Viele jüngere Menschen wissen nicht, dass es sich bei einem Toast Hawaii um einen urdeutschen Küchenklassiker handelt. Der beliebte Crowdpleaser betrat die kulinarische Weltbühne exakt am 20. Februar 1953 in der legendären TV-Kochshow von Clemens Wilmenrod, dem ersten deutschen Fernsehkoch, Schauspieler und Frauenschwarm. Schon kurz nach der Ausstrahlung der skurrilen Schwarz-Weiß-Kochsendung entstand ein regelrechter Hype um den bizarren kulinarischen Showstopper. Allerdings ist der erstaunliche Siegeszug des Toast Hawaii leicht zu erklären. Immerhin fusioniert der hochkalorische Comfort-Food-Klassiker extrem raffiniert verschiedene Feel-Good-Aromen und Konsistenzen miteinander. Der typische Toast-Hawaii-Geschmack aus buttrigem Toast, saftigem Schinken, erfrischender Ananas, süßer Cocktailkirsche und geschmolzenem Käse ist dabei so spezifisch, dass er mittlerweile sogar Teil der kollektiven Geschmackserinnerung einer ganzen Generation geworden ist. Die unverwechselbare Aromatik eines Toast Hawaii triggert das limbische System des menschlichen Cerebrums dabei dermaßen geschickt, dass den meisten teutonisch sozialisierten Ü40ern beim Verzehr eines Toast Hawaiis sofort mächtige neuronale Flashbacks durch den präfrontalen Cortex zucken und sie in ihrem Gedankenpalast fast unweigerlich zurück in die heile Welt ihrer Jugend reisen. In der Psychologie nennt man die assoziative Verknüpfung von olfaktorischen und gustatorischen Impressionen mit Emotionen den Proust- oder auch Madeleine-Effekt. Benannt ist der Proust-Effekt nach einer Szene im Buch „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ von Marcel Proust. Im Roman beschreibt Proust, wie der Ich-Erzähler von mächtigen Erinnerungen an seine Kindheit übermannt wird, als ihm frisch gebackene Madeleines und Tee serviert werden. Nun haben wir uns im FRANZISKA bekanntlich schon immer auf die Fahnen geschrieben, exakt diesen Proust-Effekt bei unseren Gästen triggern zu wollen. Damit ist ein Toast Hawaii natürlich ein geradezu perfektes Template für unsere FRANZISKA-Küchenphilosophie, fast vergessene deutsche Nostalgiegerichte auf eine aufregende und gourmetesque Art neu zu interpretieren, ohne uns dabei von Konventionen, Zutaten oder Techniken limitieren zu lassen. Exakt mit diesem Anspruch haben wir den legendären 50er-Jahre-Klassiker kürzlich einmal völlig neu gedacht. Das Resultat unserer Überlegungen ist ein miniaturisiertes Schinken-Ananas-Cordon-Bleu-Involtini, das wir auf einem buttrig gebratenen Brioche-Toast servieren. Begleitet wird das elaborierte Guilty-Pleasure-Sujet von einem hochkonzentrierten Amarena-Kirsch-Gel, geflämmten Karamell-Ananaswürfeln und einer authentischen Cocktailkirsche.
PS: Der Schinken für unseren neuen Toast Hawaii 2.0 stammt natürlich, wie alle von uns verwendeten Schweinefleischprodukte, vom Better-Bio-Hof May. Wer mehr über den fabelhaften Bio-Hof May erfahren möchten, finden unseren ausführlichen Bericht über den familiengeführten Vorzeigebetrieb unter dem hier angehängten Link…