In einem unserer letzten Newsletter haben wir uns darüber gewundert, dass ausgerechnet die Grünen, die noch vor kurzem so leidenschaftlich wie keine andere Partei für die extrem tierfeindliche Erhöhung der Mehrwertsteuer in der Gastronomie um sage und schreibe 171,43 Prozent gekämpft haben, nun die Idee der Borchert-Kommission aufgreifen, Tierwohl mit einer komplett neuen Steuer auf Fleisch fiskalisch erzwingen wollen. Im Kontext der drohenden neuen Verbrauchssteuer spricht der rhetorisch perfekt geschulte grüne Landwirtschaftsminister Cem Özdemir allerdings nie sachlich von einer „Wir machen Fleisch viel teurer“-Steuer, sondern lieber beschönigend von einem „Tierwohl-Cent“. Ein wirklich besonders perfider Euphemismus, weil er gleich auf mehreren manipulativen Sprachebenen arbeitet. Neben dem offensichtlichen Tierwohl-Euphemismus suggeriert der Name nämlich auch noch, dass es sich bei der neuen Steuer nur um einen lächerlichen Cent pro Kilo handelt. Tatsächlich sieht der Entwurf der Borchert-Kommission aber nicht vor, Fleisch mit nur einem Cent pro Kilo zu besteuern, sondern mit 40 Cent pro Kilo. Um die tatsächliche Dimension der neuen Fleischsteuer richtig einordnen zu können, sollte man wissen, dass, laut unserer Recherchen bei einem sehr bekannten Lebensmitteldiscounter am 5. März 2024, ein Kilo Schweineschnitzel 4,99 Euro gekostet hat. Eine Fleischsteuer von 40 Cent pro Kilo würde dieses sicherlich köstliche Schnitzel aus konventioneller Intensivmast also um mehr als 8 Prozent verteuern. Wer übrigens glaubt, dass die sogenannte Tierwohl-Cent-Steuer nur auf Fleisch aus Qualmastproduktion erhoben werden soll, irrt gewaltig. Der Entwurf der Borchert-Kommission sieht nämlich vor, dass auch Fleisch aus artgerechter Tierhaltung mit dem sogenannten „Tierwohl-Cent“ besteuert werden soll. Damit dürfte klar sein, dass auch Fleisch aus seriöser Tierhaltung teurer wird. Das wiederum wird dazu führen, dass in Zukunft noch mehr bisher ethisch arbeitende Gastronomen versuchen werden, die explodierenden Mehrkosten durch den Verzicht auf Tierwohl-Produkte und den Umstieg auf industriell gefertigte Convenience-Produkte zu kompensieren. Setzt man alle oben genannten Argumente mit Hilfe des Ockhamschen Rasiermesser-Prinzips in einen Kontext, so wird schnell klar, dass es den Grünen beim „Tierwohl-Cent“ wohl eher nicht um das Wohl der Tiere geht, sondern darum, den Bürgern unter einem euphemistischen Deckmantel noch mehr Steuergelder aus der Tasche zu ziehen. Wenn die Grünen etwas wirklich Sinnvolles für die Bürger und das Tierwohl tun wollten, dann würden sie fordern, die Steuern auf ethisch produzierte Tierwohlprodukte zu senken oder ganz abzuschaffen. Das würde tatsächlich viele Verbraucher und Gastronomen überzeugen, wieder mehr Tierwohlprodukte zu verwenden. Abgesehen von all den genannten Fakten ist eine Fleischsteuer auch noch völlig unsozial. Ein Millionär, der sich zweimal die Woche ein Wagyu-Steak in die Pfanne haut, hat mit einer Fleischsteuer von 40 Cent pro Kilo überhaupt kein Problem – für eine arme Familie, die jeden Cent zweimal umdrehen muss, ist es hingegen extrem relevant, ob ihre Schnitzel künftig um mehr als 8 Prozent teurer werden. Eine Fleischsteuer würde also wieder einmal nur die Ärmsten der Armen treffen. Die komplett unsoziale Fleischsteuer würde bei ihrer Einführung noch mehr Bürokratie schaffen, langfristig die Steuerquote erhöhen und Lebensmittelpreise nachhaltig verteuern. Wenn man das bisherige Verhalten der Fortschrittskoalition analytisch betrachtet, dürfte damit klar sein, dass die neue Fleischsteuer damit so gut wie beschlossene Sache ist. Neu angemeldete Newsletter-Abonnenten, die Lust haben, noch tiefer in den Kaninchenbau einzusteigen, sollten noch unseren Tierwohl-Paradox-I-Artikel inhalieren…