Resigniert die Flinte ins Korn werfen gehört bekanntlich nicht zur Kernkompetenz der Mook Group. Allerdings sind wir klug genug zu wissen, dass man absteigen muss, wenn der Gaul tot ist. Exakt vor zwei Jahr waren wir durch die erstaunliche Verkehrspolitik der Stadt Frankfurt gezwungen, unser gerade erst eröffnetes Seafood-Restaurant KRAZY KRAKEN wieder zu schließen. Die Stadt hatte nämlich die Zeit des Lockdowns genutzt, um im ohnehin schon sehr problematischen Westend unzählige weitere Parkplätze zu vernichten. Damit war uns klar, dass die Gegend für ambitionierte Nischengastronomie zukünftig nicht mehr habitabel sein würde.
Normalerweise sind wir von Naturell aus immer sehr zuversichtlich und lassen niemals die Vergangenheit wehmütig Revue passieren. In diesem speziellen Fall sollte man das düstere Big-Picture aber doch noch einmal etwas genauer unter die Lupe nehmen. Schließlich geht es nicht nur um unser trauriges Einzelschicksal, sondern auch um die grundsätzliche Weiterentwicklung der Stadt. Wenn zukünftig nur noch redundante Stadtteilrestaurants von einer kleinen Gruppe von lokalen E-Lastenrad-Fahrern besucht werden können, wird es in den Barrios bald sehr monoton.
Allerdings sind wir der festen Überzeugung, dass eine echte Metropole auch eine facettenreiche und schillernde Gastronomieszene benötigt. Gerade das macht eine Stadt einzigartig, lebenswert und letztendlich auch besuchenswert. Dementsprechend braucht man, um im internationalen Kontext erfolgreich konkurrieren zu können, auch völlig extravagante und sperrige Nischenrestaurants. Also Konzepte, die zwingend auch auf autofahrende Gäste aus dem Umland angewiesen sind.
Wer sich übrigens gerade fragt, warum wir damals völlig ohne Not ein etabliertes und florierendes Steakhouse kostspielig in ein völlig unerprobtes Top-Notch-Seafood-Restaurant umgewandelt haben, sei gesagt, dass die Antwort darauf genauso komplex wie simpel ist. Als wir vor einem Vierteljahrhundert die ersten echten High-End-Steakhäuser nach amerikanischem Vorbild in Europa eröffnet haben, war dies ein extrem wichtiger Schritt zur Internationalisierung der Stadt Frankfurt. Unsere Steakhäuser waren zum damaligen Zeitpunkt nicht nur beliebige neue Restaurantkonzepte, sondern vielmehr wichtige soziokulinarische Inkubatoren, die speziell im damaligen Kontext Frankfurt einen entscheidenden Standortvorteil im globalen Städtewettbewerb sicherten.
Leider wird das Genre “Steakhouse“ in Frankfurt aber mittlerweile geradezu grotesk inflationär überbespielt. Durch unsere spezielle Gabe, völlig neuartige Gastronomiekonzepte erfolgreich am Markt zu etablieren, haben wir natürlich eine ganz besondere Verantwortung für unsere Stadt. Deshalb hatten wir uns dazu durchgerungen, jeglichen kaufmännischen Sachverstand über Bord zu werfen, um ein klares Statement gegen den aktuell grassierenden Steakhouse-Overkill zu setzen und unserer Heimatstadt das erste international relevante Fine-Dining-Fischrestaurant zu schenken. Ein Konzept, das in dieser radikalen Form noch nie in Deutschland realisiert wurde. Wir hatten damit Frankfurt wieder einmal um eine wichtige gastronomische Attraktion reicher gemacht.
Speziell in einer Zeit, in der die verschiedensten europäischen Städte um die Gunst potenzieller Brexit-Refugees, ausländischer Touristen und internationaler Firmen buhlen, ist eine bunte und abwechslungsreiche Gastronomieszene wichtiger denn je. Es braucht also Wirte, die sich mutig gegen den Mainstream stellen und couragiert neue Dinge wagen, anstatt ideenlos und rein profitorientiert auf Nummer sicher zu gehen. Allerdings brauchen diese gastronomischen Frontrunner auch eine Stadtregierung, die dieses tapfere Engagement zumindest duldet und nicht ständig brutal torpediert.
Das KRAZY KRAKEN hatte einen sehr erfolgreichen Start. Die kaufmännischen Kennziffern waren vielversprechend und das Feedback der Gäste war ganz hervorragend. Aber auch in der relevanten Fachpresse wurde das KRAZY KRAKEN geradezu euphorisch besprochen. Im FEINSCHMECKER wurde beispielsweise eindringlich vor dem hohen Suchtpotential unserer Lobster-Roll gewarnt, und das renommierte FALSTAFF Gourmetmagazin bewertete das KRAZY KRAKEN vom Start weg mit sensationellen 87 von 100 möglichen Punkten. Damit gehörte das KRAZY KRAKEN schon kurz nach seiner Eröffnung zu den besten Restaurants der Republik.