Die neue Regierungskoalition hat nach der Wahl mit dem Slogan „Mehr Fortschritt wagen“ versucht, für ihren neuen Politikstil zu werben und die Deutschen auf einen guten Neustart einzustimmen. Viele verzweifelte Wirte haben daraufhin gehofft, dass die markige Punchline auch bedeutet, dass dem völlig metastasierenden Bürokratiewahnsinn endlich etwas Einhalt geboten wird. Leider hat sich dieser Traum bisher nicht erfüllt. Dafür hat aber das von Cem Özdemir geführte Ministerium für Ernährung und Landwirtschaft groß angekündigt, zu prüfen, ob eine verpflichtende Kalorienangabe auf Speisekarten in Deutschland möglich und sinnvoll ist. Diese unverhohlene Drohung ist natürlich ein Schock für alle handwerklich arbeitenden Wirte, die wirklich gesund, marktfrisch und saisonal kochen wollen. Wie sollen sie beispielsweise zukünftig noch eine Plat du Jour anbieten, wenn man vor jeder Speisekartenänderung einen kostspieligen Ökotrophologen konsultieren muss? Darüber hinaus gibt es keinen seriösen Ernährungswissenschaftler, der heute noch glaubt, dass das reine Kalorienzählen eine sinnvolle Methode ist, um sich gesünder zu ernähren. Wenn das genießerfeindliche Gesetz zur Angabe von Kalorien auf Speisekarten wirklich in Kraft treten sollte, wird das unweigerlich dazu führen, dass noch mehr Gastronomen auf Convenience-Produkte umsteigen werden, weil mit den Industrieprodukten auch gleich noch die erforderlichen Nährwertlegenden und präzisen Mengenangaben mitgeliefert werden. Nun würde das sicherlich nicht zu einer Verbesserung der allgemeinen Volksgesundheit beitragen. Schließlich ist schon lange bekannt, dass industriell gefertigte Convenience-Produkte für die meisten Zivilisationskrankheiten maßgeblich mitverantwortlich sind. Eine Kalorienkennzeichnungsplicht wäre für die bereits finanziell völlig ausgeblutete Hospitality-Branche ein weiterer wirtschaftlicher Tiefschlag, würde der allgemeinen Volksgesundheit schaden und Wirten darüber hinaus auch noch mehr unnötige Bürokratie aufhalsen. Ein absolutes Unding, speziell wenn man bedenkt, dass deutsche Wirte schon heute obszön überbürokratisiert werden. Aufmerksame Mook-Magazin-Leser haben ja schon gelernt, zu welch grotesken, erniedrigenden, sinnlosen und teilweise sogar gesundheitsgefährdenden Arbeiten Wirte vom deutschen Staat gezwungen werden. Es gibt also unzählige Gründe, warum die genussfeindliche Kalorienkennzeichnungsplicht eine totale Schnapsidee ist. Leider wissen wir aber spätestens seit der Einführung der Allergenverordnung, welchen gewaltigen Einfluss die klugen Industrielobbyisten auf die politischen Entscheidungsträger haben. Eine verpflichtende Kalorienkennzeichnungsplicht für Restaurants birgt ein gigantisches Gewinnmaximierungspotential für die großen multinationalen Nahrungsmittelkonzerne. Die smarten Spindoktoren werden deshalb alle Hebel in Bewegung setzen, damit das neue industriefreundliche “Verbraucherschutzgesetz“ auch ratifiziert wird. Übrigens vermuten wir, dass das Ministerium für Ernährung und Landwirtschaft nicht selbst auf die Idee einer Kalorienkennzeichnungspflicht gekommen ist, sondern den genialen Geistesblitz von ein paar sehr charmanten Lobbyisten souffliert bekommen hat.
Ayn Rand, die visionäre wie kontroverse Ikone des Objektivismus und Autorin von Pflichtlektüren wie „Atlas Shrugged“ und „The Fountainhead“, postulierte die These: „…wenn Sie, um etwas produzieren zu dürfen, die Erlaubnis von Leuten brauchen, die in ihrem Leben noch nie etwas produziert haben, dann wissen Sie, dass die Gesellschaft dem Untergang geweiht ist“. Analog zu dieser These könnte man auch sagen, dass die Gesellschaft dem Untergang geweiht ist, wenn Leute anfangen, Gesetze über Branchen zu erlassen, in denen sie noch nie gearbeitet haben. Und in der Tat ist die Idee, dass Politiker verpflichtend ein paar Monate in einem Restaurant arbeiten müssen, bevor sie Gesetze über die Köpfe der Wirte erlassen dürfen, gar nicht so absurd. Politiker wüssten dann beispielsweise, dass in handwerklich arbeitenden Restaurantküchen nach Gefühl dosiert wird und man nicht ständig mit genormten Industrieprodukten arbeitet. Ein seriöses Extrapolieren von präzisen Kalorienangaben ist deshalb völlig unmöglich. Seezungen werden beispielsweise meistens in einer Kalibrierung von circa 500 bis 600 Gramm geliefert. Manchmal wiegen die Dinger aber auch fast 700 Gramm. Sollen Köche zukünftig jede Seezunge vor dem Servieren auch noch wiegen und entsprechende Grammzahlen wegoperieren, nur um sich so zumindest einem kalorischen Zielwert anzunähern? Und was sollen sie machen, wenn mal eine etwas kleinere Seezunge dabei ist? Auch sollten wir an dieser Stelle nicht vergessen, dass deutsche Wirte immer unter einem brutalen paternalistischen Generalverdacht stehen und deshalb alles auch noch akribisch und zeitaufwendig für das Finanzamt dokumentieren müssten. Allerdings ist schon das Führen der normalen Verlustlisten in der hektischen Küchenpraxis eine tägliche Pain-in-the-Ass-Herausforderung!
Wenn man die Idee einer Kalorienkennzeichnungsplicht wirklich konsequent zu Ende denkt, ergeben sich noch viele weitere absurde Facetten. Wie sollen beispielsweise Omakase- und Carte-Blanche-Restaurants eine Kalorienkennzeichnungsplicht handeln? Dem Gast ein Blatt übergeben, auf dem nur eine einzige Zahl steht? Man könnte fast lachen, wenn die Sache nicht so ernst wäre. Wer nach dieser Lektüre noch erfahren möchte, zu welchen erniedrigenden, sinnlosen und teilweise sogar gesundheitsgefährdenden Arbeiten Wirte schon heute vom deutschen Staat gezwungen werden, sollte sofort den hier angehängten Link aktivieren….Klick it