Lange Zeit war es breiter wissenschaftlichen Konsens, dass die Rezeptoren der menschlichen Zunge nur die Geschmacksrichtungen süß, sauer, salzig, bitter und umami wahrnehmen können. Doch vor einiger Zeit fanden Wissenschaftler der Purdue-Universität in den USA heraus, was wir längst vermutet hatten: Es gibt einen sechsten Geschmackssinn – Oleogustus, den köstlichen Geschmack von Fett.
Oleogustus, lateinisch für „öliger Geschmack“, erklärt endlich, warum Menschen Butter, Donuts, Avocado, Olivenöl, Käse und Bacon so abgöttisch lieben. Im Gegensatz zu den anderen Geschmacksrichtungen ist Oleogustus subtiler und oft eng mit der Textur der Speisen verbunden. Er verleiht Gerichten eine Tiefe und ein Genussgefühl, das schwer zu beschreiben, aber umso leichter zu erkennen ist.
Fett war schon immer ein wichtiger Bestandteil der menschlichen Ernährung. Die Identifizierung dieses Geschmackssinns zeigt jedoch, dass unser Körper nicht nur die Energie von Fett schätzt, sondern auch seinen einzigartigen Geschmack. Dies könnte evolutionäre Gründe haben: Fett ist ein hochkalorischer Energielieferant, und seine Wahrnehmung könnte unseren Vorfahren geholfen haben, besonders nahrhafte Lebensmittel zu erkennen und zu bevorzugen.
Interessanterweise ist Oleogustus aber nicht einfach nur „lecker“. In reiner Form, ohne Einbettung in andere Aromen, kann der Geschmack von Fett leicht unangenehm, fast ranzig wirken. Doch in Kombination mit anderen Aromen entfaltet er seine ganze Magie – ein Stück Butter auf frisch gebackenem Brot, ein Tropfen Olivenöl auf knackigem Gemüse oder ein Hauch Speck in einer herzhaften Suppe.