In der internationalen Presse werden aktuell vornehmlich Themen wie das folgenschwere RCEP-Freihandelsabkommen, das One-Belt-One-Road-Projekt und die neuerlich entflammte Romanze zwischen Onkel Xi und den Taliban*innen behandelt.
In Deutschland hingegen dreht sich die öffentliche Diskussion dagegen primär um das generische Maskulinum, Gendersternchen und ob Muttermilch nun zukünftig Menschenmilch genannt werden muss. Das omnipräsente Thema ziert nicht nur die Titelseiten der wichtigsten Gazetten, sondern wird auch in allen relevanten Talkshows prominent verhandelt. Mittlerweile fordert sogar eine Partei, dass eine gendergerechte Sprache fest im Grundgesetz verankert wird. Offensichtlich halten extrem viele Deutsche eine nicht diskriminierende Sprache momentan für das allerwichtigste Zukunftsthema.
Kleine Wirte*innen wundern sich allerdings, dass ausgerechnet sie, als das bekanntlich letzte Glied in der wirtschaftlichen Nahrungskette, seit über einem Jahr ständig verbal verhöhnt werden und es offensichtlich niemanden empört. Denn durch das rekurrente Repetieren euphemistischer Priming-Wörter wie “Überbrückungshilfen“ und “Zuschüsse“ haben die rhetorisch perfekt geschulten Politiker subtil suggeriert, dass es sich bei den geschuldeten Kompensationszahlungen um großzügige Almosen des Staates handelt. Ein bizarrer Irrglaube, der leider mittlerweile schon Teil eines völlig verschrobenen Kollektivwissens geworden ist.
Kleine Wirt*innen empfinden es als allerdings extrem verletzend, wenn ihnen ständig vorgeworfen wird, dass der Staat sie in der Krise komfortabel abfedert. Wenn man selektiv über einige wenige Branchen ein komplettes Berufsverbot verhängt, ist der Staat als ein System kommunizierender Röhren verpflichtet, entsprechend zu kompensieren. Dies ist schließlich die essenzielle Aufgabe eines funktionalen Sozialstaates. Auch sollte man in diesem Kontext niemals vergessen, dass die ethisch geführte Speisegastromie in den letzten Jahren wie keine andere Branche überbürokratisiert, belastet und fiskalisch ausgeweidet wurde. Deshalb sollte man den größten emotionalen und wirtschaftlichen Verlierern der Pandemie zumindest die Ehre erweisen, das Kind korrekt beim Namen zu nennen.
Deutsche Wirte*innen wollten übrigens noch nie Hilfen oder Zuschüsse vom Staat. Was sie hingegen wirklich wollen, ist ungestört ihrer Arbeit nachgehen, eine im europäischen Kontext faire Umsatzbesteuerung und dass endlich der völlig absurde Bürokratiewahnsinn massiv abgebaut wird. Wer übrigens wissen will, zu welch bizarren, überflüssigen, kostspieligen, demütigenden und teilweise sogar hochriskanten Aufgaben Wirte vom Staat gezwungen werden, sollte sich unbedingt einmal unseren ausführlichen Bericht zu diesem extrem degoutanten Thema durchlesen…