Dubai hat sich die letzten Jahre immer mehr zu einem globalen kulinarischen Epizentrum entwickelt. Begünstigt durch einen flexiblen Arbeitsmarkt, eine extrem entrepreneurfreundliche Steuerpolitik und ein äußerst respektvoll verzehrendes Jetset-Publikum, konnten weltweit operierende Restaurateure davon überzeugt werden, Outlets ihrer visionären Konzepte in Dubai zu etablieren. In einem Radius von nicht einmal zehn Kilometern findet sich mittlerweile praktisch jede international relevante Restaurantformel. Neben den bekannten Namen entwickelt der Wüstenstaat aber auch zunehmend eine ganz eigene kulinarische Identität. Ein besonders gutes Beispiel für diese faszinierende Entwicklung ist das nagelneue Qbara Restaurant der JAS Hospitality Group. Das arabisch inspirierte Supperclub-Konzept punktet vor allem durch eine extrem imposante Location und eine spektakuläre multimediale Inszenierung. Nicht ohne Grund wurde das Qbara vom renommierten „Time-Out“ Magazin 2014 zum „Best New Restaurant“ in Dubai gekürt. Folgt uns nun in das Herz der Dunkelheit und erfahrt alles über die neue faszinierende Supervenue…
Der riesige Supperclub liegt am Fuß der Wafi-Pyramide und ist aktuell einer der absoluten Hot-Spots der Wüstenmetropole. Allabendlich vermischt sich hier die internationale High-Society mit der lokalen Jeunesse dorée. Man sieht im Publikum ungewöhnlich viele elegante Damen in wunderschönen Abayas, dem traditionellen zweiteiligen Übergewand der Wüstentöchter. Wie wir feststellen, sind die einheimischen Damen äußerst modebewusst und kombinieren ihre klassischen Roben gerne mit exklusiven Accessoires von Balenciaga, Jimmy Choo und Bottega Veneta.
Nomen est omen. Qbara bedeutet auf Arabisch groß.
Verantwortlich für das extravagante Interior-Design ist niemand geringerer als Noriyoshi Muramutsu und sein legendäres Design-Studio Glitt. Über den berüchtigten Mastermind Muramutsu muss man sicherlich nicht mehr viele Worte verlieren. Der geniale Kreativkopf war immerhin schon zuständig für die Gestaltung solch fabelhafter Venues wie dem Roka Akor in Scottsdale, dem Roka in London, dem Thai Pavillion in Bombay, dem Hotaru in Osaka und dem Zuma in Hong Kong und Dubai. Die Liste seiner architektonischen Triumphe ist schier unendlich. Auch scheint Meister Muramutsu geradezu ein Garant für erfolgreiche Restaurantkonzepte zu sein. Bisher haben alle von ihm kreierten Venues immer vom Start weg grandios performt.
Wir wissen, was Ihr jetzt wahrscheinlich alle gerade denkt. Allerdings handelt es sich bei diesem faszinierenden Objekt nicht um die neueste Shiny-Sphere-Installation von Turner-Preisträger Sir Anish Kapoor. Nichtsdestotrotz ist der riesige Chandelier aus unzähligen semi-transparenten Kugeln ein wahrhaft imposanter Anblick. Die konzentrisch angeordneten Sphären überspannen das monumentale Refektorium wie ein konkav gewölbtes Firmament aus gülden schimmernden Sternen.
Im Ausland verbindet man die sogenannte German Gemütlichkeit ja vornehmlich mit heiterer Blasmusik und gleißend hell erleuchteten Festzelten. In den internationalen Metropolen hat Gemütlichkeit heute eher etwas mit ausgeklügelter Lichtarchitektur und smarten Soundkonzepten zu tun. Das Qbara orientiert sich hier eindeutig mehr am kosmopolitischen Geschmack des internationalen Jetsets. Völlig anders als in Deutschland erfreuen sich ja speziell stimmungsvoll illuminierte Restaurants in den Großstädten dieser Welt großer Beliebtheit. Wem das Zenzakan und der Ivory Club also schon zu dunkel sind, sollte es deshalb tunlichst vermeiden, dem Qbara einen Besuch abzustatten. Dasselbe gilt übrigens auch mal wieder für laut. Über dem imposanten Speisesaal des Qbaras schwebt eine riesige DJ-Kanzel. Von dort aus kontrolliert das DJ-Team nicht nur die lässige Lounge-Musik, sondern dirigiert auch noch die effektvollen Videoinstallationen. Von dieser DJ-Kanzel hat übrigens schon Steve Aoki die Crowd zur Ekstase getrieben.
Die komplette hintere Apsiskalotte des riesigen Raums ist mit einem Mosaik aus quadratischen Mini-Kelims bedeckt. Die wunderschönen Stoffkacheln sind allerdings nicht nur ein elementares Design-Element, sondern fungieren auch als effiziente Resonanzabsorber. Durch diesen klugen architektonischen Schachzug ist die gesamte Raumakustik im Qbara erstaunlich anheimelnd.
Eine riesige Wand mit fein ziselierten Holz-Panelen bildet das optische Highlight des gigantischen Supperclubs. Über diverse Beamer werden die riesigen Tafeln mit unzähligen raffiniert komponierten optischen Szenarien bespielt. Ständig wechseln die handgeschnitzten Tafeln ihre Gestalt. Mal werden virtuelle Schubladen geöffnet, mal schwingen riesige Kronleuchter majestätisch auf und ab. Es bilden sich imaginäre Fenster, hinter denen leidenschaftliche Tanzpaare ihre wilden Pirouetten drehen. Die Auswahl an spektakulären Ideen ist fast unendlich und wird je nach Stimmung und Musik aufgespielt. Natürlich kann unser völlig unterbelichtetes Handy-Video den Zauber des Originals nicht gebührend einfangen, man erhält aber zumindest einen ersten kleinen Eindruck. Nun aber genug parliert. Einfach das von uns laienhaft aufgezeichnete Amateur-Video anschauen und staunen. Just klick it…
Zu späterer Stunde bevölkern unzählige Expats, Touristen und Locals die quirlige Bar des Qbaras. Das bunte Treiben ist eine harmonische Melange ganz nach dem Gusto des Mook Culinary Research Teams.
Hier ein kleiner Blick auf den mehrstöckigen Weinschrank.
Auch bei der Entwicklung der Speisekarte gingen die Qbara-Macher ganz auf Nummer sicher. Als verantwortlichen Kick-Off Chef holte man sich niemanden geringeren als Ex-Zuma Maître Colin Clague mit ins Boot. Mister Claque gilt als absoluter Spezialist für komplexe kulinarische Roll-outs und war unter anderem auch schon verantwortlich für die Premieren des Dubai Outlets des Ivy. Und man glaubt es kaum, aktuell arbeitet der Mann fürs Grobe auch noch mit Superstar Jason Atherton an einem Social-Eating-Konzept für Singapur.
Anna Livia Plurabelle beim intensiven Studium der umfangreichen Speisekarte.
Zum Einstieg entscheiden wir uns für eine kleine arabisch inspirierte Brotauswahl.
Die Crudités werden mit Trüffelöl aromatisiertem Labneh serviert.
Der im siedenden Fett gesottene Tintenfisch schmeckt köstlich, erinnert uns geschmacklich aber sehr an den Zuma Klassiker „ika no kari kari age“. Soweit wir das feststellen konnten, wurden lediglich die grünen Chilis durch rote Safranfäden ersetzt.
Der arabisch inspirierte Seeteufel-Spieß wird mit einer marokkanischen Zwiebelmarmelade serviert. Ein wirklich köstlicher kleiner Happen.
Auch die saftigen Chicken Şiş Kebabs können die Mook Redaktion restlos überzeugen.
Der mit Sumak gebeizte Lachs wird mit Radieschen, Renekloden und libanesischen Gurken serviert. Sumak, die roten Steinfrüchte, werden vornehmlich getrocknet und geschrotet verwendet. Aufbewahrt wird dieses Gewürz vorzugsweise in trockenen, luftdichten Gefäßen, sodass Aroma und Konsistenz erhalten bleiben. In Deutschland kennt man Sumak vornehmlich aus den einschlägigen Dönerläden. Dort stehen normalerweise überall kleinen Töpfchen mit dem köstlichen roten Streugewürz. Sumak oder auch Sumach wird übrigens bereits schon seit der Antike im arabischen Raum als Medizin und Gewürz verwendet. Sumak besitzt einen fruchtig-saueren Geschmack und kommt daher gerne für Speisen zu Anwendung, die auch sonst mit Essig oder Zitrone verfeinert werden. Oft wird Sumak noch mit Chilipulver versetzt, um der Gewürzmischung noch eine feurige Note zu verleihen. Anna Livia Plurabelle kombiniert Sumak übrigens gerne mit Petersilie, Sesam, Knoblauch und Koriander.
Auch die Lamb-Chops vom Holzkohlegrill entpuppen sich schnell als absolutes kulinarisches Highlight. Lamm in arabischen Ländern ist ohnehin eine Klasse für sich.
Wie wir leider schmerzlich aus eigener Erfahrung wissen, bevorzugt der überwiegend christlich sozialisierte Mitteleuropäer seine Fischgerichte lieber „well done“. Das interessiert den Maître des Qbaras allerdings offensichtlich herzlich wenig. Er orientiert sich glücklicherweise bei seinen Garstufen lieber am Geschmack der internationalen Epikureer-Szene. Ein gutes Beispiel für diese Tatsache ist der perfekt glasig gegrillte Lachs vom arabischen Holzkohlegrill. Die grandiose Kreation wird mit einer raffinierten Chermoula-Paste serviert. Chermoula oder Charmoula ist eine beliebte Marinade aus der marokkanischen und tunesischen Küche und besteht vornehmlich aus den Grundzutaten Knoblauch, Koriander, Öl, Cumin, Salz und Zitronensaft. Von Region zu Region abhängig, wird die Basismischung noch gerne mit Zwiebeln, Paprika, und Safran verfeinert. Fast jede arabische Hausfrau hat dabei ihr eigenes geheimes Familienrezept. Traditionell wird Chermoula speziell zu Fisch und Meeresfrüchten gereicht.
Sayadieh ist eine traditionelle libanesische Reispfanne mit Fisch. Man sollte sich bei diesem Gericht nicht von der schlichten Optik täuschen lassen. Die Kreation ist ein fulminanter Reigen der Aromen. Knoblauch, Zwiebeln und unzählige raffinierte Gewürze verleihen der Reispfanne ein unglaublich exotisches Aroma. Ein Gericht wie aus Tausendundeiner Nacht. Innerhalb der Mook Redaktion herrscht sofortiger Konsens. Das Ding ist knorke.
Die köstliche Chicken-Tajine wird im Qbara klassisch in der trichterförmigen Lehm-Kasserolle serviert.
Tajine unveiled.
Zum Schluss gönnen wir uns für Euch noch etwas Süßes. Das Dessert „Milk & Honey“ besteht aus griechischem Joghurt, Sumac-Pannacotta und natürlich Honig. Optisches Highlight bildet dabei eine köstliche Haube aus persischem Saffran Pashmak. Pishmanie oder Pashmak ist ein hand-pulled Cotton Candy, vergleichbar dem chinesischem Dragon`s Beard. Normalerweise wird Pashmak übrigens mit geröstetem Sesam aromatisiert.
FIN