsache, dass sich der Dollar schon seit geraumer Zeit auf einer geradezu grotesken Kursrallye befindet, grenzt es momentan auch an finanziellen Irrsinn, weiterhin Hochqualitätsfleisch aus USA anzubieten. Aber keine Sorge, wir machen es natürlich trotzdem, obwohl wir die horrenden Preise für US-Steaks aktuell natürlich unmöglich kaufmännisch adäquat an unsere Gäste durchpausen können. An dieser Stelle sei aber auch erwähnt, dass sich in den letzen Jahren extrem viel auf dem Fleischsektor getan hat. Durch ein neues Bewusstsein und die international größer werdende Konkurrenz, hat sich das Niveau weltweit insgesamt stark gesteigert. Mittlerweile können passable Qualitäten auch durchaus aus Australien, Neuseeland, Südamerika oder Irland stammen. Wir bieten deshalb neuerdings auch eine preiswertere Produktlinie aus Uruguay an, die durchaus auch ihre Reize besitzt. So haben auch etwas kostensensitivere Gäste die Möglichkeit, das Ambiente in unseren Steakhäusern noch unbeschwerter zu genießen.
Die Steakmesser dürften eifrigen Mook-Magazin-Lesern sicherlich bekannt vorkommen. Auch das legendäre THE JANE in Antwerpen setzt auf auf die fabelhafte Qualitätsware aus dem Hause Florentine Kitchen Knives. Offensichtlich scheint Yossi Eliyahoo ähnlich detailverliebt zu sein wie die Mitglieder des Mook Culinary Research Teams. Leider ist es hierzulande aber kaum möglich, mit solch hochpreisigen Bestecken zu arbeiten. Deutsche Gäste sehen es offensichtlich als eine Art heilige Pflicht an, Dinge aus Restaurants zu entwenden. In den Steakhäusern der Mook Group verschwinden beispielsweise jedes Jahr auf mysteriöse Weise mehrere Hundert Steakmesser. Ein wahnsinnig toller Spaß, den wir allerdings nur sehr bedingt lustig finden können.
Steaksauce oder Ketchup sucht man vergeblich auf der Karte des Mr Porter. Dafür serviert man uns viele kunterbunte Senfsorten.
Mittlerweile hat es sich ja herumgesprochen, dass der deutsche Fiskus der ethisch geführten Individual-Gastronomie den Kampf angesagt hat. In den Niederlanden hingegen sieht die Regierung das Verzehren von handwerklich gefertigten Speisen in gepflegter Atmosphäre offensichtlich noch als ein schützenwertes Kulturgut an und besteuert seine Restaurantbetriebe dementsprechend lediglich mit fairen 6 %. Gastwirte in den Niederlanden sind wirklich zu beneiden, speziell wenn man bedenkt, dass sie offenbar auch völlig andere Preise realisieren können. Im Mr. Porter bewegen sich die Preise für Beilagen beispielsweise praktisch alle zwischen 9,50 € und 13,50 €. Eine Portion gedämpfter Broccoli kostet par exemple 12,00 €. Ein Preis, den man in Deutschland höchsten in der Lobbyisten-Hochburg Berlin problemlos durchsetzen könnte. Hier sehen wir übrigens frittierte Zwiebeln zu 9,50 €. Damit erreicht der köstliche Onion-Loaf im Mr Porter schon fast das Preisniveau von einigen Spitzen-Steakhäusern in Amerika, natürlich ohne Steuern und dem obligatorischen Trinkgeld von mindestens von 20 Prozent.
Pasta steht bekanntlich so gut wie nie auf dem Speiseplan der Mook Redaktion. Nur bei Mac`n Cheese können selbst wir nicht immer widerstehen. Wir waren übrigens die ersten, die in Deutschland Mac `n Cheese auf einer Speisekarte angeboten haben. Leider war der Klassiker der amerikanischen Comfort-Cuisine damals noch völlig unbekannt und wurde von fast allen Gästen ignoriert. Mittlerweile haben sich die Zeiten geändert und viele Gäste haben gelernt, dass Mac `n Cheese ein ultimatives Guilty-Pleasure sein kann. Allerdings gibt es bei dem legendären Crowdpleaser unglaubliche Unterschiede. Wie bei kaum einem anderen Gericht kann die Qualität von Mac`n Cheese zwischen göttlicher Delikatesse und grauenhafter Fast-Food-Pampe schwanken. Hier sehen wir übrigens die Mac-n-Cheese-Variante im Mr Porter.
FIN