Mittlerweile hat es sich sogar unter den arglosesten Zivilsten herumgesprochen, dass die Gastromie mit am härtesten von der Coronakrise getroffen wurde. Speziell für die inhabergeführte Individualgastromie war die Pandemie ein finanzielles und emotionales Desaster. In diesem Kontext sollten wir aber niemals vergessen, dass die ethisch geführte Speisegastromie in Deutschland schon lange vor der Krise das letzte Glied in der wirtschaftlichen Nahrungskette war. Keine andere Branche wird vom Staat dermaßen dirigistisch überbürokratisiert, fiskalisch ausgeweidet und unter einen paternalistischen Generalverdacht gestellt, wie die seriös geführte Speisegastromie. Nun ist aktuell auch noch geplant, schon Ende 2022 die Mehrwertsteuer für Gastronomiebetriebe wieder auf das absurd überhöhte und völlig marktverzerrende Vorkrisenniveau anzuheben. Damit sollen dann auch noch die größten Verlierer der Pandemie die Zeche für die zahlreichen Krisengewinnler zahlen. Denn bekanntlich war die Corona-Pandemie ja nicht für alle Branchen eine wirtschaftliche Katastrophe. Beispielsweise konnten Discounterketten, Spielwarenhersteller, Lieferdienste, Pharmakonzerne, Fahrradhändler, Junk-Food-Hersteller, Bäckereien und die steuerbegünstigten Streamingdienste, Tech-Giganten und Onlineversandhändler gigantische Gewinne durch die Pandemie generieren. Auch durften wir durch den Skandal über nicht gemeldete Nebeneinkünfte lernen, dass sich zahlreiche Politiker in der Krise auch noch satte Corona-Boni ausgeschüttet haben, obwohl sie durch die Pandemie überhaupt keine finanziellen Einbußen erlitten haben. Übrigens eine Tatsache, die nicht alle verzweifelten Wirte als empathische Geste euphorisch goutiert haben. Nun gibt es aber tatsächlich einen kleinen Silberstreif am Horizont. Der Bayerischer CSU-Ministerpräsident Markus Söder und Olaf Scholz, der amtierende SPD-Finanzminister, sind nun endlich auch zur Überzeugung gelangt, dass eine im europäischen Kontext faire MwSt-Besteuerung für Gastromiebetriebe durchaus eine sinnvolle Sache wäre. Nach unzähligen Petitionen, Artikeln und Newslettern scheint unsere Forderung langsam endlich Gehör zu finden. Jetzt können wir nur hoffen, dass den Worten auch Taten folgen. Allerdings bleiben wir auch weiterhin skeptisch. Bekanntlich gehört es nicht zur Kernkompetenz deutscher Politiker, Steuern zu senken oder gar abzuschaffen.