Simon Kim, der gefeierte Shootingstar der hart umkämpften New Yorker Gastroszene, ist, seitdem sein Restaurant COTE als erstes und einziges koreanisches Steakhouse der USA mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet wurde, wirklich in aller Munde. Nun hat der koreanisch-amerikanische Erfolgsgastronom auch noch das monothematische Korean-Fried-Chicken-Restaurant COQODAQ eröffnet. Das stylische High-End-Konzept ist im Big Apple seit dem ersten Tag der Talk of the Town und platzt täglich aus allen Nähten. Um seine Vision, eine kulinarische Kathedrale für frittierte Hähnchenteile zu errichten, konnte Simon Kim niemand Geringeren gewinnen als David Rockwell, den sagenumwobenen Kingpin der amerikanischen Hospitality-Architektur. Damit war natürlich klar, dass wir das COQODAQ sofort für Euch auf unsere Bucket-List nehmen mussten.
Direkt im Vestibül des COQODAQ wird man von einer edlen Handwaschstation aus dunkelgrün changierendem Speckstein begrüßt. Ausgestattet ist das exklusive Ensemble mit bronzefarbenen Armaturen aus dem Hause Gessi und indirekt beleuchteten Spiegeln, die ganz augenscheinlich vom Ovoid-Logo des COQODAQ inspiriert wurden. Offensichtlich legt der Betreiber des Restaurants nicht nur viel Wert auf cooles Styling, sondern auch auf korrekte Handhygiene. Eine wirklich gute Idee, in einem Restaurant, bei dem die Hauptattraktion mit den Händen gegessen wird.
Die Rockwell Group wurde von Simon Kim beauftragt, eine moderne „Kathedrale“ für frittierte Hähnchenteile zu errichten. David Rockwell hat den imposanten Speisesaal entsprechend in ein optisches Mash-up aus Quonset-Baracke und Basilika verwandelt. Im Epizentrum des säkularen Refektoriums befindet sich ein breiter Catwalk, auf dem die New Yorker Jeunesse dorée allabendlich durch ein „Fegefeuer der Eitelkeiten“ schreitet. Das kunterbunte Publikum setzt sich aus coolen Artheads, schrägen Paradiesvögeln, erfolgreichen Geschäftsleuten, attraktiven Mannequins und schwulen Tom-of-Finland-Lookalikes zusammen – eine wunderbar bunte Mischung, die tatsächlich ein wenig an das Studio 54 erinnert.
Die Wandpaneele hinter den geschwungenen Sitzbänken dienen nicht nur als Schallabsorber, sondern sind auch raffinierte Designelemente. Der leichte Crackle-Effekt der Paneele ist laut Rockwell eine subtile Anspielung auf die knusprige Haut eines frittierten Hähnchens. Im COQODAQ sollte man also nicht nur auf die prominent illuminierten Lichtbögen achten, die maßgeblich für den dramatischen Look and Feel der Location verantwortlich sind, sondern auch auf die vielen kleinen Details.
David Rockwell, der talentierte Tausendsassa, ist nicht nur Schöngeist, Innenarchitekt und Designer, sondern auch ein begnadeter und viel gefragter Kulissenbauer und Bühnenbildner. Er kreierte unter anderem das Filmset für den satirischen Hollywood-Blockbuster Team America: World Police. Darüber hinaus ist Mr. Rockwell auch verantwortlich für die Bühnenkulisse der Broadway-Adaption des John-Waters-Klassikers Hairspray. Auch der spektakuläre „Cirque du Soleil“-Solitaire am Walt Disney Boardwalk in Orlando stammt aus seiner Feder. Seine beeindruckenden Designerskills konnte Herr Rockwell aber auch schon bei unzähligen gastronomischen Großprojekten unter Beweis stellen. Aus dem legendären Think Tank der Rockwell Group stammen beispielsweise das Nobu im Atlantis Hotel in Dubai, das Lagasse-Flaggschiff Emeril’s in New Orleans und natürlich das beeindruckende Tao in Downtown New York.
Die liebevoll gestaltete Speisekarte bietet neben verschiedenen frittierten Hähnchenteilen auch einige exquisite Vorspeisen. Neben einem koreanisch inspirierten Caesar Salad gibt es auch Kaviar, Austern und verschiedene Variationen von Tartar. Mal sehen, was das COQODAG kulinarisch zu bieten hat. Übrigens: „COQODAQ“ ist eine koreanische Lautmalerei für „cock-a-doodle-doo“, das englische Pendant zum deutschen „Kikeriki“.
Auf die Idee, dass frittierte Hähnchenteile und Champagner ein „Match Made in Heaven“ sind, muss man erst einmal kommen. Als passionierte Champagner-Trinker finden wir die Idee, Birds & Bubbles prominent zu featuren, natürlich grandios. Aber auch als Kaufleute kommen wir nicht umhin, Evil-Mastermind Simon Kim für seine geniale Upselling-Strategie zu bewundern. In Südkorea wird nämlich zu frittierten Hähnchenteilen kein Champagner getrunken, sondern eiskaltes Bier. Diese Kombination wird in Korea übrigens als „Chimaek“ bezeichnet, wobei „Chi“ für „Chicken“ und „Maek“ für „Maekju“, das koreanische Wort für Bier, steht.
Wir beginnen unsere Tour de Fritti mit einem 24-Karat-Chicken-Nugget mit goldenem Daurenki-Kaviar. Der kleine Happen schmeckt exakt so, wie es die Optik verspricht. Durchaus lecker. Wer allerdings die pikant-würzigen Kaviar-Eier im Mon Amie Maxi vergöttert, muss nicht zwingend auch die Kaviar-Nugget im COQODAQ lieben.
Hier sehen wir die Hauptattraktion im COQODAQ: einen großen Bucket mit heißen, frittierten Hähnchenteilen. Das Korean Fried Chicken im COQODAQ ist perfekt knusprig, sehr saftig und geschmacklich hervorragend. Auch hier vergeben wir wieder gerne die volle Punktzahl von 10 von 10 möglichen Mookpoints. Einer der Hauptgründe für die Beliebtheit von Korean Fried Chicken ist übrigens die doppelte Frittiertechnik. Das Huhn wird zweimal frittiert, wodurch die Haut besonders knusprig wird, ohne dass das Fleisch austrocknet. Beim ersten Frittieren wird das Huhn gegart, während das zweite Frittieren die Haut besonders knusprig macht und überschüssiges Fett entfernt. Im Gegensatz zu amerikanischem Fried Chicken, das oft eine dicke, teigige Kruste hat, verwendet man beim Korean Fried Chicken eine dünnere, leichtere Panade. Diese besteht aus einer Mischung aus Mehl und Kartoffelstärke, die beim Frittieren eine perfekt krosse Kruste bildet. Die gefällige Würzung mit Salz, Pfeffer, Knoblauch und Ingwer ist perfekt ausbalanciert und schmeckt so sicherlich auch in der Breite teutonisch sozialisierten Festlandeuropäern.
Das Korean Fried Chicken wird im COQODAQ in zwei Gängen serviert. Der erste Gang besteht aus unmarinierten Hühnerteilen, die man nach Belieben mit fünf separat gereichten Saucen aromatisieren kann. Im zweiten Gang muss man wählen, ob man seine Hühnerteile mit Gochujang- oder sticky Garlic-Sauce mariniert bekommen will. Wir entscheiden uns spontan für Knoblauch und bereuen unsere Wahl nicht. Auch hier wieder two Thumbs up!
Als erste Beilage probieren wir Mac ’n Cheese. Unsere Mac ’n Cheese im M-Steakhouse sind schon verdammt lecker. Allerdings müssen wir neidlos eingestehen, dass die Mac ’n Cheese im COQODAQ noch einmal ein ganz anderes Level erreichen. Ehrlich gesagt haben wir noch nie so gute Mac ’n Cheese für Euch degustieren dürfen. Die Käse-Makkaroni im COQODAQ bestechen durch eine unglaubliche Cremigkeit, ein subtiles Aromenspiel und perfekt gegarte Mini-Makkaroni. Wir vergeben deshalb mit gutem Gewissen 12 von 10 möglichen Mookpunkten. Ein wirklich großes Kompliment, weil wir nicht nur schon im Publick House in Boston Mac ’n Cheese gegessen haben, sondern auch in Murray’s Cheese Bar in New York und im Yardbird in Miami. Wir wissen also, wovon wir sprechen. Wusstet Ihr eigentlich, dass wir im M-Steakhouse 1997 erstmalig in Deutschland Mac ’n Cheese angeboten haben? Leider war der legendäre Klassiker der amerikanischen Comfort-Cuisine damals noch völlig unbekannt und wurde praktisch von all unseren Gästen ignoriert. Mittlerweile haben sich die Zeiten aber glücklicherweise geändert, und viele Gäste haben mittlerweile gelernt, dass Mac ’n Cheese ein ultimatives Guilty-Pleasure sein kann. Allerdings gibt es bei dem legendären Crowdpleaser unglaubliche Unterschiede. Wie bei kaum einem anderen Gericht kann die Qualität von Mac ’n Cheese zwischen göttlicher Delikatesse und grauenhafter Fast-Food-Pampe oszillieren. Unseren Besuch im COQODAQ werden wir garantiert zum Anlass nehmen, demnächst noch einmal an unseren Mac ’n Cheese im M-Steakhouse zu arbeiten. Wir halten Euch auf dem Laufenden…
Als nächste Beilage degustieren wir für Euch ein paar klassische Tteokbokki. Schon beim ersten Bissen zucken mächtige Flashbacks durch die neuronalen Synapsen unseres präfrontalen Cortex. In unserem Gedankenpalast streifen wir sofort wieder mit einer Schüssel dampfender Tteokbokki durch die belebten Gassen Seouls. Die „Tuck-bock-ee“, ausgesprochen Tteokbokki, sind in Korea ein echter Streetfood-Klassiker. Die kleinen, zylinderförmigen Crowdpleaser bestehen aus einem duktilen Reisbrei namens Tteok, der sich von der Konsistenz her am besten als koreanisches Pendant zu deutschen Gummibärchen beschreiben lässt. Das Geheimnis der Tteokbokki liegt auch in der Sauce. Sie wird aus Gochujang, einer fermentierten Chilipaste, hergestellt und verleiht dem Gericht seinen unverwechselbaren Schärfe-Kick.
In Fett gesottene Hähnchenteile sind natürlich nichts für asketische Spinatwachteln und fanatische Mein-Körper-ist-ein-Tempel-Typen. Und in der Tat ist es im COQODAQ durchaus hilfreich, wenn man noch über einen ausgezeichneten Stoffwechsel verfügt. Glücklicherweise serviert das COQODAQ zum Chicken Fritti auch eine exquisite Auswahl an sorgfältig fermentiertem Sellerie, Rettich und weißem Kimchi. Alles Lebensmittel, die dem Körper helfen, das hochkalorische Guilty Pleasure perfekt zu metabolisieren.
Eine Dessertkarte gibt es im COQODAQ nicht, dafür wird einem als kleine kostenlose Mignardise noch ein kleiner Becher mit Frozen Yogurt und Blaubeersauce serviert. Einfach, aber köstlich.