Über den kulinarischen Superstar George Motz muss man eigentlich nicht mehr viele Worte verlieren. Der amerikanische Historiker, Filmemacher und Autor gilt unter ambitionierten Feinschmeckern und enthusiastischen Comfort-Food-Aficonados als die ultimative Instanz in Sachen „Hamburger“. Er hat nicht nur ein faszinierendes Buch über die Geschichte des Hamburgers verfasst und mit seiner Dokumentation „Hamburger America“ Filmgeschichte geschrieben, sondern moderierte auch lange Zeit die legendäre Travel-Channel-Show „Burger Land“, die sich ausschließlich dem Thema Hamburger widmete. Als George Motz 2023 ankündigte, im New Yorker Szeneviertel Soho einen eigenen Burgerladen im klassischen Luncheonette-Stil zu eröffnen, war die Euphorie in der Szene entsprechend groß. Auch war natürlich sofort klar, dass wir seinen neuen Burgerladen zeitnah für Euch unter das gestrenge Mookular nehmen mussten!
Der Herr auf dem Stuhl ist übrigens nicht George Motz, sondern der CEO der Mook Group.
Wohin das geschulte Auge auch blickt, überall entdeckt man verchromte Rautenbleche, Holzfurniere, authentische Servietten-Dispenser und billige Senf- und Ketchup-Squeezer. Das helle und einladende Interieur präsentiert sich als gelungene Mischung aus klassischen Diner-Möbeln, Retro-Elementen und nostalgischen Akzenten. Die komplett offene Luncheonette-Kitchenette mit der weißen Resopaltheke rundet das stimmige Gesamtbild perfekt ab. George Motz hat das Thema „Golden Age of American Diners“ nicht nur intellektuell durchdrungen, sondern auch meisterhaft ins Manhattan des 21. Jahrhunderts transkribiert.
Ähnlich wie bei der legendären Burgerkette In-N-Out ist die Speisekarte im Hamburger America extrem reduziert. Es gibt nur einen Hamburger „single“ oder „double“, einen Georg Motz`s Fried Onion Burger „single“ oder „double“ und einen monatlich wechselnden Spezialburger. Ansonsten gibt es noch ein paar Sandwiches mit Peanut Butter Jelly, Thunfisch, Eiersalat oder Käse. Übrigens: Dass es im In-N-Out auch eine Geheimkarte gibt, muss uns hier niemand erklären. Wir wissen natürlich auch, was ein Flying Dutchman, ein Neapolitan Shake oder ein Animal Burger ist.
Der perfekt gesmashede Cheeseburger im Hamburger America besticht durch ein perfekt ausbalanciertes Beef-Bun-Cheese-Verhältnis. Das saftige Pattie entfaltet durch den geschickten Einsatz der Maillard-Reaktion extrem komplexe Röstaromen, die sehr harmonisch mit den subtilen Noten karamellisierter Monosaccharide korrespondieren. Die pikante Säure der Gewürzgurke verleiht der Komposition noch einen sehr angenehm adstringierenden Frischeakkord. Darüber hinaus hat der perfekt geschmolzene American-Cheese das gesamte Pattie in einen wohligen Comfort-Food-Kokon aus zart schmelzender „Gooeyness“ eingesponnen. Beim Cheesburger im Hamburger America treffen fundiertes Wissen und perfekte Produkte auf grandiose Handwerklichkeit. Wir sind ernsthaft begeistert und vergeben deshalb mit gutem Gewissen die absolute Höchstnote Mookstyle!
Highlight und Signature-Burger im Hamburger America ist aber zweifellos der „Motz’s Onion Burger“. Der traditionelle Burger im Oklahoma-Stil erweitert die ohnehin schon komplexe Geschmackspalette des klassischen Cheeseburgers noch um eine wundervoll rustikale und sehr prominente Röstzwiebelnote. Wer geröstete Zwiebeln mag, wird den Motz’s Onion Burger lieben.
Der Oklahoma Onion Burger ist ein zeitloser Klassiker der amerikanischen Burgerkultur, der sich in letzter Zeit wieder größerer Beliebtheit erfreut. Die faszinierende Ursprungsgeschichte des Oklahoma Burgers reicht bis in die 1920er Jahre zurück. Während der Großen Depression fanden findige Gastwirte in Oklahoma eine clevere Methode, um die Kosten für Fleisch zu senken. Sie entwickelten die Technik, kleinere Fleischpatties zusammen mit einer großzügigen Menge fein geschnittener Zwiebeln auf einer Griddle-Platte zu platzieren und diese durch kräftiges Pressen zu „emulgieren“. Das beeindruckende Ergebnis: Die Zwiebeln kompensierten nicht nur das geringere Fleischvolumen, sondern verliehen dem Burger auch noch einen unverwechselbar köstlichen Geschmack.
Gesmashed wird im „Hamburger America“ übrigens stilecht mit der mächtigen Smashula. Auf der Webseite von George Motz kann man das Heavy-Duty-Gadget übrigens für moderate 240 Dollar käuflich erwerben.
Beim Blick in die Küche fallen sofort einige Paletten der legendären Martin’s Potato Rolls ins Auge. Eines der ganz wenigen Convenience-Produkte, auf das man kaum verzichten kann, wenn es darum geht, den perfekten Smashburger zu kreieren. Die grandiosen Burger Buns bestechen durch ihre perfekt saftige Konsistenz und ihre unvergleichlich fluffige Textur. Kein Wunder, dass mittlerweile fast alle exzellenten Burger-Läden auf die Potato Rolls aus dem Hause Martin’s setzen.
Zum Burger bestellen wir klassische French Fries. Einfach, aber sehr lecker.
Obwohl wir für den Abend noch eine Reservierung im legendären Keen’s Steakhouse hatten, gönnten wir uns zum Nachtisch noch ein Grilled-Cheese-Sandwich. Das stellte sich schnell als fabelhafte Idee heraus. Das nur 5 Dollar teure Sandwich schmeckte einfach fantastisch. Ein extrem hochkalorischer Genuss, der definitiv in die Kategorie „einfach, aber effektiv“ fällt.
Auch Peter Wells, der erst kürzlich aus dem Amt geschiedene Restaurantkritiker der New York Times, hat eine klare Meinung zu Hamburger America. Eine Meinung, die wir Euch natürlich auf keinen Fall vorenthalten wollen…
Zum Schluss möchten wir Euch noch einmal das Buch „Hamburger America“ wärmstens ans Herz legen. Bei diesem dicken Wälzer handelt es sich nämlich in der Tat um das Opus Magnum der amerikanischen Burgerkultur. Daher sollte sich jeder halbwegs ambitionierte Comfort-Food-Fan dieses Must-Have-Buch in seine Bibilotheke stellen.