Prof. Marcel Fratzscher, der eloquente Präsident des DIW, charismatische Ökonom und loyale Claqueur der SPD, hat 2023 im Rahmen der Diskussion um die Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie nicht nur immer wieder selbstbewusst behauptet, dass die Erhöhung der Mehrwertsteuer nicht zu einer Pleitewelle in der Gastronomie führen wird, sondern auch, dass der Staat es sich nicht mehr leisten könne, die Gastronomie weiter zu subventionieren. Abgesehen von der Tatsache, dass eine im europäischen Kontext faire Besteuerung natürlich keine Subvention ist, sondern lediglich eine im europäischen Kontext faire Besteuerung, dürfte ein Jahr nach dem fiskalischen Dolchstoß der gescheiterten Fortschrittskoalition unstrittig sein, dass Marcel Fratzscher mit seiner Prognose genauso falsch lag, wie wir mit unserer Prognose richtig.
Der Unterschied zwischen einem Wirt und Herrn Fratzscher ist übrigens, dass ein Wirt durch die extrem fragile Natur der Gastronomie sofort pleite geht, wenn er mit seinen Prognosen auch nur minimal falsch liegt, während Professor Fratzscher, selbst wenn er mit seinen Prognosen maximal falsch liegt, auch weiterhin ohne finanzielle Einbußen durch die Talkshows tingeln darf, um dort ganz im Sinne der SPD leidenschaftlich dafür zu werben, auch noch die letzten fleißigen Leistungsträger mit Neidsteuern aus dem Land zu treiben.
Dass es stimmt, dass wohlhabende Steuerzahler vor hohen Neidsteuern fliehen, zeigt sich übrigens in Norwegen. Als die sozialdemokratische Regierung unter Jonas Gahr Støre 2022 den Spitzensteuersatz für Vermögen über 20 Millionen norwegische Kronen von 0,85 auf 1,1 Prozent anhob, setzte eine regelrechte Fluchtbewegung ein. Bereits im ersten Jahr zogen allein 479 Reiche und Superreiche von Norwegen in die Schweiz. Dies wiederum hatte zur Folge, dass in der Liste der 19 größten Steuerzahler der Schweiz im Folgejahr fünf norwegische Namen als „Newcomer“ aufgeführt wurden.
Die negativen Auswirkungen der Flüchtlingswelle von High-Net-Worth- und Ultra-High-Net-Worth-Individuals aus Norwegen lassen sich hingegen sehr gut am Beispiel von Kjell Inge Røkke illustrieren. Nachdem der schillernde norwegische Milliardär von Asker in Norwegen nach Lugano in der Schweiz gezogen war, brach die kommunale Finanzierung seines früheren Wohnortes praktisch zusammen. Der Verlust seines Steuerobolus traf die Gemeindekasse so brutal, dass der Gemeinderat Herrn Røkke nun mit umfangreichen Zugeständnissen förmlich auf Knien anfleht, nach Norwegen zurückzukehren.