Martin Brudnizki, der unangefochtene Heavyweight-Champion der globalen Hospitality-Architektur, hat im quirligen Londoner Szeneviertel Soho ein neues Hotel gestaltet. Das Broadwick ist ein opulentes Refugium voller Dekadenz, Ironie und britischem Augenzwinkern – ein Townhouse wie aus einer schrägen Parallelwelt. Ein spleeniges Boutique-Hotel, in dem sich britische Exzentrik, barocke Opulenz und italienische Zitate zu einer wilden, visuell überbordenden Melange fusionieren. Insgesamt wirkt alles wie ein bewusst inszenierter Gegenentwurf zu den redundanten Wabi-Sabi-Oasen des Minimalismus.
Das Broadwick Hotel beherbergt darüber hinaus auch eine beeindruckende Kunstsammlung mit über 300 Werken, die von alten Meistern über Flohmarktfunde bis hin zu ikonischen zeitgenössischen Stücken reicht. Kuratiert von Jonathan Brook spiegelt die Sammlung die eklektische und kreative Atmosphäre des Stadtteils Soho wider. Unter anderem finden sich im Hotel beeindruckende Arbeiten von Francis Bacon, Andy Warhol, William Turnbull, Faye Wei Wei, Casey Moore und Bridget Riley, der wohl charmantesten Vertreterin der Op-Art-Bewegung.
Dementsprechend ist das Broadwick Hotel kein schlichter Hort der bescheidenen Kontemplation, sondern ein opulentes Refugium im typischen More-is-More-Stil des legendären Meisters. Kein Wunder, denn jeder, der sich auch nur im Entferntesten mit dem architektonischen Œuvre von Martin Brudnizki beschäftigt hat, weiß, was auf ihn zukommt. Schließlich verpflichtet man mit dem genialen Mastermind nicht irgendeinen x-beliebigen Interiordesigner, sondern entfesselt einen kreativen Leviathan, der nur ein Ziel kennt: totale Eskalation. Jeder, der schon einmal unter der fauvistischen Gouaches-découpées-Decke im Sexy Fish ein Toro Nigiri genießen durfte, an der rosa changierenden Estremoz-Marmor-Bar des Annabel’s an einem Pimm’s No. 1 genippt hat oder über die smaragdgrün illuminierten Malachit-Fliesen im Ivy Asia stolziert ist, wird diese Tatsache sicherlich sofort bestätigen.
Übrigens hat die Mook-Redaktion das schier grenzenlose Potenzial von Martin Brudnizki schon sehr früh erkannt und eines der ersten Exklusiv-Interviews mit dem jungen Mastermind geführt. Neugierige Leser finden das aufschlussreiche Zwiegespräch in der Ausgabe No. 6 unseres Mook Magazins. Wer das Heft gerade nicht physisch zur Hand hat, kann es sich selbstverständlich auch als kostenloses PDF herunterladen. Den entsprechenden Link findet Ihr wie immer im Hamburger-Menü unter der Rubrik „Editionen“.
Im Untergeschoss zelebriert das Restaurant Dear Jackie die hochkalorische Lipid- und Kohlenhydratküche Italiens. Benannt ist das Dear Jackie nach der Mutter von Hotelbesitzer Noel Hayden. Das Setting erinnert an die gemütliche Küche einer sizilianischen Nonna. Rote Seidentapeten, verspielte Murano-Lichtspiele, handbemalte Keramikteller mit ironischen Illustrationen und Tische mit kunstvollen Platten im traditionellen Majolika-Stil bilden das passende Bühnenbild für eine kulinarische Inszenierung. Die Majolika, eine aufwendig glasierte Keramik mit maurischen Wurzeln, fand über Spanien und Italien den Weg nach Sizilien und prägt dort bis heute das kunsthandwerkliche Erbe. Die farbenfrohen, ornamentalen Oberflächen der Tischplatten zitieren diese jahrhundertealte Tradition und unterstreichen den nostalgischen Charme des Raums.
Das Broadwick residiert exakt an der ikonischen Kreuzung von Broadwick Street und Berwick Street – im pulsierenden Epizentrum von Soho. Ein Quartier, das seit jeher für Kreativität, Hedonismus und Subversion steht. Genau hier entfaltet sich ein Boutique-Hotel von fast schon dekadenter Individualität. 57 Zimmer, jedes ein Statement. Neun opulent ausgestattete Suiten und ein Penthouse, das eher an ein stilbewusstes Townhouse erinnert als an ein klassisches Hotelzimmer. Die Ausstattung changiert zwischen Exzentrik und Exotik. Marbled Wallpaper mit Elefanten und Tigern, maßgefertigte Messing-Minibars in Elefantenform – handgearbeitet in den Werkstätten von Jaipur. Die Möbel? Sonderanfertigungen. Die Textilien? Kuratiert von den Pariser Haute-Couture-Editeuren von Pierre Frey. Ein Ort, der keine Kompromisse macht. Und genau deshalb so schwer zu vergessen ist.
Die Bäder im Broadwick Soho zelebrieren kompromisslosen Stil und feinfühlige Eleganz. Großzügig geschnitten und in edlen Materialien ausgeführt, wirken sie mehr wie intime Rückzugsorte als funktionale Nasszellen. Grüner und weißer Marmor prägt das Bild – frisch, zeitlos, luxuriös. Dazu maßgefertigte Armaturen und begehbare Duschen, die den Spagat zwischen Funktion und Inszenierung mühelos meistern. Auch hier bleibt sich das Haus treu: Jedes Detail ist durchdacht, jede Linie bewusst gesetzt. Die Pflegeprodukte stammen von Ortigia, die Leuchten aus venezianischem Murano-Glas. Ein Bad im Broadwick ist kein beiläufiges Ritual – es ist eine stilistische Fortsetzung des Gesamterlebnisses. Luxuriös, sinnlich, urban.