Die vom Volksmund rhetorisch als Stalin-Allee verunglimpfte Europa-Allee ist ein komplett deprimierender Concrete-Jungle, der seit dem ersten Tag genauso verwaist ist wie die vielen völlig überflüssigen neuen Fahrradspuren der Innenstadt. Der Goethe-Platz, die Konstablerwache, der Rathenauplatz und der Willy-Brand-Platz sind perfekt versiegelte Steinwüsten, ohne jegliche Aufenthaltsqualität. Die Hauptwache, das emotionale und geografische Epizentrum der Stadt, ist in ihrer völlig maroden Tristesse kaum noch zu übertreffen.
Die trostlos zubetonierte Zeil verwandelt sich jeden Abend in eine bedrohliche No-Go-Area, und das Frankfurter Bahnhofsviertel erinnert mittlerweile geradezu frappierend an ein apokalyptisches Diorama der legendären Chapman Brothers. Doch anstatt die Plätze der urbanen Schande wieder in attraktive, sichere und lebenswerte Habitate zu verwandeln, setzen die verantwortlichen Stadtplaner lieber alle Ressourcen und hart erarbeiteten Steuergelder dafür ein, auch noch die letzten kaufkräftigen Autofahrerkunden aus dem Umland mit einer maximal schikanösen Verkehrsführung und der gnadenlosen Vernichtung von dringend benötigten Parkplätzen verkehrstechnisch aus der City zu vergrämen.
Eine ernüchternde Tatsache, die steuerzahlende Gastronomen und Einzelhändler ungefähr so klug finden, wie das Klima mit dem Ersetzen von sicheren Atomkraftwerken durch dreckige Kohlekraftwerke retten zu wollen, Wohnungsnot mit einem Mietdeckel zu bekämpfen oder die letzten verbliebenen Leistungsträger mit einer Vermögenssteuer aus dem Land zu jagen.
Das Bild wurde übrigens nicht im Frankfurter Bahnhofsviertel aufgenommen, sondern in der Innenstadt, direkt vor dem Eingang zu unserem Büro am Rathenauplatz.