Grant Achatz, das kulinarische Evil-Mastermind und Co-Owner des legendären Drei-Sterne-Restaurants Alinea, ist nicht nur ein visionärer Vordenker der Molekularküche, sondern auch ein gewiefter Geschäftsmann.
In seinem Restaurant Next hat er begonnen, anstelle klassischer Reservierungen Tickets zu verkaufen. Ein alter Hut, werden jetzt einige sagen. Doch das Next geht noch einen Schritt weiter, indem es die Preise dynamisiert. Die Kosten für ein Ticket sind also nicht statisch, sondern variieren je nach Nachfrage. Wer an einem stark frequentierten Freitagabend dinieren möchte, zahlt mehr als der Gast, der an einem ruhigeren Dienstagmittag bucht. Das Konzept ist nicht nur genial, weil es das Problem der No-Shows wesentlich eleganter löst als klassische No-Show-Fees, sondern auch, weil es eine nahezu ideale Auslastung der verfügbaren Plätze ermöglicht.
Speziell in unserem 360-Grad-Panorama-Restaurant Franziska auf der Spitze des Henninger Turms denken wir schon seit geraumer Zeit darüber nach, ob eine vergleichbare Form der dynamischen Preisgestaltung auch bei uns sinnvoll und zielführend sein könnte. Denn natürlich ist es betriebswirtschaftlich vollkommen unlogisch, dass ein Tisch an einem umsatzstarken Samstagabend denselben Preis generieren soll wie an einem regennassen Dienstagmittag mit halbleerem Gastraum. Gleichzeitig sind wir uns aber auch der Tatsache bewusst, dass ein solches Preismodell in Deutschland nicht nur erklärungsbedürftig ist, sondern von vielen Gästen noch immer instinktiv als unfair oder gar als moralisch anstößig empfunden wird. Dabei hat bereits Milton Friedman, der legendäre Wirtschaftsnobelpreisträger und intellektuelle Vordenker der Chicago School of Economics, vollkommen richtig erkannt, dass Märkte keine moralischen Entitäten sind, sondern neutrale Mechanismen zur effizienten Allokation knapper Ressourcen. Preise sind in diesem Verständnis weder gerecht noch ungerecht, sondern schlicht die objektive Reaktion eines Systems auf Angebot und Nachfrage.
Und genau an diesem Punkt interessiert uns nun Eure Sichtweise. Würdet Ihr ein dynamisches Preismodell als moderne, transparente und betriebswirtschaftlich sinnvolle Lösung begrüßen? Oder empfindet Ihr die Vorstellung, dass der Preis eines Menüs von Tag, Uhrzeit und Nachfrage abhängt, als irritierend, störend oder gar als Affront gegen das Ideal eines verlässlichen Preis-Leistungs-Verhältnisses? Ist ein solcher Zugang für Euch Ausdruck intelligenter Marktlogik oder der Anfang einer gastronomischen Entfremdung? Schreibt uns, was Ihr denkt. Wir sind sehr gespannt auf Eure Rückmeldungen.