Wir haben Herrn Olaf Scholz bekanntlich schon mehrfach für seine sehr kluge Wahlstrategie gelobt. Und in der Tat war es ein genialer politischer House-of-Card-Move, die völlig verzweifelten deutschen Gastronomen mit dem Versprechen, die Mehrwertsteuer endlich auf ein im europäischen Kontext faires Niveau zu senken, an die Wahlurnen zu locken. In Anbetracht des äußerst knappen Wahlsiegs ist sogar davon auszugehen, dass die neugewonnenen Stimmen der Kellner, Köche und Wirte die SPD zur stärksten Kraft im Land gemacht haben. Nun hat die Ampel-Koalition ihren mit Spannung erwarteten Haushaltsentwurf 2023 vorgestellt. Und wie viele kluge Wirte nach der beängstigenden DEHOGA-Rede von Thomas Kutschaty, dem Vorsitzenden der NRW-SPD und der SPD-Landtagsfraktion, schon befürchtet haben, konnten die GRÜNEN ihre Forderung durchsetzen, die temporäre Mehrwertsteuersenkung auf Speisen lediglich zu prolongieren und nicht wie versprochen endgültig zu entfristen! Über die Tatsache, dass der Staat seine aktuellen MwSt.-Mindereinahmen durch die temporäre Mehrwertsteuersenkung locker über die parallel zur momentanen Preisexplosion steigenden MwSt.-Mehreinahmen wieder bei seinen Wirten einkassiert, wurde bei der feierlichen Verkündung des Haushaltsentwurfs erstaunlicherweise überhaupt nicht gesprochen. Bekanntlich waren ethisch arbeitende Wirte schon lange vor Corona finanziell und emotional am absoluten Limit. In der Pandemie wurden Gastronomen dann auch noch vom Staat in eine besonders brutale Sonderopferrolle gezwungen. Jetzt leiden Wirte zusätzlich noch weit überproportional unter aberwitzig gestiegenen Energiekosten, massivem Fachkräftemangel, explodierenden Erzeugerpreisen und indexierten Mieten. Darüber hinaus haben aufmerksame Mook-Group-Fans ja kürzlich erst gelernt, dass deutsche Wirte auch noch seit vielen Jahrzehnten fleißig in die deutsche Kriegskasse einzahlen, indem sie dem Staat eine imaginäre Geisterflotte finanzieren. Die leidgebeutelten deutschen Wirte hätten es wirklich verdient gehabt, dass die Regierung ihnen endlich einmal Respekt, Hoffnung und eine Perspektive schenkt. Leider haben sich die Politiker aber dazu entschieden, Wirte weiterhin in panischer Unklarheit zu lassen.