Wir haben ja schon häufig über die erstaunliche Verkehrspolitik der Stadt Frankfurt referiert. Nun wurde uns in diesem Kontext mehrfach vorgeworfen, dass wir das Thema immer nur sehr akademisch und nüchtern behandeln würden. Deshalb haben wir uns entschlossen, die Situation nicht wie üblich völlig neutral zu analysieren, sondern ein echtes Opfer zu Wort kommen zu lassen. Csilla Olah, eine langjährige Mook Group-Stammkundin, betreibt auf dem Grüneburgweg eine kleine, aber feine Damenboutique. Sie wurde kürzlich informiert, dass die Stadt nun auch plant, den Grüneburgweg nachhaltig zu veröden. Hier schreibt sie nun in ihren eigenen Worten, was sie von dieser Maßnahme und dem allgemeinen Gebaren der Stadt Frankfurt hält: Guten Tag, mein Name ist Csilla Olah, ich betreibe seit vielen Jahren eine exklusive Boutique im Grüneburgweg. Nun wurde ich kürzlich von der Stadt eingeladen, um über die Umgestaltung des Grüneburgwegs zu sprechen. Die Einladung fand während meiner regulären Öffnungszeiten statt und ich war deshalb gezwungen, meinen kleinen Laden zu schließen. Im Nachhinein vermute ich, dass die Zeit absichtlich so ungünstig gelegt wurde, damit möglichst wenige Gewerbetreibenden der Veranstaltung beiwohnen. Nun hatte ich aber von einer völlig verzweifelten Kollegin auf der Hochstraße gehört, dass ihre Umsätze nach der Fahrradoptimierung um über 40 Prozent gesunken sind. Dementsprechend panisch habe ich beschlossen, trotz der ungünstigen Terminierung, der Veranstaltung beizuwohnen. Nun stellte sich sehr schnell heraus, dass die Veranstaltung überhaupt nicht anberaumt wurde, um mit uns die geplanten Umgestaltungen konstruktiv zu diskutieren. Wir sollten lediglich mit den Fakten konfrontiert werden. Es ist eine skandalöse Sauerei, dass man ausgerechnet uns, als die eigentlichen Opfer, vorher überhaupt nicht befragt hat. Immerhin bedroht diese Aktion unsere komplette Existenz. Dementsprechend hitzig ging es bei der Veranstaltung zu. Der anwesende Verkehrsdezernent hat unsere empörten Einwände allerdings allesamt mit einem süffisanten Grinsen weggelächelt. Es fielen dabei so unfassbar herzlose Sätze wie “Wir sind doch nicht hier, um Ihre Meinung zu hören“ oder “Es gibt kein Recht auf Parkplätze“. Mit dem letzten Satz hat der gutgelaunte Verkehrsdezernent vielleicht sogar Recht, allerdings gibt es in Deutschland noch immer Gewerbefreiheit. Wenn man uns allerdings von unseren Kunden isoliert, wird damit unsere Gewerbefreiheit massiv eingeschränkt. Ich lebe und arbeite im Westend schon mein halbes Leben. Ich kenne hier praktisch Jeden. Ich habe noch nicht einen Menschen getroffen, der die Verödung des Viertels gutheißt. Es ist eine Schande, was die Stadt hier gegen den ausdrücklichen Willen der Einzelhändler, Gastronomen, Tankstellenbesitzer und Anwohner anstellt. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie so eine Wut im Bauch gehabt.
Ihre völlig verzweifelt Csilla Olah