Der Thorstein-Veblen-Effekt beschreibt das paradoxe Phänomen, dass Dinge für Menschen diametral zur Logik und dem volkswirtschaftlichen Gesetz der Nachfrage mit ansteigendem Preis immer begehrlicher werden. Allerdings funktioniert der Veblen-Effekt nur bei Luxusgütern und leider nicht bei Dingen wie beispielsweise einem Restaurantbesuch. Wir hatten in diesem Kontext schon einmal hergeleitet, dass die Bereitschaft der Gäste, Geld für Restaurantbesuche auszugeben, wie bei einer degressiven gaußschen Glockenkurve exponentiell mit dem steigenden Preis abnimmt. Nun sind wir schon lange an einem Punkt angekommen, an dem wir unsere Speisen nicht mehr kaufmännisch korrekt kalkulieren können, sondern nur noch deren absolute Schmerzpreise fühlen. Deshalb wissen wir noch nicht, was wir machen werden, wenn die Ampelkoalition tatsächlich beschließen sollte, die temporäre Mehrwertsteuerermäßigung nicht, wie bereits mehrfach versprochen, endgültig zu entfristen. Was wir allerdings schon wissen, ist, dass wir auf keinen Fall Kompromisse bei unserer Qualität machen werden. Leider sind wir aber auch sicher, dass viele verzweifelte Wirte aus purer Existenzangst nicht so handeln werden, sondern versuchen werden, die zwölfprozentige Preissteigerung durch den Verzicht auf Tierwohlprodukte und vermehrten Einsatz von industriell gefertigten Convenience-Produkten zu kompensieren. Was das für katastrophale Folgen auf das sterbende Kulturgut „Gastronomie“ und die Volksgesundheit im Allgemeinen haben wird, muss an dieser Stelle sicherlich nicht näher erläutert werden. Was man allerdings noch erwähnen sollte, ist, dass falls die Ampel-Koalition wirklich beschließen sollte, die ethisch arbeitende Speisegastronomie vor den Zug zu werfen, viele enttäuschte Kellner, Köche und Wirte sich nach einer alternativen politischen Heimat umsehen werden!