Wir extrapolieren regelmäßig an konkret überprüfbaren Beispielen, wie die aktuelle Verkehrsverödungspolitik der Stadt Frankfurt die Gesellschaft in zwei vollkommen unversöhnliche Lager spaltet, die solvente Autofahrerklientel des Umlandes aus der City vergrämt, Fahrradfahrer in tödliche Gefahren bringt, das Stadtbild obszön verschandelt, alte und behinderte Menschen diskriminiert, den Messe- und Wirtschaftsstandort nachhaltig schädigt und unzählige Existenzen ruiniert. Die verantwortlichen Initiatoren der Stadtverödungspolitik haben anstelle objektiv verifizierbarer Argumente nur ihre subjektiv gefühlte moralische Überlegenheit und müssen deshalb ihre Taten mit euphemistischen Framing-Phrasen paraphrasieren. Dabei fabulieren sie gerne abstrakt von Flächengerechtigkeit, sanfter Mobilität, Leerraumverschwendung und der Rückeroberung des öffentlichen Raums. Worüber die verantwortlichen Drahtzieher der Hostile-Architecture-Politik hingegen nie sprechen, sind die unzähligen Opfer ihrer rein ideologisch motivierten Stadtverödungspolitik. Als gebürtige Frankfurter, engagierte Lokalpatrioten, leidenschaftliche Fahrradfahrer, überzeugte Einzelhandelskunden und empathische Unternehmer mit einer gewissen medialen Reichweite verspüren wir einfach die moralische Verpflichtung, den verzweifelten Opfern der kontraproduktiven Verkehrspolitik zumindest eine Stimme zu geben. Wer nun wissen möchte, wie es Csilla Olah, der charmanten Besitzerin der exklusiven Damen-Boutique „The Outfit“ seit der gnadenlosen Grüneburgweg-Verödung ergangen ist, sollte nicht zögern, ihre Stellungnahme zu inhalieren:
Mein Name ist Csilla Olah und ich betreibe seit vielen Jahren eine exklusive Boutique im Grüneburgweg. Wie vielen andere hier ansässige Gewerbetreibende und Einzelhändler bin ich fassungslos und wütend, wie von Seiten der Politik mit uns umgegangen wird! Mal ganz abgesehen davon, dass ein damaliges, von der Stadt einberufenes Vorab-Treffen zur Umgestaltung des Grüneburgwegs nie dafür gedacht war, uns als Betroffene in die Planung einzubeziehen und gemeinsam in einen konstruktiven Diskurs zu kommen. Im Gegenteil. Der anwesende Verkehrsdezernent hatte unsere empörten Einwände allesamt mit einem süffisanten Grinsen weggelächelt. Wir wurden einfach vor vollendete Tatsachen gestellt und mit unseren Ängsten und Sorgen alleine gelassen! Jetzt haben wir den Salat. Umsatzeinbuße, die gerade auch in diesen Krisenzeiten für uns existenzbedrohend sind, und Frust auf allen Seiten. Ich kenne hier im Westend niemanden, der die Verödung des Viertels gutheißt. Es ist eine Schande, was die Stadt hier gegen den ausdrücklichen Willen der steuerzahlenden Einzelhändler, Gastronomen, Tankstellenbesitzer und Anwohner anstellt. Die Wut wird von Tag zu Tag größer und ich bin der Meinung, dass wir uns dies nicht gefallen lassen sollten! Und ich spüre hier auch eine immer größer werdende Solidarisierung gegen diesen Irrsinn.