Jeder kulinarisch interessierte Bonvivant, der schon einmal in London war, kennt Dishoom. Die erfolgreiche Fast-Casual-Kette ist inspiriert von den legendären iranischen Cafés, die Anfang des 20. Jahrhunderts in Bombay entstanden. Diese Cafés wurden von persischen Einwanderern gegründet und waren beliebte Treffpunkte für Menschen aus allen Gesellschaftsschichten. Im Laufe der Zeit entwickelte sich in den beliebten Cafés eine faszinierende Hybrid-Cuisine, die persische und indische Einflüsse auf einzigartige Weise miteinander fusionierte. Dort entstanden beispielsweise so legendär köstliche Klassiker wie Keema Pav, Sali Boti, Akuri und Bun Maska.
Kein Wunder also, dass sich jeden Tag vor den Filialen der ungewöhnlichen indisch-iranischen Hybrid-Formel lange Schlangen bilden. Dishoom ist so unfassbar beliebt, dass der renommierte Restaurantführer EATER sogar früher einmal eine eigene Rubrik einführte, die auf Deutsch ungefähr so lautete: „Wo man auch hingehen kann, wenn mal wieder jemand vorschlägt, ins Dishoom zu gehen“. Obwohl das Dishoom jeden Mittag und Abend aus allen Nähten platzt, gibt es zwischen 15 Uhr und 18 Uhr auch immer etwas ruhigere Zeiten. Um auch diese Phasen gut zu füllen, gab Dishoom treuen Stammgästen einen Schlüsselanhänger, der ihnen in diesem Zeitraum einen Rabatt von 20 Prozent einräumte. Die Idee funktionierte allerdings nicht so gut wie erhofft.
Daraufhin ließen sich die Macher hinter dem Dishoom von der illegalen indischen Matka-Lotterie inspirieren und beschlossen, ihren treuen Keychain-Kunden zu erlauben, in den ruhigeren Phasen, um ihr Essen zu würfeln. Wenn ein Gast beim ersten Wurf eine 6 würfelt, ist das Essen für den kompletten Tisch kostenlos. Die geniale Idee, den Spieltrieb der Gäste zu triggern, kam sensationell an, weil der psychologische Anreiz, komplett kostenlos zu essen, wesentlich höher ist als die Aussicht auf einen Discount von 20 Prozent.
Die Gamification des Zahlungsvorgangs war aber nicht nur eine geniale Idee, weil sie auch die ruhigeren Zeiten des Restaurants besser füllt, sondern auch, weil es das Dishoom nicht wie beim Discount 20 Prozent Umsatz kostet, sondern durch die statistische Wahrscheinlichkeit, eine 6 zu würfeln, nur 16,67 Prozent. Darüber hinaus war die Idee, den Zahlungsvorgang zu gamifizieren, ein genialer Guerilla-Marketing-Coup, der in ganz London für Furore sorgte.