Wir sind leidenschaftlich Fahrradfahrer, die vor der „Fahrradoptimierung“ sogar sehr gerne in die City geradelt sind. Nun sind wir allerdings auch engagierte Lokalpatrioten und empathische Unternehmer, die wollen, dass die Stadt floriert und die Bürger friedlich miteinander leben. Wir versuchen deshalb immer wieder an konkreten Beispielen aufzuzeigen, wie die rein ideologisch motivierte Stadtverödungspolitik der Stadt Frankfurt das gesellschaftliche Klima vergiftet, Existenzen ruiniert, ältere und behinderte Menschen diskriminiert und Fahrradfahrer in tödliche Gefahr bringt. Nachdem die ersten Straßen gegen den ausdrücklichen Willen der Gewerbetreibenden vollkommen erfolglos „fahrradoptimiert“ wurden, haben viele Frankfurter Bürger, Gastronomen und Einzelhändler gehofft, dass die Drahtzieher der Verkehrswende ihren Fehler einsehen und ihre Hostile-Traffic-Politik endlich beenden. Leider ist es aber offensichtlich so, dass die verantwortlichen Initiatoren der Verkehrswende durch eine subjektiv gefühlte moralische Überlegenheit eine komplett realitätsferne Hybris entwickelt haben, die sie für sachliche Argumente und die Sorgen und Ängste ihrer Opfer vollkommen taub gemacht haben. Als gebürtige Frankfurter, überzeugte Einzelhandelskunden und mitfühlende Unternehmer mit einer gewissen medialen Reichweite verspüren wir deshalb einfach die moralische Verpflichtung, den verzweifelten Opfern der Stadtverödungspolitik zumindest eine Stimme zu geben. Diesmal erzählt uns Andreas Dresch, der Besitzer der wundervollen Weinbar WESTLAGE, was er von der Vernichtung wichtiger Kundenparkplätze und dem Errichten einer absolut schikanösen Verkehrsführung hält…
Mein Name ist Andreas Georg Dresch und vor 12 Jahren eröffnete ich den Weinladen WESTLAGE hier auf dem Grüneburgweg. Durch unser individuelles Sortiment Pfälzer Weine, insbesondere von den weniger namhaften Winzern, sowie unsere Weinbar und auch die hier stattfindenden Events haben wir uns am Standort Grüneburgweg in dieser Zeit einen sehr guten Ruf erarbeitet und den Name WESTLAGE etabliert und erfreuen uns seitdem einem sehr loyalen Kundenstamm, der auch aus anderen Stadtteilen bis zum Taunus zu uns kommt.
Leider muss ich wie auch benachbarte Läden seit dem Umbau zur Fahrradstraße einen erheblichen Umsatzverlust verzeichnen. Für meinen Bereich ist dieser 2-stellig und war insbesondere im Weihnachtsgeschäft zu spüren. Ein Umsatzminus ist in den 12 Jahren seit dem Bestehen meines Geschäftes ein Novum und bis zum Sommer, bzw. vor der Umgestaltung des Grünburgwegs war mein auflaufender Jahresumsatz noch im deutlich 2-stellig im Plus. Das unterstreicht das Minus im letzten Quartal nochmal einmal deutlicher und besorgt mich offen gesagt, bezüglich des Standorts für mein Ladengeschäft sehr.
Grundsätzlich stellt sich schon die Frage, warum eine Fahrradstraße in eine Einkaufsstraße verlegt wird und mit viel Aufwand und Kosten der Autoverkehr umgeleitet werden muss, während der Fahrradweg ebenso und mit weitaus weniger Aufwand in die parallel verlaufende Fürstenbergerstraße, eine reine Wohnstraße, umgeleitet werden könnte. Dies macht rein logisch und auch im Sinne der Verkehrspolitik und -sicherheit schon mehr Sinn.
Für einen Großteil unseres Kundenstamms sind wir schlichtweg nur mit dem Auto zu erreichen. Aber auch zahlreiche andere Kunden sind auf das Auto angewiesen. Denkt man eigentlich auch an ältere und behinderte Menschen oder beispielsweise an die Tatsache, dass man 3 Weinkisten einfach nicht mit dem Fahrrad transportieren kann?! Durch den Wegfall vieler Parkplätze zugunsten von nicht genutzten Fahrradständern haben unsere Kunden eine stark eingeschränkte Möglichkeit zu parken. Ich habe viele meiner Stammkunden seit dem Herbst letzten Jahres nicht mehr gesehen.
Durch die Diagonalsperre an der Kreuzung Feldbergstraße/Wolfsgangstraße können uns viele Kunden nicht mehr oder nur durch einen umständlichen Umweg über die Fürstenbergerstraße erreichen. Wir haben viele Kunden aus dem südlichen Westend und der Weg über die Siesmayerstraße/Feldbergstraße ist unter anderem für viele dieser Kunden der Weg zu uns. Aber auch Kunden aus dem Diplomatenviertel oder Bockenheim erreichen uns über diese Einfahrtsstraße. Viele meiner Kunden tragen fast täglich Ihr Unverständnis dafür bei mir vor, viele habe ich gar nicht mehr gesehen.
Wir sind mit der Hilfe der Wirtschaftsförderung und der IHK hier in Gesprächen mit der Stadt, um wenigstens ein paar wenige Optimierungen für uns zu erreichen, aber grundsätzlich ist der Umbau einer Einkaufsstraße zur verkehrsberuhigten Fahrradstraße schon ein Widerspruch. Hier muss dringend ganz grundlegend etwas passieren.