Wir sprechen häufig von einem Pleitetsunami, der bayerische Wirtschaftsminister von einem gastronomischen Blutbad und die renommierte Tageszeitung DIE WELT von einer Gastrokalypse. Einige prominente Branchenexperten reden mittlerweile sogar von einem regelrechten Gastrogeddon. Nun ist es letztendlich vollkommen irrelevant, ob man die aktuelle Entwicklung Gastrogau, Gastrokalypse oder Gastrogeddon nennt, gemeint ist nämlich immer genau dasselbe: Deutschland degastronomisiert sich massiv.
Allein in den letzten drei Jahren hat sich die absolute Anzahl umsatzsteuerpflichtiger Restaurants um fast vierzigtausend Betriebe reduziert. Darüber hinaus nimmt die toxische Entwicklung aktuell auch noch richtig Fahrt auf: Obwohl die Mehrwertsteuer bisher noch nicht einmal erhöht wurde, prognostiziert die Wirtschaftsauskunftei Crif-Bürgel bis zum Jahresende 2023 einen Anstieg der Gastro-Insolvenzen im Vergleich zum Vorjahr um unfassbare 36,5 Prozent! Diese Entwicklung ist jedoch kein natürlicher Strukturwandel, sondern politisch herbeigeführt.
Wer an dieser These zweifelt, sollte einfach die kürzlich vorgelegte Studie des US-amerikanischen Marktforschungsinstituts Circana – die sehr plausibel extrapoliert, dass von den durch die Mehrwertsteuererhöhung erwarteten Steuermehreinnahmen in der Gastronomie aufgrund diverser Sondereffekte bestenfalls ein Bruchteil übrig bleiben wird – mit dem heuristischen Rasiermesserprinzip von Wilhelm von Ockham kontextualisieren. Danach dürfte selbst skeptischen Zivilisten klar sein, dass die Gastrokalypse kein natürlicher Strukturwandel ist, sondern mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit proaktiv herbeigeführt wird.
Warum der Staat einen Kampf gegen die nachhaltig arbeitende Speisegastronomie führt, können wir uns allerdings bis heute nicht erklären. Wir können deshalb nur erzürnt konstatieren, dass es so ist.