Die Debatte im Bundestag über die endgültige Entfristung der temporären Mehrwertsteuersenkung war selbst für die stoischsten Wirte eine emotionale Tour de Force. Allerdings war es faszinierend zu beobachten, wie einige Politiker sich emotional und intellektuell von den Sorgen und Problemen der Hospitality-Branche entkoppelt haben. Den Goldstandart in dieser Disziplin setzt allerdings Stefan Schmidt vom Bündnis 90/Die Grünen. Er sieht nicht nur keine stichhaltigen Argumente für eine dauerhafte und im europäischen Kontext faire Besteuerung der ethisch arbeitenden Speisegastronomie, sondern hält auch noch die temporäre Senkung der MwSt. für eine großzügige Subvention des Staates! Jeder Gastronom, der sich etwas intensiver mit dem Wahl-O-Mat der DEHOGA beschäftigt hat, wird die gastronomiefeindliche Haltung von Herrn Schmidt wenig überraschen. Verblüffend ist allerdings das euphemistische Wording, mit dem Herr Schmidt die dahinsiechende Branche auch noch verhöhnt. Wenn man seinen Goldesel für einen kurzen Zeitraum etwas weniger brutal zur Ader lässt, nur um zu verhindern, dass er sich in die ewigen Jagdgründe verabschiedet, ist das sicherlich ein smarter Move, aber garantiert keine großzügige Subvention. Seriöse Wirte wollten übrigens noch nie irgendwelche Subventionen, Hilfen oder Almosen vom Staat, sondern lediglich etwas Respekt, eine Besteuerung, die ein würdevolles Überleben ermöglicht und dass dem völlig absurd metastasierenden Bürokratiewahnsinn endlich Einhalt geboten wird.
PS: Über die Tatsache, dass der Fiskus seine MwSt.-Mindereinahmen durch die linear zur aktuellen Preisexplosion steigenden Steuermehreinahmen ohnehin wieder bei den Wirten einsammelt, hat Herr Schäfer übrigens nicht gesprochen. Nun ist es allerdings völlig egal, was Herr Schäfer verschweigt oder glaubt zu wissen, ein im europäischen Kontext faire Besteuerung der Speisegastronomie war schon lange vor der Corona-Pandemie überfällig. Mit der nun einsetzenden Stagflation wird sie nun umso wichtiger – zumindest für Menschen, die auch noch in Zukunft in handwerklich arbeitenden Restaurantbetrieben speisen wollen!
